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Marinefregatte Kanaris Kalamata
  • Die Marinefregatte Kanaris im Hafen von Kalamata transportiert die bisher geborgenen Opfer aus dem Schiffswrack des gesunkenen Flüchtlingsbootes vor Pylos.
  • Foto: IMAGO / ANE Edition

Schiffsunglück: Mehr als 100 Kinder unter Deck – alle ertrunken?

Es ist eine unfassbare Tragödie, die sich diese Woche vor dem griechischen Kalamata zugetragen hat – mal wieder: Bis zu 750 Menschen sollen sich auf einem gesunkenen Flüchtlingsboot befunden haben, bisher wurden nur etwas mehr als 100 gerettet. Nun gibt es Berichte, dass sich unter Deck vor allem Kinder und Frauen aufgehalten haben sollen. Vermutlich mussten fast alle von ihnen sterben.

Auch am Freitag gingen die Sucharbeiten weiter. Aber: Je länger die Bergungs-Mission dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, noch Menschenleben retten zu können. Dann die schockierende Nachricht, die die BBC als erstes verbreitete: Im Bauch des Schiffes sollen sich Frauen, darunter Schwangere, und Kinder versteckt haben.

Überlebende berichten von Schwangeren und Kindern unter Deck

„Die Überlebenden berichten uns, das im Inneren des Schiffs Kinder gewesen seien. Kinder und Frauen“, so der griechische Arzt Manolis Makaris, der zu den Erstbetreuern der Geretteten gehört. Zwischen 50 und 100 Kinder sollen es sein, sagte er dem britischen Sender. Vermutlich konnten sie sich nicht mehr aus dem Schiffsbauch befreien.

Insgesamt gehen die Behörden mittlerweile von 750 Menschen an Bord aus. Knapp 80 wurden tot geborgen, knapp über 100 bislang gerettet. Die Traumatisierten kamen in ein Auffanglager nahe Athen oder in Kliniken – die meisten mit Unterkühlungen.

Gerettete suchen ihre Frauen und Kinder

Dramatisch auch die Szenen am Festland, wo die Geretteten zunächst festgehalten wurden: Verzweifelte Angehörige, die unter Schock Bilder ihrer Liebsten auf dem Handy zeigen, fragen ob sie jemand gesehen hat. Die meisten der Flüchtlinge auf dem rostigen 30-Meter-Kahn sollen aus Syrien, Afghanistan und Pakistan stammen.

Kassem Abo Zeed war einer der Verzweifelten – er sucht seine Frau, die vermutlich ertrank. AP Associated Press
Schiffsunglück Kalamata
Kassem Abo Zeed war einer der Verzweifelten – er sucht seine Frau, die vermutlich ertrank.

Die Unglücksursache ist noch unklar. Vermutlich kam es zu einer Massenpanik, als der Schiffsmotor Donnerstag früh ausfiel. Das Boot kam ins Schwanken und kenterte sofort, so die Vermutung. Genaueres könnte schwer herauszufinden sein, die Unglücksstelle liegt über dem mehr als 5000 Meter tiefen Calypsotief.

Küstenwache in der Kritik: Wollte das Boot keine Hilfe?

Die Küstenwache nahm neun Schleuser fest, steht aber auch wegen Luftaufnahmen heftig in der Kritik: Diese zeigen Menschen auf dem Deck, die verzweifelt ihre Arme ausstrecken – die Küstenwache reagiert nicht.

Offizielle behaupteten, die Menschen hätten Hilfe abgelehnt, da sie nach Italien wollten – das Schiff war in Ägypten gestartet und nach einem Zwischenstopp in Libyen auf dem Weg dorthin. Der griechische Oppositionsführer Alexis Tsipras widersprach empört: Überlebende hätten ihm im Hafen von Kalamata gesagt, dass sie um Hilfe gerufen hätten.

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Kanzler Olaf Scholz sagte: „Das ist bedrückend und ruft uns (…) dazu auf, alles dafür zu tun, dass Menschen nicht diese gefährlichen Fluchtrouten wählen.“ (km/dpa)

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