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Öltanker „FSO Safer“
  • Der Öltanker „FSO Safer“ wird in einer spektakulären Aktion am Auslaufen gehindert.
  • Foto: picture alliance/dpa

Riskante Rettungsaktion: Dieser rostige Öltanker ist eine tickende Zeitbombe

Der Jemen ist arm und zerrissen, seit Jahren herrscht ein blutiger Bürgerkrieg in dem Land. Und neun Kilometer davor, im Roten Meer, dümpelt eine verrottete, hochgefährliche Zeitbombe: Ein schwimmendes Öllager, die „FSO Safer“. Ein Name wie Hohn, denn sicher ist hier nur eins: Wenn das Schiff auseinanderbricht, droht eine Umweltkatastrophe unfassbaren Ausmaßes. Jetzt haben die Vereinten Nationen eine beispiellose Aktion gestartet, um ein Disaster im letzten Moment abzuwenden.

An Bord der „Safer“, die unter Kontrolle der Huthi-Rebellen ist, befinden sich 1,1 Millionen Barrel Öl. Seit 2015 wurde das 350 Meter lange Schiff nicht mehr gewartet – auch der Tanker ist sozusagen ein Opfer des Krieges. Doch wenn der völlig marode Tanker zerbricht, hätte das entsetzliche Folgen für Natur und Menschen: An Bord befindet sich ungefähr vier Mal so viel Öl wie in der „Exxon Valdez“. Der Tanker lief 1989 vor Alaska auf Grund, verursachte eine der größten Umweltkatastrophen der Seeschifffahrt.

UN-Schiff pumpt Öl von marodem Tanker ab

Um dieses Szenario zu verhindern, ist jetzt das UN-Schiff „Nautica“ vor Ort eingetroffen. In den kommenden Tagen soll das Öl der „Safer“ auf den Supertanker abgepumpt werden werden. Ob es glückt, die Katastrophe zu verhindern? Ungewiss. Das Schiff könnte jederzeit zerbrechen, explodieren oder Feuer fangen, befürchten Experten. Das Risiko dafür sei sehr hoch, sagte UN-Projektleiter Mohammed Mudawi in der „Tagesschau“. Die extreme Hitze, veraltete Rohre des Schiffes und Seeminen in der Nähe machen die Aktion noch riskanter.

„Eine solche Aktion ist ein absolutes Novum für die Vereinten Nationen“, so Deike Potzel, sie ist Abteilungsleiterin für Krisenprävention, Stabilisierung, Friedensförderung und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt. Die Expertin ist vorsichtig optimistisch: „Die Situation auf dem Schiff ist zum Glück nicht ganz so kritisch, wie wir befürchten mussten“. Trotzdem: Ein Restrisiko bestehe immer – selbst nach dem Abpumpen, weil etwas Restöl an Bord bleibt. „Bei aller Vorsicht bleibt es eine hochkomplexe und gefährliche Aktion“, sagt Deike Potzel.

Die „FSO Safer“ diente als schwimmendes Öllager

Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Eigentlich war die „FSO Safer“ ein schwimmendes Lager- und Entladeterminal für Öl, deshalb liegt das Schiff vor der strategisch wichtigen Stadt Hodeiah. Doch seit 2015 der Bürgerkrieg im Jemen begann, kümmerte sich niemand mehr darum, der 45 Jahre alte Tanker rottete vor sich hin.

Die Aktion, die jetzt begonnen hat, musste lange und aufwändig vorbereitet werden. 2022 hatten die UN und die Niederlande Geld gesammelt. Die Gesamtkosten wurden auf 144 Millionen Dollar taxiert. Deutschland liegt mit gut zwölf Millionen auf Rang drei der Geberländer, hinter Saudi-Arabien (18 Millionen) und den Niederlanden (15 Millionen). Die Kosten in dem Fall, dass das Öl ausläuft, werden auf 20 Milliarden Dollar geschätzt. Abgesehen davon wäre die entstehende Ölpest für die Umwelt absolut fatal.

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Das Abpumpen wird ungefähr drei Wochen dauern – wenn alles gut geht. Laut Expertin Potzel sieht die Bundesregierung die Mission „als Beispiel dafür, wie eine gemeinsame Lösung für ein wirklich großes Problem gelingen kann“. Man solle zwar nicht zu sehr darauf setzen, „dass das jetzt einen großen Wendepunkt bedeutet. Aber es ist mit Sicherheit ein gutes Zeichen.“

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