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Bad Schandau Fasching Regenbogenmann Marterpfahl
  • Bei vielen Menschen sorgte der an einen Marterpfahl gebundene Mann im Regenbogen-Anzug für Entsetzen.
  • Foto: Screenshot Youtube

Regenbogen-Mann am Marterpfahl: Kritik nach Faschingsumzug in Sachsen

Berechtigte Narrenfreiheit oder völlig daneben? Darüber wird im Netz nach einem Faschingsumzug mit fragwürdigen Figuren in der Sächsischen Schweiz diskutiert. Es ist nicht das erste Mal, dass Sachsen bei diesem Thema in den Fokus rückt.

Wie auf einem Video von der Schifferfastnacht in Bad Schandau, die von der Schiffergesellschaft „Elbe“ Prossen e. V. organisiert wurde, zu sehen ist, tanzen auf dem Wagen als amerikanische Urweinwohner verkleidete Narren zu typischer Faschingsmusik. Ein Holzschild zeichnet das Gespann als „Asyl-Ranch“ aus, auf einem Banner an der Seite ist zu lesen: „Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland“. Eine Anspielung auf die sehr hitzige Diskussion um Winnetou, kulturelle Aneignung und die sogenannte Cancel-Culture aus dem vergangenen Jahr.

Das, was die Nutzer auf Twitter aber vor allem entsetzt, ist in der Mitte des Wagens zu sehen: ein Mann in einem Regenbogen-Anzug, der an einem Marterpfahl festgebunden ist. Zur Erinnerung: An Marterpfählen folterten Stämme amerikanischer Ureinwohner einst ihre Feinde und stellten sie erniedrigend zur Schau. Auf dem Wagen wird somit der Mann in Regenbogenfarben – das weltweite Symbol für die Akzeptanz von LGBTQ-Menschen – als „Opfer“ dargestellt.

Faschingsumzug in Sächsischer Schweiz in der Kritik

Auch Lokalpolitiker bekamen Wind von dem mittlerweile viel diskutierten Wagen, der am vergangenen Wochenende durch Sachsen zog. So schrieb der Dresdner Stadtrat und SPD-Landesvorstand Stefan Engel auf Twitter kritisch: „Wie eine Gegend trotz großartiger Landschaft ihre Zukunft verspielt.“ Grünenpolitikerin Lydia Engelmann: „Was ja die wenigsten wissen: Sachsen feiern gern Fasching“ und weiter: „Leider bestätigen die Narren in Prossen ein anderes sächsisches Klischee nur zu gern: Die Sachsen sind (in Teilen) (r)echte Idioten.“

Und was sagen die Organisatoren zu dem ganzen Wirbel? Jens George, Vorsitzender der Schiffergesellschaft „Elbe“ sagt dem „Spiegel“: „Das ist alles von der Meinungsfreiheit gedeckt.“ Es gebe jedes Jahr irgendein Motiv, über das sich die Leute aufregen. In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass Sachsen mit Faschingsmotiven negativ in die Schlagzeilen gerät.

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2015 gab es bereits Diskussionen um mehrere Männer und Frauen mit schwarz angemalten Gesichtern, die auf einem Faschingswagen durch einen sächsischen Ort zogen. Auf Schildern stand damals „Reisefreudige Afrikaner“. Ebenfalls in Prossen wurden 2020 abgetrennte Puppenköpfe präsentiert, die Greta Thunberg darstellen sollten. Und: In der Erzgebirgs-Gemeinde Jahnsdorf hatte der lokale Karnevalsverein vor vier Jahren mit einem Flyer für eine Party geworben, auf der Personen in Nazi-Uniformen zu sehen waren. (alp)

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