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Einer der 18 angeklagten Männer (l.) mit seinem Anwalt.
  • Einer der 18 angeklagten Männer (l.) mit seinem Anwalt.
  • Foto: imago/Belga

Urin, Fischöl, Eiswasser: Student stirbt bei brutalem Aufnahmeritual

Er musste ungenießbare Lebensmittel verzehren, in eiskaltem Wasser ausharren und andere grausame Dinge erleiden. Das brutale Aufnahmeritual einer Studentenverbindung führte zum Tod eines 20-Jährigen. Nun beginnt der Prozess.

Ein 20-Jähriger bewirbt sich bei einer Studentenverbindung und findet dort keine neuen Freunde, sondern den Tod. Bei einem grausamen Aufnahmeritual musste der Student Medienberichten zufolge Unmengen an Alkohol und Fischöl trinken, auf ihn wurde uriniert und er musste stundenlang in kaltem Wasser ausharren. Der Körper des jungen Mannes hält die Strapazen nicht aus: Im Krankenhaus stirbt er wenig später.

20-Jähriger stirbt bei brutalem Aufnahmeritual

18 Männer müssen sich vor dem Landgericht Hasselt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und der Verabreichung schädlicher und tödlicher Substanzen verantworten, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte. Am ersten Prozesstag werden demnach am Freitag Details zum weiteren Prozessablauf besprochen. Neben der Diskussion um die Brutalität dieses Rituals hat der Fall in Belgien auch eine Debatte über Rassismus ausgelöst, weil das Opfer schwarz war und in einer elitären weißen Verbindung mitmachen wollte.

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Die Studentenverbindung „Reuzegom“ aus der Universitätsstadt Löwen östlich von Brüssel hatte das Aufnahmeritual am 5. Dezember 2018 organisiert. Unter den Mitgliedern wurde es als „Taufveranstaltung“ bezeichnet, an der neben dem 20-Jährigen auch zwei weitere Neulinge teilnahmen. Sie wollten Mitglieder der prestigeträchtigen Verbindung werden. Doch dafür mussten sie Fürchterliches über sich ergehen lassen.

Das 20-jährige Opfer musste Unmengen Alkohol trinken. Belgische Medien schreiben, dass die drei Anwärter von den älteren „Reuzegom“-Mitgliedern mehrfach angepinkelt wurden. Nachts sei der Wasserhahn im Zimmer des Opfers abgestellt worden, damit er nicht gegen seinen Alkohol-Kater antrinken konnte.

Organversagen! Student stirbt nach Tortur

Am Tag darauf folgten weitere Strapazen: Nach Informationen der belgischen Zeitung „De Standaard“ musste das Opfer bei Außentemperaturen von sechs Grad mit seinen beiden Mitstreitern halb nackt in einer mit Wasser befüllten Grube verharren. Den jungen Männern seien dabei Fragen gestellt worden. Bei einer richtigen Antwort gab es Wasser – bei einer falschen mussten sie unappetitliche Lebensmittel verspeisen. Der 20-Jährige musste Unmengen an Fischöl trinken. Einem lebenden Aal musste er demnach den Kopf abbeißen. Die Mitglieder der Verbindung müssen sich vor Gericht daher auch wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzrecht verantworten.

Der Gesundheitszustand des jungen Mannes verschlechterte sich mit den Strapazen zunehmend, wie „De Standaard“ berichtet. Am Abend des zweiten Tages wurde er bewusstlos und unterkühlt ins Krankenhaus gebracht. Seine Körpertemperatur war nach Angaben der Zeitung auf 27,2 Grad gesunken – ein lebensbedrohlicher Zustand. Am 7. Dezember 2018 starb er an den Folgen der Tortur – mehrere Organe hatten versagt.

Fall löst über Landesgrenze hinweg Entsetzen aus

Der Fall des Studenten löste in Belgien und darüber hinaus Bestürzen und Rassismus-Diskussionen aus. Schüler hielten Mahnwachen. Die „New York Times“ schrieb von einem zunehmenden Rechtsruck und rassistischen Tendenzen in der belgischen Region Flandern, in der die Verbindung beheimatet war. Später tauchten Videos, Bilder und Chat-Verläufe auf, die Mitglieder der Verbindung bei rassistischen Gesängen und Äußerungen zeigen sollen.

UN-Menschenrechtsexperten warnten 2019 in einem Bericht, dass Bürger afrikanischer Herkunft in Belgien immer noch Rassismus und Diskriminierung erlebten. Es sei bewiesen, dass dies auch in belgischen Institutionen verbreitet sei.

Die Universität in Löwen zeigte sich nach dem Tod des Studenten „tief erschüttert“. Anfang 2019 leitete sie Disziplinarverfahren gegen einige Studenten ein. Sieben seien für mehrere Jahre von der Hochschule verwiesen worden, einige von ihnen für immer, teilte die Uni damals mit. Die Studentenverbindung hat sich nach dem tödlichen Ritual aufgelöst. (vd/dpa)

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