x
x
x
El Salvador Haft Gefängnis
  • In dem Gefängniskomplex haben 40.000 Insassen Platz.
  • Foto: picture alliance/dpa/Presidencia El Salvador

Platz für 40.000 Insassen: Hier steht jetzt das größte Gefängnis der Welt

Bringt der Mega-Knast endlich den Sieg über die Banden? In El Salvador sollen Bandenmitglieder künftig in einem neuen großen Gefängniskomplex untergebracht werden – bis zu 40.000 Gefangene können hier weggesperrt werden. Die Regierung hofft dadurch, die Gewalt der kriminellen Banden weiter einzudämmen.

Auf 165 Hektar und streng bewacht von 850 Polizisten und Soldaten sollen die Insassen auf der nun fertig gestellten Anlage, die das größte Gefängnis der Welt ist, ihre Haft absitzen. El Salvadors Präsident Nayib Bukele präsentierte am Mittwoch bei einem Rundgang in einem Video, das landesweit im Fernsehen des mittelamerikanischen Landes ausgestrahlt wurde, den neuen Mega-Knast. Die Haftanlage in Tecoluca, rund 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt San Salvador, sei ein wesentlicher Faktor, um den Kampf gegen die gewalttätigen Banden vollständig zu gewinnen, schrieb der konservative Bukele auf Twitter.

Mega-Knast in El Salvador hat Platz für 40.000 Insassen

Kriminelle Banden wie Mara Salvatrucha oder Mara Barrio Dieciocho haben San Salvador seit Jahrzehnten im Griff. Sie morden, erpressen Schutzgelder oder rekrutieren Jugendliche mit Zwangzwang. Die Mordrate in El Salvador gehörte bis vor Kurzem zu den höchsten der Welt. Erst im März vergangenen Jahres brachte die Bande „Pandillas“ an nur einem Wochenende 86 Menschen in dem kleinen Land um. Präsident Bukele erklärte daraufhin den Ausnahmezustand in dem Sechs-Millionen-Einwohner-Land – der bis heute gilt.

Die Maßnahme zeigte Erfolg: Seitdem darf die Polizei jeden einsperren, der ihr verdächtig vorkommt. 56.000 echte, aber auch vermeintliche Bandenmitglieder sitzen bereits im Gefängnis, die Mordrate sank drastisch. Gleichzeitig stiegen auch Bukeles Zustimmungswerte, im Dezember bewegten sie sich um die 90 Prozent. Nun der Mega-Knast als weiterer, drastischer Schritt im Kampf gegen die Banden.

Aktivistin: Keine echten Gerichtsverfahren für die Festgenommenen

Doch es gibt auch große Schattenseiten des harten Kurses des Präsidenten: Menschenrechtsaktivist:innen betonen immer wieder, dass die Festnahmen oft völlig willkürlich geschehen und viele Unschuldige einfach so verschwinden. Sie werden in El Salvador „Desaparecido“, die Verschwundenen, genannt. So sagt Rina Monti von der NGO Christosal, die den Verschollenen nachgeht, gegenüber „Deutschlandfunk Kultur“, dass keiner der Festgenommenen ein echtes Gerichtsverfahren bekomme.

Das hier könnte Sie auch interessieren: Nach 30 Jahren Flucht: Meistgesuchter Mafia-Boss Italiens verhaftet

Häufig reiche ein verdächtiges Tattoo, um verhaftet zu werden. „Nachdem man festgenommen wird, darf man eigentlich nur für 15 Tage während der Ermittlungen festgehalten werden. Aber wegen des Ausnahmezustandes werden alle Angeklagten automatisch für ein halbes Jahr eingesperrt“, so Christosal. Laut der Datenbank der Non-Profit-Organisation „World Prison Brief“ hat El Salvador mit einer Gefangenenrate von 605 pro 100.000 Einwohner bereits mehr Inhaftierte als jedes andere Land, fast 40.000 Menschen sind demnach im Gefängnis. Also genau so viele, wie jetzt im neuen Gefängnis erneut Platz haben. (alp/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp