Titan Tauchboot
  • Wo ist die „Titan“? Experten haben immer weniger Hoffnung, die Passagiere zu retten.
  • Foto: picture alliance/dpa/OceanGate Expeditions

Ehemaliger Passagier der „Titan“: „Es muss mit jeder Stunde grausamer werden“

Die Hoffnung, dass das Drama für die fünf Männer an Bord des Tauchboots „Titan“ einen glücklichen Ausgang nimmt, sinkt wie ein Stein im Wasser. Auch, wenn sonare Klopfgeräusche identifiziert wurden, die von den Vermissten stammen könnten: Eine konkrete Spur gibt es nicht. Wie es sich anfühlen mag, in dem winzigen Boot gefangen zu sein, das können nur sehr wenige Menschen ansatzweise nachempfinden. Das sagen ehemalige Passagiere, die den Trip zur Titanic unternommen haben.

Der Chef des „Titan“-Betreibers Oceangate Expeditions, Stockton Rush, und der französische „Titanic“-Experte Paul-Henry Nargeolet, beide an Bord, sind keine unzuverlässigen Kerle, da sind sich Experten einig. „Das sind hochprofessionelle Leute“, sagte der britische Öl-Manager Oisin Fanning, der die Tour gefahren ist, der BBC. „Sie werden vom ersten Tag an Energie gespart haben. Es würde mich also nicht wundern, wenn die Aktion viel länger andauern würde, denn sie wissen genau, was zu tun ist.“

Dik Barton, der erste britische Taucher am „Titanic“-Wrack, nannte Nargeolet einen „äußerst fähigen Tauchboot-Piloten“, der schon Dutzende Male tief unten am TItanic-Wrack war. „Ich habe gewaltigen Respekt vor ihm und seinen Fähigkeiten“, sagt er.

Ein anderer ehemaliger Passagier gesteht, wie sehr ihn das Drama mitnimmt: „Titanic“-Fan Arthur Loibl aus Straubing in Niederbayern verfolgt die Suche nach den Vermissten „extremst intensiv“, wie er sagt. Denn: 2021 ist er als einer der ersten Mitfahrer mit dem Mini-U-Boot zur „Titanic“ abgetaucht.

Ehemaliger Passagier: „Angst darf man nicht haben“

Er kennt Nargeolet und Stockton persönlich, schätzt beide. Es müsse für die Besatzung schrecklich sein: „Man sitzt auf engstem Raum, dicht nebeneinander, die Füße übereinander.“ Es gebe keine Toilette und nach so langer Zeit dürften Wasser und Essen ausgehen. „Man muss verrückt sein und das Abenteuer lieben“, sagte er über den Trip. „Angst darf man nicht haben.“

Arthur Loibl (rechts) 2021 an Bord des Tauchboots. Links der vermisste Titanic-Experte Paul-Henry Nargeolet und Stockton Rush, der ebenfalls vermisste Chef der Firma. ArthurLoibl
Arthur Loibl (rechts) 2021 an Bord des Tauchboots. Links der vermisste Titanic-Experte Paul-Henry Nargeolet und Stockton Rush, der ebenfalls vermisste Chef der Firma.

Als er damals abgetaucht sei, hätten drei Amerikaner mitfahren wollen, die es sich jedoch im letzten Moment anders überlegt hätten. Ihnen erschien die „Titan“ nicht sicher. Auch Loibl bemerkte, das nicht alles nach Plan lief: „Wir hatten seinerzeit erhebliche Probleme mit der Elektrik, mit den Batterien“, sagte er zu „Tagesschau 24“. Er räumt ein: „Es gab zeitweise den Gedanken, dass es ein bisschen primitiv war“.

Situation an Bord der „Titan“: „Es ist sehr eng, es ist dunkel“

Die Situation an Bord – absolut klaustrophobisch: „Sie müssen sich vorstellen, die Sitzfläche ist ungefähr 2,5 Meter lang. Man kann nur sitzen, man kann weder stehen noch knien. Und man darf keine Berührungsängste haben, weil ja die Füße übereinanderstehen. Es ist sehr, sehr eng, es ist dunkel – man darf keine Platzangst haben“, so Loibl.

Ihn nimmt der Gedanke an die Vermissten persönlich extrem mit: „Mit jeder Stunde, die verrinnt, muss es immer grausamer werden. Ich will mir die Situation gar nicht vor Augen führen. Es muss grausam sein, was die Leute gerade mitmachen.“

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Viel Hoffnung haben Experten nicht – trotz der Klopfgeräusche, die registriert wurden: „Die Berichte, die ich aus Amerika gehört habe, besagen, dass diese Geräusche wieder verstummt sind“, sagt Loibl. „Hoffen wir auf das Allerbeste. Natürlich kann man solche Geräusche lokalisieren, aber dann müssen sie das U-Boot auch noch nach oben bringen. Das darf man nicht vergessen.“

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