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Paraiso Verde Paraquay
  • Auf einem Instagram-Foto sind Bewohner:innen des „Paraiso Verde“ zu sehen.
  • Foto: Instagram/paraiso_verde_py

Paraguay: Einreiseregeln machen deutscher Querdenker-Kommune das Leben schwer

Paraguay, das gelobte Land? Zumindest für zahlreiche Impfgegner:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie haben sich in dem südamerikanischen Land eine eigene Querdenker-Kommune aufgebaut – und erschaffen hinter den Mauern eine Parallelwelt mit teils gefährlichem Gedankengut. Aber: Verschärfte Einreiseregeln könnten den Traum vom Paradies der Ungeimpften bald platzen lassen.

Einige Kilometer von der Kleinstadt Caazapá entfernt, in einer der ärmsten Regionen Paraguays liegt „El Paraiso Verde“ – das grüne Paradies. Auf 1600 Hektar wohnen hier mittlerweile 150 Migrant:innen aus dem deutschsprachigen Ausland, die eine andere Welt wollen. Auf dem YouTube-Kanal der Siedlung heißt es in einem Video: „Fernab des weltweiten politischen Wahnsinns erschaffen sich unbeugsame, aufgewachte Menschen ihr eigenes Paradies.“

Österreichisches Paar gründet „El Paraiso Verde“

Aussteiger:innen sollen sich hier von „sozialistischen Trends der derzeitigen ökonomischen und politischen Situation auf der Welt“ befreien und frei von „5G-Strahlen, Chemtrails, fluoridiertem Grundwasser und der Impfpflicht“ leben, so das österreichische Gründerpaar Erwin und Sylvia Annau, ehemalige Scientology-Anhänger. Erwin Annau unterstreicht dort: „Ich bin Querdenker, so lange ich denken kann.“ Die über 6500 Abonnent:innen ihres YouTube-Kanals versorgen sie regelmäßig mit Falschinformationen und Verschwörungstheorien, die Pandemie bezeichnen die Annaus als „eine große Lüge“.

Doch es sind nicht nur die gängigen, verschwörungsideologischen Gedanken, die Querdenker:innen auch hierzulande verbreiten: Neben der „Gesundheitsdiktatur“ wollen die Annaus die Menschen im „Paraiso Verde“ auch vor Muslimen schützen. In einer Ansprache vor Mitgliedern der paraguayischen Regierung 2017 nannte Erwin Annau „überbordende Immigration“ als einen der wichtigsten Gründe für seine Auswanderung.  „Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland. Wir sind aufgeklärte Christen und wir machen uns Sorgen um unsere Töchter.“ Gelockt werden sollen auswanderungswillige Querdenker:innen auf der Website unter anderem hiermit: „Haben Sie genug von integrations-unwilligen Wirtschaftsflüchtigen?“

Die sollen im grünen Paradies draußen bleiben und nicht in den Genuss des geplanten 100 Kilometer langen Straßennetzes, der künstlich angelegten Seen oder des 40 Hektar großen Urwaldes kommen. Eine Schule, die an „anthroposophische Ideen angelehnt ist“, ist bereits im Aufbau, ebenso gibt es die Idee einer eigenen Universität. Das Gründerpaar bezeichnet ihr „Paradies“ bereits als „das größte Stadtentwicklungs- und Siedlungsprojekt Südamerikas“, bis zu 3000 „aufgewachte“ Menschen sollen hier Platz finden. An anderer Stelle ist sogar von rund 20.000 Menschen die Rede.

Paraguay verschärft Einreiseregeln

Schon länger zieht es Impfverweigerer:innen und neue, radikale Rechte nach Paraguay, in entsprechenden Telegram-Gruppen gilt das südamerikanische Land als heißer Kandidat beim Thema Auswanderung. Vor allem die einst recht laschen Corona-Auflagen, der große Anteil Ungeimpfter in der Bevölkerung und niedrige Lebenshaltungskosten galten unter Querdenkern als verlockend. Neben Caazapá gab es auch an anderen Orten in Paraguay Zuwachs an deutschen Auswanderer:innen, wie etwa in der Hauptstadt Asunción und dem deutschsprachigen Dorf Hohenau. Darüber berichteten bereits der „Guardian“ und die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ).

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Aber mittlerweile hat auch die paraguayische Regierung auf den Ansturm der Querdenker reagiert – und die Corona-Maßnahmen zur Einreise deutlich verschärft. Jeder, der nach Paraguay einreisen will, muss einen gültigen Nachweis über seinen Impf – oder Genesenenstatus vorlegen, berichtet die „Tagesschau“. Auch Einwanderer:innen haben in der Regel kein permanentes Bleiberecht – und müssen demnach geimpft sein, wenn sie einreisen wollen. Somit können auch Querdenker, die bereits in Paraguay sind, ohne Impfung nicht mehr zurückkehren, wenn sie das Land zwischenzeitlich verlassen. Es könnte eng werden für das „Paraiso Verde“.

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