Neue Omikron-Impfstoffe: Was Sie jetzt wissen müssen
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am Donnerstag den Weg für zwei an die BA.1. Omikron-Variante angepasste Impfstoffe für Menschen ab zwölf Jahren freigemacht, eine Stiko-Empfehlung steht derzeit noch aus. Fachleute zeigten sich im Hinblick auf die Vakzine skeptisch. Doch für wen eignen sich die Impfstoffe überhaupt und wann sollte man sich impfen lassen?
Welche Impfstoffe wurden freigegeben? Bei den Impfstoffen geht es um bivalente mRNA-Präparate, die auf die ursprüngliche Sars-CoV-2-Variante und auf die Omikron-Sublinie BA.1 angepasst sind. BA.1 spielt hierzulande zwar keine Rolle mehr, Experten glauben aber, dass die neuen Vakzine auch einen Vorteil gegen den derzeit dominierenden Subtyp BA.5 bringen.
An Omikron angepasste Impfstoffe: Ab Anfang September beim Arzt
Wer soll sich impfen lassen? Leif Sander, Impfstoff-Experte der Berliner Charité und Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung: „Die neuen angepassten Impfstoffe kommen für die Gruppen in Frage, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) bereits eine zweite Booster-Impfung empfiehlt. Das sind Personen über 60, Gruppen mit Risikofaktoren und Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die bislang noch keine vierte Impfung bekommen haben“. Für Jüngere ist es vor allem sinnvoll, sich impfen zu lassen, um eine länger zurückliegende Immunisierung aufzufrischen – und geschützt in den Herbst und Winter zu gehen. Aber: Fachleute betonen, dass der Abstand zur vorangegangenen Impfung etwa vier bis sechs Monate betragen sollte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet eine Woche nach der Zulassung der neuen Impfstoffe mit einer generellen Stiko-Empfehlung.
Wie wirksam sind die Impfstoffe? Viele Daten gibt es bisher zur Wirksamkeit noch nicht. So fehlen Informationen zum tatsächlichen Schutz vor symptomatischer Infektion, schwerer Erkrankung und Tod. Aber: Erste klinische Studiendaten zeigten, dass eine Booster-Impfung mit den angepassten Vakzinen eine deutliche stärkere Immunreaktion auslöste als die bestehenden Impfstoffe. Dabei schnitten sie auch gegen die Varianten BA.4 und BA.5 gut ab – allerdings in geringerem Maße als gegen BA.1.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Die häufigsten Nebenwirkungen bei Studienteilnehmer:innen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Schüttelfrost.
Ist es besser, auf die an BA.4 und BA.5. angepassten Impfstoffen zu warten? Dies ist derzeit noch eine persönliche Risikoabwägung. Leif Sander plädierte dafür, den jeweils aktuellsten verfügbaren Impfstoff für den größtmöglichen Zusatznutzen zu nehmen – „also den, der besonders nah an der zirkulierenden Variante dran ist“. Wenn demnächst noch die an die derzeit zirkulierenden Sublinien BA.4/BA.5 angepassten Impfstoffe kämen, präferiere er diese. „Man muss aber auch sagen: Es gibt wahrscheinlich keine riesengroßen Unterschiede zwischen den Impfstoffen.“
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Ab wann kann man sich beim Arzt impfen lassen? Die niedergelassenen Ärzt:innen sollen erstmals am kommenden Montag die beiden BA.1-Impfstoffe bestellen können. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sollen erste Dosen voraussichtlich noch am Donnerstag oder Freitag derselben Woche an die Praxen ausgeliefert werden, die reguläre Belieferung soll am 12. September starten. (alp/dpa)