Neue Mutation in Frankreich entdeckt: Was über B.1.640.2 bekannt ist
Sie sind die große Unbekannte in der Pandemie: Mutationen des Coronavirus. Wie viele wird es noch geben? Wie gefährlich können sie uns werden? Wie wirksam sind unsere Impfstoffe? Das Auftauchen von Omikron hat bereits gezeigt, dass ein Ende der Pandemie durch neue Varianten in weite Ferne rücken könnte. Nun sorgen Berichte über eine neue Mutation in Frankreich für Beunruhigung.
Ihr wissenschaftlicher Name: B.1.640.2. Zuerst entdeckt wurde die neue Variante des Coronavirus in Südfrankreich – und zwar schon vor rund einem Monat. Gefunden haben sie Wissenschaftler des Forschungsinstituts IHU Méditerranée Infection, an dem Expertinnen und Experten sich mit Bakterien und Viren beschäftigen. Sie haben nun auch eine erste Studie dazu vorgelegt.
Sie sind die große Unbekannte in der Pandemie: Mutationen des Coronavirus. Wie viele wird es noch geben? Wie gefährlich können sie uns werden? Wie wirksam sind unsere Impfstoffe? Das Auftauchen von Omikron hat bereits gezeigt, dass ein Ende der Pandemie durch neue Varianten in weite Ferne rücken könnte. Nun sorgen Berichte über eine neue Mutation in Frankreich für Beunruhigung.
Ihr wissenschaftlicher Name: B.1.640.2. Zuerst entdeckt wurde die neue Variante des Coronavirus in Südfrankreich – und zwar schon vor rund einem Monat. Gefunden haben sie Wissenschaftler des Forschungsinstituts IHU Méditerranée Infection, an dem Expertinnen und Experten sich mit Bakterien und Viren beschäftigen. Sie haben nun auch eine erste Studie dazu vorgelegt.
Einen internationalen Namen hat die Mutation noch nicht. Sie ist ebenfalls noch nicht bei der Weltgesundheitsorganisation WHO gelistet.
Der Index-Patient von B.1.640.2 kam aus Kamerun nach Frankreich zurück
Wie viele Menschen sich bereits mit der Mutation, die bislang als „IHU-Variante“ bezeichnet wird, infiziert haben, ist unklar. Eine umfassende Genom-Sequenzierung wie sie etwa in Dänemark und Großbritannien stattfinde, führe Frankreich nicht durch, erklärte der französische Journalist Vincent Glad jüngst auf Twitter.
Im Interview mit „Franceinfo“ am 10. Dezember sagte Philippe Colson, ein an der Erforschung von B.1.640.2 beteiligter Professor, es seien zwölf Fälle bestätigt, mehrere weitere stünden unter Verdacht. Alle seien in der Stadt Forcalquier entdeckt worden, einer Kleinstadt mit rund 5000 Einwohnern rund 100 Kilometer nordöstlich von Marseille.
Aus Forcalquier stammt auch der sogenannte Index-Patient, also der Mensch, bei dem die IHU-Variante zuerst festgestellt wurde. Laut Professor Colson sei der Mann nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Kamerun Mitte November positiv getestet und bei einer Genom-Analyse schließlich der neue Virustyp festgestellt worden.
Stammt die IHU-Variante also aus dem zentralafrikanischen Staat? Das sei „wahrscheinlich“, heißt es in einer aktuellen Studie von Colson und anderen Wissenschaftlern, die am Montag als sogenannter Preprint veröffentlicht wurde. Preprint bedeutet: Die Ergebnisse wurden noch nicht von anderen Forschenden überprüft und gegebenenfalls ergänzt.
IHU-Variante B.1.640.2 hat viele Mutationen
Aber wie gefährlich ist B.1.640.2 nun? Das ist noch unklar. Sicher ist: Die Analyse der Wissenschaftler ergab insgesamt 46 Mutationen der Genome, 14 davon am Spike-Protein. Zum Vergleich: Omikron hat 30 Mutationen am Spike-Protein.
Dass Viren mutieren, ist normal. Auch vom Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es bereits mehrere Mutationen, die vielerorts auf der Welt den Wildtyp des Virus bereits komplett verdrängt haben. Manche von ihnen sind potenziell gefährlicher, etwa weil sie ansteckender sind – wie etwa Omikron –, andere verlieren durch Mutationen an Gefährlichkeit.
Ob die IHU-Variante zu schwereren Verläufen als etwa Delta, Omikron und andere Varianten führt, ist derzeit noch unklar. Der dänische Analyst Oliver Alexander stellte jedoch auf Twitter fest, dass die tägliche Hospitalisierungsrate in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, in der auch Forcalquier liegt, derzeit „viel schneller steigt als im nationalen Schnitt“. Auch die Rate der täglichen Aufnahmen von Patienten auf Intensivstationen steige schneller als im Landesvergleich – wobei die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region genauso hoch sei wie im Rest Frankreichs. Das könnte, sollte B.1.640.2 dort bereits großflächig verbreitet sein, auf einen potenziell schwereren Verlauf hindeuten – muss es aber nicht.
Colson und seine Kollegen warnen in ihrem Preprint ebenfalls: „Es ist zu früh, anhand dieser zwölf Fälle über virologische, epidemiologische oder klinische Merkmale der IHU-Variante zu spekulieren.“ Gleichwohl zeigten die Forschungserkenntnisse aber „einmal mehr die Unvorhersehbarkeit des Aufkommens neuer SARS-CoV-2-Varianten und deren Einschleppung aus dem Ausland und veranschaulichen die Schwierigkeit, eine solche Einschleppung und anschließende Verbreitung zu kontrollieren.“
Es werden wohl noch weitere Corona-Mutationen kommen
Denn klar ist: Solange es keine flächendeckende, globale Immunisierung durch Impfungen oder Infektionen gibt, werden immer wieder neue Corona-Mutationen entstehen. Einige von ihnen werden womöglich auch trotz Immunisierung zu Ansteckungen führen – genau wie B.1.640.2: Der aus Kamerun nach Frankreich eingereiste Index-Patient war bereits geimpft, heißt es im Preprint.
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Tatsächlich bilden sich in Regionen, in denen die Impfquote niedrig ist, oft neue Varianten aus – das Virus kann dort nämlich meist ungehemmter zirkulieren und dabei mutieren. Die Delta-Variante etwa, die vor Omikron die dominierende Mutation war, hatte ihren Ursprung vermutlich in Indien, das zu diesem Zeitpunkt eine extrem niedrige Impfquote hatte. Das trifft nun auch auf Kamerun zu – dort haben bislang nicht einmal drei Prozent der Menschen mindestens eine Impf-Dosis erhalten. Nur gut zwei Prozent sind vollständig gepikst.
Darum sind in Ländern wie Kamerun bislang nur sehr wenige Menschen geimpft
Bislang halten die Hersteller der gängigen, international zugelassenen Impfstoffe ihre Patente unter Verschluss. Bedeutet: Die Produktion und Verteilung der Impfstoffe kann ausschließlich von ihnen gesteuert werden – was eine klare Limitation bedeutet. Nord- und südamerikanische sowie europäische Länder, Neuseeland und Australien haben bislang die meisten Dosen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Co. bekommen. Afrikanische Länder haben dagegen kaum Impfstoff erhalten.
Das Problem: Länder wie Kamerun können sich den Einkauf der teuren Vakzine meist schlicht nicht leisten. Die meisten afrikanischen Staaten sind daher stark abhängig von Impfstoff-Spenden durch die sogenannte Covax-Initiative. Sie ist eine Einkaufsgemeinschaft mit der Idee, dass reiche Länder wie etwa Deutschland für den Impfstoff der ärmeren mitzahlen oder nicht benötigte Dosen entsprechend weiterreichen.
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Doch Covax ist keine Erfolgsgeschichte: Bis kurz vor Weihnachten hatte die Initiative erst 722 Millionen Impfdosen nach Afrika ausgeliefert – viel zu wenig. Zudem ließen die Lieferungen nach Angaben der WHO oft lange auf sich warten. Und: Ein Teil des Material werde kurz vor Ablaufdatum nach Afrika geschickt, was eine zeitgerechte Verteilung kompliziert mache, kritisiert die WHO. In den meisten afrikanischen Staaten liegt die Zahl der vollständig geimpften Menschen derzeit im niedrigen zweistelligen Bereich.