Vegane Fleischerei Dresden
  • Dunkle Wände, weiße Fliesen, eine große Kühltheke und der Schriftzug „Friends not Food.“: Alle Filialen sind gleich eingerichtet – hier die „vegane Fleischerei“ in Dresden.
  • Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Vegane Fleischerei in Sachsen: Gründer kriegen Morddrohungen

Schmeckt wie Fleisch, ist aber keins drin: Vegane Fleischprodukte boomen bereits seit Jahren, und nach Berlin gibt es nun auch in Dresden eine vegane Fleischerei. Vor wenigen Wochen eröffneten die Betreiber ihren Laden – und haben seitdem riesigen Erfolg bei den Kund:innen, aber: Nicht alle sind begeistert von dem neuen Geschäft in der sächsischen Landeshauptstadt.

Manch einer wünscht ihnen „ein baldiges Ableben unseres sinnlosen Daseins“ oder dass sie „aufgeknüpft“ oder „an den Strick gehören.“ Seit der Eröffnung haben die vier Gründer der „Veganen Fleischerei“ maßlose Kritik, Hass-Mails und auch Morddrohungen erhalten – und davon viel mehr, als sie je gedacht hätten. Dazu sagt Gründer Nils Steiger dem MDR: „Wir wussten, dass es Leute ärgern wird, wenn wir Fleischerei heißen“, doch mit der Intensität der Reaktionen hätten sie dann noch nicht gerechnet. Vor allem auf Facebook und Twitter schlugen dem Team gewaltiger Hass und Häme entgegen. Zunächst hätten sie die Nachrichten und Kommentare nur gelöscht, nun wollen sie jedoch auch rechtlich dagegen vorgehen.

Doch warum bringen die tierfeie Wurst, Braten und Steak, die die Dresdner nach eigenen Angaben größtenteils selbst produzieren, viele Menschen so auf die Palme? „Das ist ein Weltbild, an dem gerüttelt wird. Man wird so erzogen und denkt, all sein Handeln ist richtig. Und jetzt kommt plötzlich jemand und sagt: Ist doch nicht so richtig, wegen Umwelt, wegen Ethik, wegen Gesundheit“, so Steiger in der „Süddeutschen Zeitung“.

Vegane Fleischerei in Dresden: Morddrohungen und Hass im Netz

Aber das wichtigste für die Gründer ist sowieso etwas ganz anderes: die eh schon überzeugten Kund:innen, die sie mit ihren Produkten begeistern und vor allem die noch Unentschlossenen, die sie für ihre Produkte gewinnen wollen. Letztere sind auch die Hauptzielgruppe der Sachsen, wie Steiger erklärt: „Die Idee ist, dass wir Omnivoren, also Leuten, die alles essen, den Einstieg zu veganer Ernährung so leicht wie möglich machen.“ Am besten gehen bisher Sauerbraten, Rollbraten und Salami aus Seitan, französischer Käse aus Cashew und die Schnitzel- und Fleischkäsebrötchen. „Aber eigentlich wird alles angenommen, wir sind jeden Abend ausverkauft“, so Steiger.

Ein Blick ins Sortiment der Veganen Fleischerei in Dresden. picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert
Vegane Fleischerei Dresden
Ein Blick ins Sortiment der veganen Fleischerei in Dresden

Jüngst gab es für die Jungunternehmer aber eine weitere Hürde: Wenige Wochen nach der Eröffnung haben Mitarbeiter:innen der Lebensmittelüberwachung die Bezeichnung einiger veganer Produkte bemängelt. Hierbei handele es sich um etwa zwölf vegane Produkte, so Steiger. Zuvor hatte die „Sächsische Zeitung“ darüber berichtet.

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Die Kennzeichnungsregelung der EU schreibt vor, dass Lebensmittel so zu bezeichnen sind, dass Verbraucher:innen bei ihrem Einkauf eine qualifizierte Wahl treffen können und insbesondere nicht über die Eigenschaften veganer und vegetarischer Lebensmittel getäuscht werden. Eine Regelung, die Steiger nicht so wirklich nachvollziehen könne, allerdings wolle er auch nicht dagegen ankämpfen. „Es bringt gar nichts, sich dagegen aufzulehnen. Gesetz ist Gesetz. Wir haben nicht vor, in den Kreuzzug gegen die Beschriftung zu gehen“, so Steiger weiter.

Die von den Kontrolleuren bemängelten Produkte haben die Betreiber nach eigenen Angaben bereits umbenannt. Nun wird die „Sülze“ zum „Gesülze“, das „Heringshäckerl“ zum „Häckerle“, der französische Käse „Maroilles“ zu „Mario“ und die „Leberwurst“ zur „Groben“.

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