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  • Ein Jahr lag der Bergtourismus brach. Nun wollen viele unbedingt nach oben.
  • Foto: picture alliance/dpa/privat

Mount Everest: Corona-Krise in 5300 Metern Höhe spitzt sich zu

Kathmandu –

Nicht nur an den Stränden Mallorcas lag der Tourismus wegen Corona lange brach. Auch die Aufstiege auf den Mount Everest mussten pausieren. Nun aber boomt der Bergtourismus wieder – Hunderte Menschen warten derzeit im Basislager auf 5300 Metern Höhe auf ihre Tour. Offenbar kam die Entwarnung aber zu früh: Im Lager ist das Virus ausgebrochen. Die Regierung Nepals behauptet, nichts davon zu wissen.

Erlend Ness ist einer der ersten Bergsteiger, der in diesem Jahr auf dem Mount Everest positiv auf Corona getestet wurde. Der Norweger musste aus dem Basislager ausgeflogen werden, so schlecht ging es ihm. Er glaubt, sich beim Aufstieg infiziert zu haben. Als die ersten Symptome auftauchen, hat er noch mehrere Tageswanderungen vor sich. Im Basislager angekommen, hält er noch drei Tage durch. Dann muss er in die Klinik in die Hauptstadt Kathmandu gebracht werden.

Mindestens 100 Infizierte im Basislager

Das war im April. Mittlerweile sollen sich laut dem österreichischen Veranstalter Lukas Furtenbach etwa 100 Infizierte im Lager aufhalten, das sich auf 5300 Metern Höhe befindet. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch höher sein. Derzeit sind 1500 bis 2000 Menschen im Basislager, ganze 42 Expeditionen. Die Hygienebedingungen in den Zelten sind nicht die besten. Furtenbach hat entschieden, seine Expeditionen abzubrechen. Andere Veranstalter taten es ihm gleich.

Und die nepalesische Regierung? Hat aktiv Touristen eingeladen und will von den Infektionszahlen nichts wissen. „Wir haben darüber keine Berichte erhalten“, sagt Mira Acharya, die Chefin des nepalesischen Tourismusministeriums. Sie spricht von unbelegten „Gerüchten“, für die sie sich nun rechtfertigen müssten.

Bergsteiger: „Die Regierung spielt mit unserem Leben“

„Ich glaube, die Regierung spielt mit unseren Leben“, sagt der ebenfalls erkrankte baskische Bergsteiger Alex Txikon dem Sender CNN. Wenn jemand an Corona gestorben wäre, wäre das ein riesiges Problem für die Regierung geworden. „Deshalb verschweigen sie die Wahrheit.“ Dabei häufen sich die Berichte über positive Tests im Basislager seit April.

Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling hat in der „Tagesschau” eine so logische wie traurige Erklärung für das Wegducken der Regierung gefunden. Wie kaum ein zweites Land sei Nepal vom Bergtourismus abhängig, sagt sie. Der wirtschaftliche Druck sei enorm. Aber auch die Bergsteiger:innen, die ein Jahr gewartet hätten, wollten jetzt los, ignorierten die Gefahr .

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Im Jahr 2019 waren, je nach Quelle, zwischen 1,2 und zwei Millionen Gäste in Nepal. Im Corona-Jahr 2020 waren es 47.000. Das Land, das ähnlich hart von der Pandemie getroffen wurde wie Indien, hat für 2021 einen neuen Rekord von 800 Bergbesteigungen angekündigt. Offenbar lautet die Devise, aus purer Not: Augen verschließen! (km)

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