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Blick auf die Fassade eines Hauses, das früher dem Drogenboss „El Chapo” gehörte (2014). Nun soll das Haus von der mexikanischen Staatslotterie verlost werden.
  • Blick auf die Fassade eines Hauses, das früher dem Drogenboss „El Chapo” gehörte (2014). Nun soll das Haus von der mexikanischen Staatslotterie verlost werden.
  • Foto: (c) dpa

Mit Fluchttunnel unter der Badewanne: Haus von Ex-Drogenboss wird verlost

Mehrere filmreife Fluchten gelangen dem mexikanischen „El Chapo“, dem ehemals mächtigsten Drogenboss der Welt, vor seiner Auslieferung in die USA. Einmal verschwand er unter einer Badewanne in ein Tunnelsystem, das mehrere Häuser verband. Eines von ihnen kann man jetzt in der Lotterie gewinnen.

Das Haus in der Stadt Culiacán, das die mexikanische Staatslotterie am Mittwoch verlosen will, ist eigentlich bescheiden. Nichts, was man sich für einen Ex-Drogenboss vorstellen könnte. Nur eines war für Joaquín „El Chapo“ Guzmán am weiß gestrichenen Anwesen wohl wichtig: der Fluchttunnel unter der Badewanne.

Legendär: Die Flucht durch Tunnel unter Badewanne

Auf diesem Weg entkam der Chef des Sinaloa-Kartells im Morgengrauen des 17. Februar 2014 den Sicherheitskräften nach einer mehrtägigen Fahndung in der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa im Nordwesten von Mexiko. Das Militär durchsuchte sieben Häuser, die miteinander durch Tunnel verbunden waren und durch die Kanalisation der Stadt zur Freiheit führten – oft mittels der Badewanne.

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Die Soldaten brauchten zehn entscheidende Minuten, um die verstärkte Stahltür des Hauses, das jetzt verlost wird, aufzubrechen. Als sie endlich reinkamen, fanden sie nach örtlichen Medienberichten die Badewanne durch ein hydraulisches System um 45 Grad angehoben. Ein Loch führte unter die Erde. Keine Spur von „El Chapo“. Fünf Tage später wurde er allerdings doch noch gefasst – in einer Wohnung am Meer im Urlaubsort Mazatlán.

Haus des Ex-Drogenbosses: 261 Quadratmeter und Stahltür

Die von Culiacán ist nur eine der vielen spektakulären Fluchten des berüchtigten Narcos, der heute 64 Jahre alt ist und seit zwei Jahren eine lebenslängliche Haftstrafe in den Vereinigten Staaten verbüßt. Einmal gelang es ihm, in einem Wäschewagen aus dem Gefängnis zu fliehen. Ein anderes Mal entkam er durch einen für ihn gebauten, 1,5 Kilometer langen Tunnel auf einem Motorrad aus dem Knast. Er verschwand auch durch einen Tunnel hinter einem Spiegel, dann wurde er aber doch wieder verhaftet und an die USA ausgeliefert.

Arely Gomez (2.v.r.), damalige Generalstaatsanwältin in Mexiko, schaut in einen Tunnel, durch den „El Chapo” aus einem Gefängnis floh (2016). (c) dpa
Arely Gomez (2.v.r.), damalige Generalstaatsanwältin in Mexiko, schaut in einen Tunnel, durch den „El Chapo” aus einem Gefängnis floh (2016).
Arely Gomez (2.v.r.), damalige Generalstaatsanwältin in Mexiko, schaut in einen Tunnel, durch den „El Chapo” aus einem Gefängnis floh (2016).

Das 261 Quadratmeter große Haus in Culiacán – gut 1200 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt – kommt jetzt zusammen mit 21 weiteren Preisen in den Lostopf der Nationallotterie am Vorabend des mexikanischen Unabhängigkeitstages. Der Hauptpreis ist eine Loge im legendären Azteken-Fußballstadion mit Nutzungsrechten bis 2065.


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Man kann auch – womöglich, ohne es zu wissen – ein Anwesen gewinnen, das Mitgliedern der organisierten Kriminalität gehörte, bevor es beschlagnahmt wurde. Auf der von der Lotterie veröffentlichten Liste der Preise steht zum Beispiel eine ehemalige Luxusvilla des gestorbenen Chefs des Tijuana-Kartells, Amado Carrillo, in Mexiko-Stadt – ohne, dass diese Vorgeschichte dort erklärt würde.

Will es keiner? Haus konnte bisher nicht versteigert werden

Die Regierung des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador hat mindestens vier Mal versucht, das Eigentum von „El Chapo“ in der Straße Constituyente Emiliano García, Nummer 1811, zu versteigern. Mit anderen Häusern des Sinaloa-Bosses ist es ihr gelungen. Aber beim Zwei-Zimmer-Haus mit Garage und Vorgarten in einem einfachen Wohnviertel von Culiacán hat keiner zugeschlagen.

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Der Erlös der großen „Sorteo Especial“ (Sonderverlosung) der Nationallotterie soll den mexikanischen Athleten zugute kommen, die an den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio teilgenommen haben. So die Absicht des populistischen Nationalisten López Obrador, der vergangenes Jahr bereits das Präsidentenflugzeug verlosen wollte – letztlich gab es Geld zu gewinnen, den Flieger aber nicht.

Ein Los kostet rund zehn Euro

„Man kann damit beitragen, unsere Sportler zu unterstützen“, sagte er bei einer seiner häufigen Pressekonferenzen zur Verlosung der Immobilien. „Und wenn man Glück hat, kann man gleichzeitig einige dieser Objekte gewinnen, die neben ihrem materiellen Wert auch einen besonderen historischen Wert haben“, fügte er hinzu.

Joaquin „El Chapo” Guzmán (M.) wird von vermummten Mitgliedern der Marine festgenommen (2014). (c) dpa
Joaquin „El Chapo” Guzmán (M.) wird von vermummten Mitgliedern der Marine festgenommen (2014).
Joaquin „El Chapo” Guzmán (M.) wird von vermummten Mitgliedern der Marine festgenommen (2014).

Zum ersten Mal gibt es in einer Ziehung der Lotterie nur Sachgüter zu gewinnen. Bis zu zwei Millionen Lose sollen für je 250 Peso (gut 10 Euro) verkauft werden. Die Gewinner bekommen 60 Arbeitstage Zeit, ihre Preise einzufordern. Ob die aufgebrochene Tür noch da steht und die Badewanne weiterhin in den Untergrund führt, ist unbekannt. Die Lotterie übernimmt keine Haftung für den Zustand der Immobilien. (dpa/ncd)

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