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  • Foto: dpa

Martyrium auf dem Weg nach Europa: Hunderte Migranten sterben auf Fluchtrouten

Genf/ Brüssel –

Sie fliehen vor Krieg, Hunger oder Armut – und müssen auf ihrem Weg nach Europa erneut durch die Hölle: Hunderte Migranten sind auf ihrem Weg durch Afrika „unsäglicher Brutalität“ ausgesetzt, heißt es in einer neuen Studie des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR.

Jedes Jahr kommen hunderte Menschen auf den afrikanischen Migrationsrouten in Richtung Mittelmeer um oder werden misshandelt – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Sie gerieten in die Hände von Menschenschmugglern, Milizen, Militär oder Polizei und erlebten „unsägliche Brutalität“, heißt es in einer neuen Studie, die das UNHCR und das Migrationszentrum des dänischen Flüchtlingsrats gestern in Genf vorstellten.

Genf: Hunderte Menschen sterben auf afrikanischen Migrationsrouten

Die Organisationen gehen davon aus, dass 2018 und 2019 mindestens 1750 Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer umgekommen sind – zusätzlich zu denen, die auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa verschwinden oder sterben.

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Gut ein Viertel der vom UNHCR erfassten Menschen sterben auf den Landrouten bei der Durchquerung der Sahara – an Hunger, Durst, Hitze oder nächtlicher Kälte. An Durchgangsstationen in der Wüste und an Grenzposten sei sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen, aber auch Jungen und Männer, an der Tagesordnung. Auch Menschenschmuggler täten Migranten Gewalt an und zwängen Frauen in die Prostitution.

Libyen: Migranten unter menschenverachtenden Umständen in Lagern festgehalten

Die Überlebenden kämen anschließend schwer traumatisiert in Libyen an. Dort würden sie – und die Menschen, die die libysche Küstenwache auf dem Mittelmeer abfange – unter oft menschenverachtenden Umständen in Lagern festgehalten, so das UNHCR.

Die Küstenwache habe in diesem Jahr bereits mehr als 6200 Menschen abgefangen. Im vergangenen Jahr waren es gut 9000. „Die erschütternden Erlebnisse der Flüchtlinge und Migranten auf diesen Landrouten ist zu lange unsichtbar geblieben“, sagte Filippo Grandi, der Chef des UNHCR, gestern.

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Die EU wies unterdessen Vorwürfe zurück, wegen ihrer Unterstützungsleistungen für die Küstenwache zumindest für die Situation in Libyen mitverantwortlich zu sein. Man verurteile die Gefangenenlager und arbeite mit den libyschen Behörden daran, dass sie geschlossen werden, erklärte ein Sprecher des Europäischen Auswärtigen Dienstes in Brüssel. „Wir sind uns der Probleme bewusst und wir versuchen, sie anzugehen.“ Für viele Migranten dürfte das allerdings zu spät passieren. (mik/dpa)

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