Preise und Skandale: Autor Martin Walser gestorben
Der Schriftsteller Martin Walser ist im Alter von 96 Jahren in Überlingen am Bodensee (Baden-Württemberg) gestorben, wie der Rowohlt Verlag mitteilt.
Martin Walser wurde 1927 als Sohn eines katholischen Gastwirts im bayerischen Wasserburg geboren, soll schon als Zwölfjähriger erste Gedichte geschrieben haben. Noch in der Schulzeit wurde er als Flakhelfer eingezogen; das Kriegsende erlebte er als Soldat der Wehrmacht.
Während des Studiums – unter anderem der Literaturwissenschaft – begann Walser in Stuttgart als Reporter für den damals neu gegründeten Süddeutschen Rundfunk (SDR, heute SWR) zu arbeiten, er schrieb Hörspiele und führte Regie. Später wirkte er als Teil des sogenannten „Genietrupps“ um Helmut Jedele beim Aufbau des Fernsehbereichs des Senders mit.
Martin Walser: Preise und Skandale
Den literarischen Durchbruch feierte Walser 1978 mit „Ein fliehendes Pferd“. Sein Roman „Tod eines Kritikers“ über Marcel Reich-Ranicki sorgte 2002 für einen Skandal im Literaturbetrieb. Bis ins hohe Alter äußerte Walser sich zu politischen Themen und zählte im vergangenen Jahr zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes von Alice Schwarzer gegen die Militärlieferungen an die Ukraine.
Für seine Dutzende Romane und Geschichten, die er in 67 Jahren literarischen Schaffens geschrieben hat, wurde er mit fast allen bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Seine Texte und öffentlichen Reden lösten Bewunderung, aber auch heftige Kritik aus, etwa 1998, als Walser bei seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels kritisierte, dass man den Deutschen ihre nationalsozialistische Vergangenheit immerzu vorhalte. Dadurch bestünde die Gefahr, dass Auschwitz zur simplen „Moralkeule“ verkomme. Später bedauerte Walser die Wortwahl.
Bis zu seinem Tod lebte Martin Walser mit seiner Frau Käthe Walser in dem Überlinger Ortsteil Nußdorf am Bodensee. „Mit Martin Walser verliert der Rowohlt Verlag einen seiner bedeutendsten Autoren, der als Schriftsteller und Homo politicus über Jahrzehnte die deutsche Kultur geprägt hat“, heißt es in einer Würdigung des Verlages Verlages.
