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Trockenheit Dürre Venedig Italien Europa
  • Gondeln liegen bei Ebbe an einem Kanal in Venedig.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Luigi Costantini

Kein Schnee, kein Regen: Dramatischer Trockenheitsalarm in Europa

Trocken, trockener, Europa: In Venedig werden die Kanäle zu Schlammgräben, weil seit Wochen das Wasser knapp ist, in den Alpen liegt vielerorts nur ein Bruchteil des üblichen Schnees. Laut Experten droht in Europa weiter massive Trockenheit. Das ist gefährlich, denn gerade durch die Schneeschmelze füllen sich Grundwasserreservoire und Flüsse und die Böden nehmen wichtige Feuchtigkeit auf.

Dort wo eigentlich jetzt Schneedecken die Pisten, Gipfel und Bäume in winterlichem Weiß einhüllen, ist weit und breit hauptsächlich Grün zu sehen. In Frankreich, der Schweiz, Italien und in Teilen Österreichs liege aktuell viel weniger Schnee als viele Jahre üblich, sagt Meteorologe Klaus Haslinger von Geosphere Austria.

In Italien schlug bereits die Umweltorganisation Legambiente Alarm und warnt, dass in den dortigen Alpen in den vergangenen Monaten 53 Prozent weniger Schnee als im langjährigen Mittel gefallen sei. Extrem schlechte Bedingungen auch für die aktuell noch laufende Ski-Saison.

Auch Winter in Europa ist extrem trocken

Doch nicht nur der ausbleibende Schnee ist das Problem – sondern auch der Regen, der nicht fällt. Im Februar regnete es in vielen europäischen Ländern kaum – und Experten sind sicher, dass dadurch bald massive Trockenheit in Europa droht. Im Becken des Po, des größten Flusses Italiens, sind die Niederschläge um 61 Prozent gesunken. In Frankreich wird nach mehreren praktisch regenfreien Wochen schon jetzt ein zweiter Dürre-Sommer in Folge befürchtet. Dabei ächzt beispielsweise Italien immer noch unter der Wasserknappheit nach der Rekorddürre vom vergangenen Sommer.

Der Wassermangel setzt seit Wochen auch Venedig zu. Viele Gondeln liegen im Schlamm, wegen des niedrigen Wasserstandes sind die kleineren Kanäle nicht mehr befahrbar. Bei Ebbe wurde zuletzt ein Wasserstand von mehr als 65 Zentimetern unter dem normalen Niveau gemessen. Niemand könne sich dort an eine schlimmere Trockenheit erinnern, heißt es. Auch der Lago Maggiore im Norden des Landes ist nur noch zu 38 Prozent gefüllt, beim Comer See sieht es nicht besser aus.

Verantwortlich für den geringen und so dringend benötigten Niederschlag sind blockierende Hochdruckgebiete über Westeuropa, die Regenfronten abdrängen. Es sei nicht das erste Mal, dass solche Wetterlagen für extrem regenarme Jahre sorgten, so Meteorologe Haslinger. Schon vor 60 Jahren habe es über Jahre wegen einer bestimmten Temperaturverteilung über Land und Meer sehr wenig geregnet. Es gebe Indizien, dass die globale Erwärmung diese Temperatur-Muster begünstigen könnte, so der Experte weiter.

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„Wenn im Frühjahr das Wetter so ähnlich ist wie 2022 wird sich die Trockenheit deutlich verschärfen“, warnt Agrarmeteorologe Josef Eitzinger. Es zeichne sich ab, dass die Flüsse viel weniger Schmelzwasser transportieren werden. „Damit fehlt die Frühjahrsspitze, die auch wichtig für das Auffüllen von Grundwasser wäre.“ „Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst“, sagte auch Manuela Brunner vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Die Auswirkungen haben über die Jahrzehnte deutlich zugenommen.

Sie geht davon aus, dass der Trend sich fortsetzt, weil die Schneefallgrenze steige. Damit sinke die Menge an Wasserreserven, die im Schnee gespeichert seien. Gefährliche Entwicklungen, die nicht nur das Gondel fahren in Venedig oder das Skifahren in den Alpen behindern, sondern vor allem auch den Landwirten bei der Bewässerung extrem zu schaffen machen. (alp)

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