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Missbrauchskomplex Wermelskirchen
  • Mit einer Mappe schützt sich der Angeklagte vor dem Kölner Landgericht.
  • Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Jüngstes Opfer war erst elf Monate: Babysitter missbrauchte 14 Jahre lang Kinder

120 Taten in 14 Jahren, 99 Mal sexueller Missbrauch an Kindern, darunter zwei Opfer mit geistiger Behinderung: Es ist eine lange Anklage, die gestern zu Prozessbeginn im Missbrauchskomplex von Wermelskirchen (NRW) verlesen wurde. Im Zentrum: ein 45-Jähriger, der sich als Babysitter ausgab.

Im blauen Hoodie und mit einer Mappe vorm Gesicht betritt Marcus R. gestern den Saal des Kölner Landgerichts. Was R. vorgeworfen wird, ist erschütternd, die Verlesung der Anklage nimmt einiges an Zeit in Anspruch: So wird von insgesamt 120 Taten in den Jahren 2005 bis 2019 ausgegangen. In 99 Fällen handelt es sich um Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern, insgesamt 13 Opfer soll es gegeben haben. Außerdem geht es unter anderem um Beihilfe zu Missbrauch und um Verbreitung kinderpornografischer Schriften.

Wie mehrere Medien berichten, verließen vor der Verlesung der Anklage mehrere Besucher:innen den Gerichtssaal, der Richter sprach von „verstörenden“ Anklagepunkten. In einer Erklärung räumte R. später die ihm vorgeworfenen Taten über eine Erklärung seines Anwalts ein.

Angeklagter wird vor dem Computer überwältigt

Ein Spezialeinsatzkommando hatte R. vor einem Jahr auf spektakuläre Weise festgenommen. Er befand sich in seinem Haus in Wermelskirchen und war mit Kolleg:innen gerade in einer Videoschalte, als die bewaffneten Beamt:innen den Tatverdächtigen von seinem Computer wegzogen.

Die Ermittlungen gegen den Mann, der sich online als Babysitter ausgab und so an einige seiner Opfer gelangte, waren aufwendig. Millionen von Fotos und Videos stellte die Polizei sicher. Auf einer Pressekonferenz Ende Mai informierten die Ermittler:innen die Öffentlichkeit. Der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel sagte damals bereits: „Ein solches Ausmaß an Brutalität und Gleichgültigkeit gegenüber Kindern, deren Schmerzen und ihrer Angst, ist mir noch nicht begegnet und ich hätte es mir auch nicht vorstellen können.“ Das jüngste Opfer von R. soll erst elf Monate alt gewesen sein. Unter den Kindern sind der Anklage zufolge auch zwei mit geistiger Behinderung.

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Die Aufdeckung des Falls hat große Wellen geschlagen, weil er – ähnlich wie andere Missbrauchskomplexe der vergangenen Jahre wie etwa in Bergisch Gladbach – zu zahlreichen weiteren Ermittlungsverfahren gegen weitere Beschuldigte führte. R. soll mit einer Vielzahl von Männern kinderpornografische Bilder und Videos „unvorstellbarer Brutalität“ getauscht haben. Der Prozess ist bis Februar nächsten Jahres angesetzt. (alp/dpa)

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