Sie existiert doch: Supermutation „Deltakron“ jetzt auch in Deutschland entdeckt
Die Nachricht sorgte vor einiger Zeit für große Aufregung: In Zypern wollten Forschende eine neue Super-Mutation entdeckt haben, eine Verschmelzung der beiden Corona-Varianten Delta und Omikron. Später stellte sich heraus: Deltakron existierte offenbar gar nicht. Das hat sich nun wohl geändert.
Was man über die Doppel-Mutation bislang weiß, wie gefährlich sie ist und wieso wir davon ausgehen können, dass Deltakron diesmal wirklich existiert:
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Die Nachricht sorgte vor einiger Zeit für große Aufregung: In Zypern wollten Forschende eine neue Super-Mutation entdeckt haben, eine Verschmelzung der beiden Corona-Varianten Delta und Omikron. Später stellte sich heraus: Deltakron existierte offenbar gar nicht. Das hat sich nun wohl geändert. Was weiß man über die Doppel-Mutation?
Deltakron: Wo und wann wurde die Doppel-Mutation entdeckt?
Erste Berichte über Deltakron gab es vor einigen Wochen aus Zypern. Forschende behaupteten damals, sie hätten bei der Sequenzierung von Corona-Abstrichen eine neue Mutation entdeckt, die vermutlich durch eine Verschmelzung von Delta und Omikron entstand. Später stellte sich heraus: Die „Deltakron“ genannte Super-Mutation gab es offenbar gar nicht. Das, was die Forschenden entdeckt hatten, ging wohl auf Verunreinigungen beziehungsweise unsachgemäße Handhabung der Proben zurück.
Dann jedoch gab es erneut einen Fall: In Großbritannien steckte sich ein Patient gleichzeitig mit Delta und Omikron an und bildete so Deltakron aus, berichteten mehrere britische Medien Mitte Februar. Die Behörden bestätigten den Fall, indem sie die Doppel-Infektion als sogenannte „Rekombinante“ deklarierte, bei der zwei verschiedene Varianten zur selben Zeit dieselbe Zelle infizieren und dort verschmelzen. Gleichzeitig wurde die offiziell „Delta x Omicron Recombinant“ genannte Mutation als „unter Beobachtung“ eingestuft.
Dass Großbritannien eine solche Entdeckung macht, ist indes nicht überraschend: Das Land sequenziert deutlich umfassender Corona-Proben als etwa Deutschland dies tut. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Nur weil Deltakron dort entdeckt wurde, heißt das nicht, dass es nicht auch anderswo Fälle gibt.
Vergangenen Freitag teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dann mit: Eine Corona-Mutation, die genetische Teile sowohl von Delta als auch von Omikron enthält, wurde nun auch in Deutschland entdeckt. Der Fund wurde in Nordrhein-Westfalen gemacht, wie aus der wissenschaftlichen Datenbank „Gisaid“ hervorgeht. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) bestätigte laut „RND“, dass es sich bei der Infektion um eine „Deltakron“-Rekombinante handelt. Weitere Angaben machte die Gesundheitsbehörde zu diesem ersten Fall nicht.
Wie gefährlich ist Deltakron?
Das ist bislang unklar. Zum Gesundheitszustand der betroffenen Patienten wurde zunächst nichts bekannt. Die Zeitung „Daily Mail“ schrieb Mitte Februar unter Berufung auf die britische Gesundheitsbehörde UKHSA, die Deltakron-Fallzahlen im Vereinigten Königreich seien derzeit „niedrig“, daher sei man bei der UKHSA im Moment „nicht beunruhigt“.
Sind Geimpfte und Genesene gegen Deltakron immun?
Auch das ist derzeit schwer zu sagen. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass eine Infektion mit Omikron keine breite Immunität gegen das Coronavirus an sich bietet. So sei auch nach einer Genesung von Omikron weiter eine Ansteckung mit Delta möglich, wie die UKE-Virologin Nicole Fischer im MOPO-Gespräch erklärte.
An eine schnelle, umfassende Herdenimmunität durch Omikron-Durchseuchung glaubt auch Charité-Virologe Christian Drosten nicht. Es sei ein Trugschluss davon auszugehen, dass man sich mit Omikron infiziere, den leichten Verlauf überstehe und im Anschluss immun sei, sagte er im „Deutschlandfunk“.
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Als wirksamer gegen Mutationen wird derzeit die Impfung angesehen. Schon jetzt schützen die Vakzine von Moderna, Biontech und Co. sehr gut gegen schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle in Zusammenhang mit Delta und Co. Gleichzeitig arbeiten die Hersteller an einem speziell an Omikron angepassten Impfstoff, der noch im Frühjahr auf den Markt kommen könnte.
Woher wissen wir, dass Deltakron diesmal wirklich existiert?
Die britischen Behörden lassen Deltakron offiziell beobachten, das deutet nicht darauf hin, dass es um einen Laborfehler oder ähnliches handelt. Auch die Angaben Lauterbachs und des RKIs untermauern das.
Die Existenz einer Super-Mutation war aber schon im Falle der Entdeckung in Zypern als plausibel angesehen worden. So twitterte damals etwa der italienische Neurobiologe Giorgio Gilestro, der am Imperial College in London forscht, dass sich eine „rekombinante Delta-Omikron-Variante mit ziemlicher Sicherheit bereits irgendwo gebildet hat“.
Auch Drosten hält eine Mutation für möglich, „die zum Beispiel das Spike-Protein vom Omikron-Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms vom Delta-Virus hat“, wie er im „Deutschlandfunk“ erklärte. In diesem Fall kämen „also aus beiden Welten, aus beiden Serotypen, dann die stärksten Eigenschaften zusammen“, so Drosten weiter. Dadurch könnte eine solche Super-Mutation durchaus gefährlicher sein – muss aber nicht.
Dass Viren mutieren, ist normal, das haben nicht zuletzt BA.2, Omikron und andere Corona-Varianten gezeigt. Gleichwohl reiche „die Tatsache, dass sich so etwas [wie Deltakron] bildet, nicht aus: Eine solche Variante muss auch leistungsfähiger sein als Omikron, um sich zu verbreiten, und das ist sehr schwierig“, twitterte Gilestro. Bedeutet: Das Auftauchen von Deltakron ist keine Überraschung und sollte durchaus beobachtet werden – aber noch kein Grund zur Panik.