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In fünf europäischen Ländern: Resistente Keime in Discounter-Geflügel entdeckt

Bonn –

Stichprobe mit erschreckendem Ergebnis: Bei Probekäufen für eine Untersuchung der Umweltorganisation „Germanwatch“ war ungefähr die Hälfte des Hähnchenfleischs bei Aldi-Nord und Lidl mit resistenten Keimen belastet.

Laut der Untersuchung sind  35 Prozent der untersuchten Hähnchen sogar mit Keimen belastet, die gegen sogenannte „Reserve-Antibiotika“ resistent sind. Diese Antibiotika werden beim Menschen eingesetzt, wenn alle anderen Medikamente nicht anschlagen – sie sind dementsprechend oft das letzte Mittel und dürfen nicht unwirksam werden.

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„Die hohen Resistenzraten, besonders gegen Reserveantibiotika, haben uns überrascht und schockiert“, sagte Reinhild Benning von Germanwatch gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“, das zuerst über die Untersuchung berichtet hatte. Benning weiter: „Antibiotikaresistenzen sind ein enormes Gesundheitsrisiko für Menschen.“

Resistente Keime im Fleisch: Mehr als die Hälfte der Proben belastet

Für die Untersuchung hat „Germanwatch“ eigenen Angaben zufolge in Deutschland, Polen, Spanien, Frankreich und den Niederlanden Geflügelfleisch gekauft. In einem Labor der Universität Bochum wurden 165 Proben unter die Lupe genommen.

Aldi Nord und Lidl verkaufen laut „Frontal 21“ vor allem unter der Marke „Wiesenhof“ das Fleisch des deutschen Geflügelkonzerns PHW. In der Untersuchung kam heraus, dass in Geflügelfleisch von PHW antibiotikaresistente Erreger in 59 Prozent aller Proben gefunden wurden. In 25 Prozent entdeckte das Labor den Erreger MRSA, auch als Krankenhauskeim bekannt.

Resistente Keime: Das sagen die Discounter

Auf MOPO-Nachfrage schreibt Lidl, dass man aufgrund der fehlenden Laborergebnisse und der unbekannten Details zur Methodik lediglich allgemein Stellung nehmen könne. „Unsere Lieferanten treffen mit den Landwirten Vereinbarungen, die einen restriktiven Einsatz von Antibiotika im Tiermast regeln. Zudem müssen die Lieferanten einen Maßnahmenplan zur Reduktion von Antibiotikaeinsätzen erstellen“, schreibt eine Pressesprecherin. 

Auch Aldi-Nord verweist auf Standards, die man zusammen mit Lieferanten entwickelt habe. Außerdem seien Bakterien und Keime Teil der Umwelt. „Keimfreiheit kann bei einem natürlichen Lebensmittel wie Geflügelfleisch niemals garantiert werden“, so das Unternehmen zur MOPO. Staphylokokken, zu denen der Krankenhauskeim MRSA gehört, befänden sich auch auf der Haut des Geflügels. Diese Hautbakterien könnten auch mit modernsten Fleischgewinnungstechniken nicht vollständig entfernt werden.

Aldi Nord und Lidl betonten weiter die Wichtigkeit der Küchenhygiene beim Umgang mit rohem Geflügelfleisch sowie des vollständigen Durchgarens – auf letzteres verweise man auch auf den Produkten in Form eines Warnhinweises. (ABA)

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