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Suchmannschaften durchkämmen Straßen und zerstörte Gebäude nach Opfern der Flutkatastrophe.
  • Suchmannschaften durchkämmen Straßen und zerstörte Gebäude nach Opfern der Flutkatastrophe.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Yousef Murad

Humanitäre Katastrophe in Libyen: Hunderttausende brauchen Hilfe

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen stehen die Rettungsteams vor gewaltigen logistischen Herausforderungen. Die Fluten haben Zufahrtsstraßen zur besonders schwer betroffenen Hafenstadt Darna weggeschwemmt, wichtige Brücken sind unter Schlammmassen begraben. Insbesondere der Osten der Stadt sei weiter vom Rest abgeschnitten, berichteten Augenzeugen vor Ort. Kommunikationsverbindungen seien teilweise abgerissen. Auch andere Orte in dem Bürgerkriegsland sind auf Unterstützung angewiesen. Nach Einschätzung des Nothilfebüros der Vereinten Nationen brauchen Hunderttausende Menschen dringend Hilfe.

Das Welternährungsprogramm hat unterdessen die Versorgung Tausender Familien in Libyen mit Lebensmitteln aufgenommen. Man habe damit begonnen, dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe für mehr als 5000 Familien bereitzustellen, teilte die Organisation mit. „Diese verheerenden Überschwemmungen haben ein Land heimgesucht, in dem eine tiefe politische Krise bereits so viele Menschen in eine verzweifelte Lage gebracht hat. Neben dem tragischen Verlust von Menschenleben sind nun Tausende von Familien in Darna ohne Nahrung und Unterkunft“, sagte die Exekutivdirektorin des WFP, Cindy McCain.

Eine erste Hilfslieferung des Technischen Hilfswerks traf unterdessen in Libyen ein. Zwei im niedersächsischen Wunstorf gestartete Bundeswehrflugzeuge mit insgesamt 30 Tonnen Hilfsgütern an Bord seien am Donnerstagabend in der Hafenstadt Bengasi gelandet, sagte ein THW-Sprecher. Es handelte sich den Angaben nach um 100 Zelte mit Beleuchtung, 1000 Feldbetten, 1000 Decken, 1000 Isomatten, 1000 Wasserfilter und 80 Stromgeneratoren.

Herzzerreißende Bilder aus Libyen

Der Sturm „Daniel“ hatte das nordafrikanische Land am Sonntag erfasst und heftige Regenfälle ausgelöst. Nahe der Stadt Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden regelrecht ins Meer gespült. „Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern“, sagte Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Fernsehsender Al-Arabija. Ausgehend von den zerstörten Stadtbezirken könnten es „18.000 bis 20.000 Tote sein“.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte: „Ganze Wohnviertel sind von der Karte verschwunden.“ Die Lage sei „schockierend und herzzerreißend“. Die vordringlichste Aufgabe sei es nun, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Nach Einschätzung des Leiters der Libyen-Delegation beim Internationalen Roten Kreuz, Yann Fridez, könnte es „viele Monate, vielleicht Jahre dauern, bis die Anwohner sich von diesem riesigen Ausmaß an Zerstörung erholt haben“.

Michael Matrian, Referatsleiter Einsatz des THW Landesverband Niedersachsen Bremen, spricht am Fliegerhorst Wunstorf vor einem Transportflugzeug Airbus A400M der Luftwaffe. picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte
Michael Matrian, Referatsleiter Einsatz des THW Landesverband Niedersachsen Bremen, spricht am Fliegerhorst Wunstorf vor einem Transportflugzeug Airbus A400M der Luftwaffe.
Michael Matrian, Referatsleiter Einsatz des THW Landesverband Niedersachsen Bremen, spricht am Fliegerhorst Wunstorf vor einem Transportflugzeug Airbus A400M der Luftwaffe.

Internationales Rotes Kreuz schickt 5000 Leichensäcke

Angesichts der Lage in den Erdbeben- und Überschwemmungsgebieten in Marokko und Libyen warnen humanitäre Organisation davor, Todesopfer überhastet in Massengräbern zu bestatten. Leichen stellten nicht per se Gesundheitsrisiken dar, sagte die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Harris, am Freitag in Genf. Es sei wichtig, an die Angehörigen zu denken: Diese müssten für den Trauerprozess und ihre mentale Gesundheit wo immer möglich ihre Familienmitglieder würdig bestatten können. Es gibt nach Expertenangaben keine Hinweise darauf, dass nicht beerdigte Todesopfer zur Verbreitung von Epidemien beitragen. Das Internationale Rote Kreuz schickte 5000 Leichensäcke nach Libyen.

Leichen könnten aber dann Probleme verursachen, wenn sie in der Nähe von Wasserquellen lägen, sagte Bilal Sablouh. Er ist bei der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) für Forensik in Afrika zuständig. „Lokalen Behörden und Gemeinden können unter enormem Druck stehen, die Toten schnell zu beerdigen“, sagte Sablouh. „Aber die Folgen eines falschen Umgangs mit den Toten können lang anhaltende psychische Belastungen für die Familienmitglieder sowie soziale und rechtliche Probleme sein.“

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Nach den verheerenden Überschwemmungen soll auch in der Bundesliga und der 2. Liga an diesem Wochenende der Opfer gedacht werden. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) teilte am Freitag mit, sie empfehle für alle Begegnungen bis zum Sonntag eine Schweigeminute sowie das Tragen eines Trauerflors. (dpa/mp)

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