x
x
x
Das Krankenhauspersonal der acht Unikliniken des Landes trat jüngst in einen 24-stündigen Ausstand.
  • Das Krankenhauspersonal der acht Unikliniken des Landes trat jüngst in einen 24-stündigen Ausstand.
  • Foto: IMAGO / ANP

Corona-Zuspitzung: EU-Land nimmt den „Freedom Day“ zurück

Masken weg, Abstand aufgehoben, Corona-Regeln gestrichen: Vor gut einem Monat feierten unsere Nachbarn in den Niederlanden den „Freedom Day“. Die Impfquote sei ja gut, die Corona-Zahlen niedrig, hieß es damals. Jetzt müssen die Verantwortlichen eingestehen: Der „Freedom Day“ kam zu früh.

„Wir kommen um neue Maßnahmen nicht herum“, sagte Gesundheitsminister Hugo de Jonge am Dienstag. Bedeutet: Seine Landsleute müssen sich wohl wieder an Masketragen und Abstandhalten gewöhnen. Dabei waren diese Regelungen eigentlich am 25. September abgeschafft und der „Freedom Day“ ausgiebig gefeiert worden.

Doch wie der Sender NOS nun berichtete, soll die Mundschutzpflicht nun in Supermärkten, Behörden, Bibliotheken und im Einzelhandel wieder eingeführt werden. Die für Restaurants, Cafés, Theater und Sportstadien bereits geltende Corona-Pass-Pflicht könnte auf Museen, Zoos, Fitnessstudios, Schwimmbäder und Freizeitparks ausgedehnt werden. Auch sollen die Menschen künftig wieder mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit – wenn möglich – im Homeoffice verbringen.

Klinik-Personal in den Niederlanden trat in den Streik

Grund für die Verschärfung: Die Krankenhäuser des Landes drohen zu kollabieren. Laut NOS zählte das zuständige National Coordination Center for Patient Distribution (LCPS) binnen einer Woche 1024 Neuaufnahmen in den Kliniken des Landes – ein Zuwachs um 52 Prozent.

Insgesamt liegen derzeit 1312 Covid-Infizierte im Krankenhaus, 240 von ihnen müssen auf Intensivstationen behandelt werden. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz stieg rapide – innerhalb einer Woche von 215 auf am Dienstag 303. Das Personal aller acht Unikliniken des Landes trat vergangene Woche in einen 24-stündigen Streik, um auf ihre massive Überlastung aufmerksam zu machen.

Die Impfquote in den Niederlanden ist nicht hoch genug

Das Problem: Die Impfquote, die Premierminister Mark Rutte als Begründung für den „Freedom Day“ ins Feld führte, hat sich als zu niedrig erwiesen. Denn bislang sind erst knapp 69 Prozent der Niederländer vollständig gepikst. „Wir sind von der Regierung in gewisser Weise in die Irre geführt worden. Impfstoffe wären die Lösung, wir werden uns aus der Krise stechen, hieß es. Das ist teilweise sicher so, aber natürlich nicht die einzige Lösung“, polterte jüngst die Epidemiologin Alma Tostmann im NOS.


Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Bringen die nun verhängten Maßnahmen die Wende? Tostmann ist unsicher. „Es gibt keine Tabelle, aus der man ablesen kann, welche Maßnahme welchen Einfluss auf Krankenhauseinweisungen hat“, sagte sie – und griff gleichzeitig die Regierung an: „Ich verstehe, dass es sehr kompliziert ist, Maßnahmen zu ergreifen, auf die keiner wartet. Aber in den letzten Wochen, als die Infektionen anstiegen, ging wertvolle Zeit verloren.“

Niederlande führt wieder Corona-Maßnahmen ein

Nun allerdings soll schnell gehandelt werden – womöglich noch diese Woche sollen die neuen Regelungen kommen. Und wie lange müssen die Niederländer auf den nächsten „Freedom Day“ warten? „Am liebsten würden wir vor dem Kalender stehen und einen Termin festlegen“, sagte De Jonge – noch sei das aber nicht möglich.

Das könnte Sie auch interessieren: Dramatische Corona-Lage in EU-Land: „Unser Gesundheitssystem existiert nicht mehr“

Auch welche Maßnahmen genau eingeführt werden, stand zunächst noch nicht fest. „In jedem Fall werden die neuen Beschränkungen weh tun“, sagte De Jonge. „Sonst funktionieren sie nicht.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp