Heftige Proteste und viele Tote: Wie Corona Osteuropa überrollt
Die entsetzlichen Bilder von gestapelten Särgen mit Corona-Toten aus Bergamo gingen im vergangenen Jahr um die Welt. Die norditalienische Stadt galt in der ersten Corona-Welle als Epizentrum der Pandemie. Inzwischen gibt es auf der europäischen Landkarte ein weitaus größeres Gebiet, das in einer ähnlichen Lage steckt: Die Sterblichkeitsrate hat in weiten Teilen Osteuropas bedenkliche Ausmaße angenommen. Dafür gibt es eine plausible Erklärung.
Mehr als 10.000 Neuinfektionen an einem Tag meldete die Slowakei erstmals am vergangenen Mittwoch – und das bei gerade mal 5,5 Millionen Einwohnern. Einen Tag später trat in dem Land ein Lockdown in Kraft. Den hatte Staatspräsidentin Zuzana Caputova vehement eingefordert – in einem ungewohnt emotionalen Appell.
„Wir sind momentan das schlimmste Land der Welt, was die Zahl der Neuinfektionen gemessen an der Bevölkerungszahl betrifft. Die Krankenhäuser stehen am Ende ihrer Kapazitäten und müssen ihre Behandlungen einschränken, das erschöpfte Gesundheitspersonal bittet um Hilfe“, erklärte die Präsidentin. Die Notversorgung von schwerkranken Patienten stehe vor dem Zusammenbruch, die Inzidenz beträgt derzeit 1402 (Stand 2.12.).
Die entsetzlichen Bilder von gestapelten Särgen mit Corona-Toten aus Bergamo gingen im vergangenen Jahr um die Welt. Die norditalienische Stadt galt in der ersten Corona-Welle als Epizentrum der Pandemie. Inzwischen gibt es auf der europäischen Landkarte ein weitaus größeres Gebiet, das in einer ähnlichen Lage steckt: Die Sterblichkeitsrate hat in weiten Teilen Osteuropas bedenkliche Ausmaße angenommen. Dafür gibt es eine plausible Erklärung.
Mehr als 10.000 Neuinfektionen an einem Tag meldete die Slowakei erstmals am vergangenen Mittwoch – und das bei gerade mal 5,5 Millionen Einwohnern. Einen Tag später trat in dem Land ein Lockdown in Kraft. Den hatte Staatspräsidentin Zuzana Caputova vehement eingefordert – in einem ungewohnt emotionalen Appell.
„Wir sind momentan das schlimmste Land der Welt, was die Zahl der Neuinfektionen gemessen an der Bevölkerungszahl betrifft. Die Krankenhäuser stehen am Ende ihrer Kapazitäten und müssen ihre Behandlungen einschränken, das erschöpfte Gesundheitspersonal bittet um Hilfe“, erklärte die Präsidentin. Die Notversorgung von schwerkranken Patienten stehe vor dem Zusammenbruch, die Inzidenz beträgt derzeit 1402 (Stand 2.12.).
Corona weltweit: Osteuropa hat die höchsten Todesraten
In den Nachbarländern ist die Lage ähnlich dramatisch: In Ungarn sterben derzeit durchschnittlich 150 Corona-Infizierte pro Tag, die Pandemie hat in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land bereits 34.000 Todesopfer gefordert. In Tschechien hilft die Armee in überlasteten Krankenhäusern aus, Intensivpatienten werden innerhalb des Landes verlegt.

Ein Blick auf die Weltkarte der Pandemie verrät, dass es in den Balkanstaaten und nördlich davon am düstersten aussieht: Die Länder haben nicht nur die mitunter höchsten Inzidenzen, sondern auch weltweit die höchsten Sterberaten. Unter den zehn Staaten mit den meisten Corona-Toten – gemessen an der Einwohnerzahl – sind mit Bulgarien (Platz 2), Bosnien und Herzegowina (3), Montenegro (4), Nordmazedonien (5), Ungarn (6), Tschechien (7) und Rumänien (9) sieben Länder aus der Region. Dicht gefolgt von Kroatien, der Slowakei und Slowenien.
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Wie die „Zeit“ analysierte, fällt bei den hohen Sterberaten in der Balkanregion etwas auf: In allen betroffenen Ländern gibt es eine niedrige Impfquote. So sind bislang etwa 23,3 Prozent der Moldawier, 25,8 Prozent der Bulgaren und 38,9 Prozent der Rumänen geimpft. Auch in den Nachbarstaaten sieht es nicht besser aus: In Ungarn liegt die Quote mit 60,8 noch mit am höchsten.
Impfbereitschaft in osteuropäischen Staaten ist gering
An mangelnden Impfgelegenheiten liegt es aber nicht: Die Skepsis gegenüber Impfungen in den südosteuropäischen Ländern ist riesig. In einer europaweiten Umfrage des Max-Planck-Instituts im Oktober erklärten 54 Prozent der Rumänen, dass sie sich auf keinen Fall impfen lassen wollen. Die Autoren der Studie sprechen von „einem europäischen West-Ost-Gefälle bei der Impfbereitschaft“. In Bulgarien ist die Impfbereitschaft ähnlich niedrig: Eine Reihe von Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup International Balkan hat ergeben, dass 45 Prozent der Einwohner nicht geimpft werden wollen.

Das Vertrauen in die Regierungen der jeweiligen Länder ist offenbar gering: Überall gibt es Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Ende November sind auf Initiative von Impfgegnern Tausende Menschen durch die kroatische Hauptstadt Zagreb gezogen. Auch in Tschechien gibt es eine große Gruppe, die aus unterschiedlichen Gründen gegen die Spritze ist – von Gerüchten über angebliche Nebenwirkungen bis zu grundsätzlicher Auflehnung gegen die Regierung.
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Bulgarien hat schon seit Monaten eine der niedrigsten Impfquoten Europas. Der nationale Gesundheitsinspektor Angel Kuntschew ahnt, woran es liegt. „Die Leute treffen solche Entscheidungen emotional und nicht aus rationalen Gründen“, sagt er bereits im September der „Deutschen Welle“. „Außerdem kenne ich kein anderes Land in Europa, in dem Medien den Äußerungen von Impfgegnern so viel Raum geben.“