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  • Das Pharmaunternehmen Merck & Co hat eine Pille gegen Corona entwickelt.
  • Foto: IMAGO / NurPhoto

„Gamechanger“? Was über die neue Pille gegen Covid-19 bekannt ist

Der US-Pharmakonzern Merck & Co. hat vielversprechende Zwischenergebnisse einer Studie veröffentlicht: Das Medikament Molnupiravir soll das Risiko einer Klinikeinweisung bei einer Covid-Erkrankung nahezu halbieren. Doch es gibt auch Kritik.

Es ist der neue große Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie: das Medikament Molnupiravir. Es wird als Tablette geschluckt, wenn man sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Die ersten Ergebnisse einer laufenden Studie wurden Ende vergangener Woche veröffentlicht. Der „Spiegel“ und der „RND“ berichteten zuerst.

Pille gegen Coronavirus

Eine Tablette gegen das Virus im frühen Stadium der Erkrankung gibt es bislang nicht – generell ist die Anzahl der Medikamente, mit denen sich Covid-19 zumindest in Teilen behandeln lässt, überschaubar.

Das Medikament Molnupiravir soll laut den veröffentlichten Zwischenergebnissen das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe und das Sterberisiko um 50 Prozent senken. Der Wirkstoff wird bereits am Menschen erprobt. Die Ergebnisse basieren auf Daten von bisher 775 Probanden, die sich auf die beiden Gruppen Medikament und Placebo aufteilen. Ursprünglich wurde die Tablette als Grippe-Medikament entwickelt. Der Wirkstoff blockiert die Vermehrung des Virus in der Zelle.

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Es gibt bereits positives Feedback zu den veröffentlichten Daten. Die endgültigen Ergebnisse müssen jedoch noch abgewartet werden, sagte Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Aber: „Wenn sich bestätigt, dass es 50 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen und Todesfälle bei Covid-19-Patienten durch diese Therapie gibt, dann wäre das ein sehr gutes, vielversprechendes Ergebnis.“

Medikament kann kein Ersatz für die Impfung sein

Laut „RND“ betont ein Mediziner jedoch im Gespräch mit dem Science Media Center (SMC): „Von einem ,Gamechanger‘ würde ich nicht sprechen, und der Wirkstoff wird die Impfungen selbstverständlich auch nicht überflüssig machen“.

Doch die Pille könnte die Impfung ergänzen, denn nicht alle Menschen in der Welt hätten Zugang zu dem lebensrettenden Vakzin, so Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing gegenüber dem „RND“. Auch von Impfdurchbrüchen Betroffene könnten von einem Einsatz mit Molnupiravir profitieren. Der Experte mahnt jedoch auch, dass die Pille nicht als Argument dienen darf, sich einer Impfung zu entziehen. Trotz des Einsatzes von Molnupiravir muss einer von 14 Patienten wegen Corona stationär behandelt werden.

Die Impfung hingegen reduziert das Risiko einer schweren Erkrankung nicht nur deutlich stärker als das Medikament, sie ist auch wesentlich billiger. Hier setzt unter anderem auch die Kritik des Gesundheitsexperten Karl Lauterbach an. Er kritisiert auf Instagram: „600 Euro, 50 Prozent Wirkung, massive Nebenwirkungen. Und trotzdem würde es jeder nehmen, der an Covid erkrankt ist und vorher die viel wirksamere, nebenwirkungsarme und billige Impfung noch abgelehnt hat. Absurd“.

Wie die „New York Times“ berichtet, hat sich die US-Regierung bereits 1,7 Millionen Behandlungseinheiten Molnupiravir gesichert – für 700 Dollar pro Patient (etwa 600 Euro). Das sei ungefähr ein Drittel der derzeitigen Kosten für eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern, die intravenös verabreicht würden, heißt es dort. Die Corona-Impfstoffe kosten allerdings deutlich weniger: In der EU liegt der Preis bei um die 50 Euro für zwei Dosen. (vd)

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