Experte zu Geldanlagen: So kommt das Ersparte am besten durch die Inflation
Die Inflation treibt aktuell überall die Preise in die Höhe – und bereitet auch Sparern schlaflose Nächte, da hart Erspartes plötzlich weniger wert ist. Wie also Erspartes durch die Teuerung bringen – und wie überhaupt jetzt Vermögen aufbauen? Experte und Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen hat im MOPO-Interview seine Tipps verraten.
MOPO: Ist aufgrund der Inflation mit Zinsanlagen, also Tagesgeld und Festgeld, im Moment überhaupt irgendetwas zu holen in Sachen Vermögensaufbau?
Hermann Tenhagen: Die Zinsen sind zurück, aber bei Zinsanlagen zur Vermögensbildung sieht es gerade so düster aus wie seit Jahrzehnten nicht. Beim Tagesgeld (bis zu 1,25 Prozent jährlich) und Festgeld (bis zu 3 Prozent) steigen zwar die Zinsen. Die Inflation ist aber momentan viel höher, bis zu 10 Prozent. Die Realverzinsung ist also tief im Keller, so tief wie in den vergangenen 50 Jahren nicht.
Die Inflation treibt aktuell überall die Preise in die Höhe – und bereitet auch Sparern schlaflose Nächte, da hart Erspartes plötzlich weniger wert ist. Wie also Erspartes durch die Teuerung bringen – und wie überhaupt jetzt Vermögen aufbauen? Experte und Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen hat im MOPO-Interview seine Tipps verraten.
MOPO: Ist aufgrund der Inflation mit Zinsanlagen, also Tagesgeld und Festgeld, im Moment überhaupt irgendetwas zu holen in Sachen Vermögensaufbau?
Hermann Tenhagen: Die Zinsen sind zurück, aber bei Zinsanlagen zur Vermögensbildung sieht es gerade so düster aus wie seit Jahrzehnten nicht. Beim Tagesgeld (bis zu 1,25 Prozent jährlich) und Festgeld (bis zu 3 Prozent) steigen zwar die Zinsen. Die Inflation ist aber momentan viel höher, bis zu 10 Prozent. Die Realverzinsung ist also tief im Keller, so tief wie in den vergangenen 50 Jahren nicht.
MOPO: Was sind Risiken beim Thema Geldanlagen, die durch die aktuelle Inflation, dazu gekommen sind?
Tenhagen: Schwierige Zeiten sind gute Zeiten für Betrüger und Provisionsjäger, denn die nutzen Ihre Unsicherheit aus, um an Ihr Geld zu kommen. Prüfen Sie vor der Geldanlage, wer hinter dem Angebot steckt. Bei Sparkonten gilt: Legen Sie sich nicht zu lange fest, zumindest nicht mit dem kompletten Anlagebetrag. Der Aufwärtstrend der Sparzinsen geht noch weiter, und womöglich ärgern Sie sich schon in ein paar Monaten, dass Sie ein zu lang laufendes Festgeld gewählt haben.
MOPO: Was ist aus ihrer Sicht vor dem Hintergrund der Inflation die aktuell sicherste Geldanlage?
Tenhagen: Hier muss man schauen, was einem wichtig ist. Denn in Punkto Sicherheit gibt es tatsächlich auch aktuell nichts Besseres als ein Tagesgeld oder Festgeld bei einer sicheren Bank. Dann schützt die Einlagensicherung Sie und Ihren ruhigen Nachtschlaf. Nennenswert Rendite bringt das aber leider nicht. Ich sollte also meine Zinsanlage mit einem anderen Baustein kombinieren. Wer zehn oder besser 15 Jahre Zeit hat, kombiniert daher das Bankkonto mit einem Wertpapierdepot. Schon mit kleinen Summen kann man ins Thema Börse reinschnuppern – aber Sie dürfen das Geld nicht schon fest verplanen. Die Börse ist chancenreich, aber leider unkalkulierbar.

MOPO: Viele Menschen setzen bei der Geldanlage zunehmend wieder auf Sachwerte, also etwa Aktien, Immobilien, Gold oder Kunst. Welche der aufgezählten ist die krisensicherste?
Tenhagen: Sachwerte sind zunächst eine gute Idee als Ergänzung zum Bankkonto. Auch Aktien und Aktienfonds stehen ja für Sachwerte, weil ich mich damit an Unternehmen beteilige. Hier sollte ich das vermeiden, was Fachleute Klumpenrisiko nennen. Gerade im Bereich Kunst, aber auch bei einer konkreten Immobilie sind Sie davon abhängig, wie sich genau dieses Objekt im Preis entwickelt. Der günstige Aktienfonds, Fachbegriff ETF, verteilt Ihr Risiko dagegen auf weit über tausend Firmen. Gold ist eine Ergänzung zum Fonds, ist aber leider alles andere als wertstabil.
MOPO: Was sollte beim Kauf von Aktien, Immobilien und Gold aktuell beachtet werden?
Tenhagen: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Bei Aktien heißt das: Ein günstiger Welt-ETF ist besser als eine Handvoll Einzelaktien, bei denen Sie daneben liegen können, oder ein teurer Fonds vom Bankberater. Die Traumimmobilie war erst schwer zu finden, aktuell ist sie aufgrund von steigenden Bauzinsen zusätzlich auch noch schwer zu finanzieren. Wenn die selbstbewohnte Immobilie Ihr Ding ist, machen Sie mit guter Beratung hoffentlich Ihren Wunsch wahr. Als Renditebringer gehen aber auch Häuser und Wohnungen gerade unruhigeren Zeiten entgegen. Gold würde ich anteilig nicht zu mehr als maximal zehn Prozent in meine Planung einbeziehen. Und gehen Sie zu einem seriösen Goldhändler.
MOPO: Eignen sich geschlossene Beteiligungen als Inflationssichere Geldanlagen? Wenn nein, warum nicht?
Tenhagen: Geschlossene Fonds sind etwas für Leute, die sich sehr gut auskennen – sowohl mit der jeweiligen Materie, also beispielsweise Immobilien oder Umweltprojekte, und dazu noch mit der rechtlichen Konstruktion des Fonds. Sie haben deutlich weniger Risiko und Aufwand, wenn Sie stattdessen zu einem simplen Welt-ETF greifen. Die zentrale Eigenschaft des geschlossenen Fonds ist außerdem, dass Sie nicht nach Belieben aussteigen können. Wenn überhaupt, legen Sie nur einen kleinen Teil Ihres Geldes an – was bei vielen Projekten aufgrund von Mindestbeträgen gar nicht geht. Dann rechnen Sie es sich nicht schön, sondern lassen Sie die Finger vom geschlossenen Fonds.
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MOPO: Vor allem viele junge Menschen sparen vermehrt mit ETFs. Was ändert sich hier durch die Inflation und worauf gilt es gerade jetzt zu achten?
Tenhagen: Gerade Einsteiger sollten sich nicht beim Investieren übernehmen. Ein Sicherheitspolster von drei Monatsbudgets sollte auf dem Konto sein, damit Sie auch unerwartete Ausgaben überstehen und nicht vorzeitig Wertpapiere mit Verlust verkaufen müssen. Es spricht aber nichts dagegen, den ETF-Sparplan zwischendurch anzupassen oder zu pausieren. Vorübergehend mal auf die Bremse treten ist ok, nur der Rückwärtsgang, also der spontane Verkauf eines langfristig gedachten ETF-Bestands, der wäre schade.