• Eine Frau mit einem Schild auf einer Anti-Rassismus-Demo (Symbolbild).
  • Foto: imago images/Müller-Stauffenberg

Experte über Hass-Briefe: Selbstbewusste Frauen sind ein „Affront“ für Rechte

Gießen/Kassel –

Die an mehrere Frauen geschickten Drohmails rücken nach Experteneinschätzung ein weniger beachtetes Merkmal des Rechtsextremismus in den Blick: den Frauenhass in der rechtsextremen Szene.

„Der Antifeminismus, der oft einhergeht mit einem Frauenhass, ist Teil des rechtsextremen Weltbildes, auch wenn wir das sehr selten im öffentlichen Fokus haben“, sagte die Gießener Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth der Nachrichtenagentur dpa. „Aspekte wie Rassismus oder Nationalismus stehen viel stärker im Vordergrund.“ Aber das heiße nicht, dass der Antifeminismus für die rechtsextreme Ideologie keine Rolle spiele.

Experte: Briefe sind „Einschüchterungskampagne“

„Alles, was in Richtung einer selbstbewussten Weiblichkeit, einer selbstbewussten Positionierung von Frauen geht, ist aus Sicht des Rechtsextremismus und -populismus ein Affront auf ihre Welt- und Gesellschaftsordnung“, meint auch der Politologe Wolfgang Schroeder aus Kassel.

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„Selbstbewusste Frauen des öffentlichen Lebens, links- oder liberal-demokratisch orientiert, gehören aus dem Weltbild dieser Leute heraus sanktioniert“. Mit Blick auf die Drohmails sagte er: „Deshalb hat dieses Vorgehen den Charakter einer systematischen Einschüchterungskampagne, die den entschiedenen Widerstand des Rechtsstaates und der liberalen Zivilgesellschaft verlangt.“

Ermittlung wegen rechtsextremer Drohbriefe

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt zu mehreren Fällen rechtsextremer Drohschreiben gegen Frauen, die teils mit „NSU 2.0“ unterschrieben waren.

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Bereits seit längerem bekannt ist der Fall der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz. Zuletzt wurden Schreiben an Hessens Linken-Fraktionsvorsitzende Janine Wissler sowie an Berliner Linken-Politikerinnen und an die Kabarettistin Idil Baydar publik. Bei drei der Fälle waren zuvor von hessischen Polizeicomputern persönliche Daten abgefragt worden. Wer dahinter steckt, ist bislang unbekannt. (abu/dpa)

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