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Mathias (vorne, r.) aus Frankfut feiert mit seinen Freunden am Ballermann, dass er heiraten wird.
  • Mathias (vorne, r.) aus Frankfut feiert mit seinen Freunden am Ballermann, dass er heiraten wird.
  • Foto: picture alliance/dpa | Clara Margais

„Alles wie immer“: Warum Mallorca sein peinliches Sauf-Image nicht loswird

Auf Mallorca ist die Saison gestartet. Am Ballermann ist es wieder fast so laut und so wild wie vor der Pandemie – dabei hatte die Insel eigentlich einen Imagewandel vor. Doch der ist gescheitert. Das hat gute, aber auch schlechte Seiten.

Mallorca ist wieder da. Die deutschen Urlauber genießen die Strände und erfreuen sich am Ballermann und an anderen Orten der Insel am sommerlichen Wetter. Hier scheint es fast so, als hätte es nie einen Corona-Stillstand gegeben. „Es ist alles wie immer. Ich kann keine Unterschiede feststellen“, sagt Mario Bröder erfreut. Der Urlauber aus Koblenz muss es wohl wissen: Es sei schon das 43. Mal, dass er hier ist.

„Wenn ich nach der Ankunft am Flughafen die erste Palme sehe, fühle ich mich zuhause. Alcúdia ist meine zweite Heimat.“ Seit Jahren reist Bröder immer in dasselbe Hotel in den Küstenort im Norden Mallorcas. Immer in dasselbe Zimmer. Doch diesmal geht es woanders hin. In Porto Petro im Osten wird eine Schlagerreise angeboten. Nino de Angelo und Bernhard Brink bringen den Deutschen dazu, seine Gewohnheiten zu ändern. „Sie treten jeden Abend anstelle der normalen Hotelanimation auf.“

„Es ist alles wie immer“: Imagewandel am Ballermann gescheitert

Die Schlagerpartys am Ballermann hingegen sind nichts für Bröder. „Ich mag die Menschenmassen und die Feiern in den Diskotheken nicht.“ Trubel gibt es reichlich an der Partymeile. Aus den Musikboxen an der Playa de Palma dröhnt dieser Tage in voller Lautstärke die übliche Musik. „Ausziehen, ausziehen, ausziehen“, grölt eine Gruppe junger Männer in einer Bar.

„Alles wie immer“: Zwei Männer aus Zürich posieren in der Bierstrasse am Ballermann. picture alliance/dpa | Clara Margais
„Alles wie immer“: Zwei Männer aus Zürich posieren in der Bierstrasse am Ballermann.
„Alles wie immer“: Zwei Männer aus Zürich posieren in der Bierstrasse am Ballermann.

„Es ist alles wie immer“, sagt auch Juan Ferrer, der die Initiative Palma Beach leitet, die mehr Qualität am Ballermann fordert. Die Enttäuschung ist seiner Stimme deutlich anzuhören. Vor einiger Zeit hatte er noch gesagt, dass Corona wie ein Katalysator für die eigenen Bemühungen gewirkt und einen neuen Typ Urlauber angezogen habe. Dieser wolle Dinge wie gutes Essen mit lokalen Produkten und einen umweltfreundlichen Nahverkehr. „Kaum waren die großen Partytempel wieder geöffnet, wurde dieser neue Typ Urlauber vom alten Feierpublikum verdrängt“, stellt Ferrer nun fest.

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Im Mai und Juni sind es vor allem junge Menschen, die an der Playa auf den Putz hauen – oder auch über die Stränge schlagen. Immer wieder gibt es Schlägereien zwischen den Betrunkenen. Ferrer vergleicht das mit der Frühjahrsparty von US-Studenten: „Es ist wie ein europäischer Springbreak.“

„Der Ballermann steht für Party. Das kann man nicht aus den Köpfen der Leute bekommen“

„Freie Fahrt“, so bezeichnet Sohel Abdoulkhanzadeh die Rückkehr zur Normalität. Der 34-Jährige aus Hannover betreibt die Cocktailbar „Chucca“ über dem Ort, wo früher die legendäre Disco „Riu Palace“ stand. „Der Ballermann steht für Party. Das kann man nicht aus den Köpfen der Leute bekommen. Aber das ist der Vorteil von Mallorca. Man kann Party machen, muss aber nicht. Die Insel ist groß genug, dass die Urlauber woanders ihre freie Zeit genießen können.“

„Das Frühjahr lief fantastisch und ich habe teilweise mehr verdient als in den vergangenen Jahren im Hochsommer.“ Zwar gebe es nach Ostern in der Regel immer ein Bruch. Aber zu Pfingsten gehe es stets wieder los „und dann bleibt es bis Saisonende auch voll“, sagt der Wirt.

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Es sei zu beobachten, dass die Deutschen vielfach erst auf den letzten Drücker buchen, sagt Ferrer. Viele Urlauber kämen für einen Kurztrip am Wochenende. „Es ist kaum möglich, eine Hochrechnung zu machen, die weiter als zehn Tage geht.“

Für die Betriebe kommt hinzu, dass derzeit enormer Arbeitskräftemangel herrscht. „Die Kellner mussten in der Pandemie schauen, was sie machen und haben Bürojobs angenommen“, sagt Abdoulkhanzadeh. Viele wollen nun nicht mehr in den Gastrobereich zurück. (dpa)

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