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  • Dieses Bild von Lisa Montgomery wurde 2008 vom zuständigen Wyandotte County Sherrifs Departement veröffentlicht.
  • Foto: picture alliance/dpa

Erstmals seit 70 Jahren: USA ordnen Hinrichtung einer Frau an

Terre Haute –

Das Datum steht fest: Am 8. Dezember soll der US-Amerikanerin Lisa Montgomery im Bundesstaat Indiana die Todesspritze gesetzt werden. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird das die erste durch die US-Regierung angeordnete Hinrichtung einer Frau seit fast 70 Jahren sein.

Alle Versuche, die Hinrichtung noch abzuwenden, sind gescheitert; die Revisionsanträge wurden abgewiesen. Das bestätigte Montgomerys Anwältin Kelley Henry am Freitag. Zwar habe ihre Mandantin die volle Verantwortung für ihr Verbrechen übernommen. „Aber ihre schwere geistige Behinderung und die verheerenden Auswirkungen ihres Kindheitstraumas machen diese Hinrichtung zu einer tiefen Ungerechtigkeit“, erklärte Henry.

Grausam: Lisa Montgomery tötete 2004 eine Schwangere

Das Verbrechen, das Lisa Montgomery begangen hat, liegt 16 Jahre zurück. Es hatte im ganzen Land für Entsetzen gesorgt – nicht nur wegen seiner besonderen Brutalität, sondern auch, weil es damals um ein Kind ging. Ein ungeborenes Kind.

Lisa Montgomery hatte ihren Freunden und ihrer Familie im Sommer 2004 erzählt, dass sie schwanger sei. Und das, obwohl sie sich Jahre zuvor sterilisieren lassen hatte.

Lisa Montgomery träumte von einem eigenen Baby

Im Dezember nahm sie Kontakt zu einer 23-Jährigen auf, die ihrerseits im achten Monat schwanger war und im Internet einen Hundewelpen zum Verkauf anbot. Die beiden Frauen verabredeten sich. Montgomery fuhr hin – mit einem Seil und einem Messer im Gepäck.

Die damals 36-Jährige drang ins Haus der Schwangeren im Nordwesten Missouris ein, strangulierte sie und schnitt das Baby aus dem Körper der Toten. Dann fuhr sie nach Hause und gab den Säugling fortan als ihren eigenen aus.

Als Kind wurde die Verurteilte schwer misshandelt

Eine Jury verurteilte Montgomery 2008 zum Tode – das endgültige Vollstreckungsdatum wurde aber erst jetzt festgesetzt. 

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Montgomerys Anwältin Kelley Henry hatte zuvor alles versucht, das Urteil in eine lebenslange Freiheitsstrafe umzuwandeln. Sie wies darauf hin, dass ihre Mandantin als Kind von ihrer Mutter als Sex-Sklavin verkauft worden war. Sie wurde Opfer von Gruppenvergewaltigungen durch erwachsene Männer. Beide Eltern hätten ihr zudem geistige Erkrankungen vererbt. „Es gibt wenige Menschen auf der Erde, die eine solche Folter und Tortur in ihrer Kindheit durchlitten haben, verursacht durch eine geisteskranke und alkoholabhängige Mutter“, betonte Henry.

Letzte Hinrichtung einer Frau in den USA war 1953

Wenn Lisa Montgomery tatsächlich am 8. Dezember hingerichtet werden sollte, wird das die erste durch die US-Regierung angeordnete Hinrichtung einer Frau seit 1953 sein. Damals wurde Bonnie Heady für die Entführung und Tötung eines sechsjährigen Jungen in der Gaskammer getötet.

Eine undatierte Aufnahme aus der Hinrichtungszelle im Gefängnis in Terre Haute, Indiana.

Eine undatierte Aufnahme aus der Hinrichtungszelle im Gefängnis in Terre Haute, Indiana.

Foto:

picture-alliance / dpa

In den USA wird unterschieden zwischen der Todesstrafe auf Bundes- und Bundesstaatenebene. Die allermeisten Kriminalfälle werden vor Gerichten der Bundesstaaten verhandelt, wo es auch häufiger Todesurteile gegen Frauen gibt. Laut Robert Dunham vom „Death Penalty Information Center“ werden Frauen in den USA aber statistisch gesehen viel seltener zum Tode verurteilt. Grund sei die öffentliche Wahrnehmung von Frauen sowie die Natur der Verbrechen, die in der Regel im häuslichen Zusammenhang stattfänden und leidenschaftliche Motive hätten, was eine Todesstrafe ausschließe.

Im Fall von Lisa Montgomery wurde hiervon eine Ausnahme gemacht. (ng)

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