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  • „Bleiben Sie zuhause, schützen Sie das Gesundheitssystem, retten Sie Leben“, fordert Premier Boris Johnson von seinen Landsleuten. Bisher verpuffte dieser Appell oft ungehört.
  • Foto: picture alliance/dpa/PA Wire

Erste deutsche Klinik dicht: Wie tödlich ist die britische Mutation?

Berlin –

Wie gefährlich ist die Corona-Mutation B.1.1.7? Ist sie vielleicht sogar tödlicher als das Ursprungsvirus? Durchaus möglich, sagt ausgerechnet der britische Premier Johnson. Indes wütet der Mutant offenbar auch in Deutschland bereits heftig: Eine deutsche Klinik musste am Wochenende abgeriegelt werden.

Eine Mutation des Coronavirus, eine rasante Verbreitung – und nun auch eine höhere Sterblichkeit? Was wie der Alptraum jedes Virologen klingt, könnte in England wahr werden. So legen es jedenfalls Aussagen von Premierminister Boris Johnson nahe. Demnach ist die in Großbritannien entdeckte Variante möglicherweise tödlicher als die bislang vorherrschende: „Wir wurden heute darüber informiert, dass es zusätzlich zur schnelleren Ausbreitung einige Hinweise dafür gibt, dass die neue Variante (…) mit einer höheren Sterblichkeit verbunden sein könnte“, sagte Johnson am Freitag. 

Wirbel um angeblich erhöhte Sterblichkeit durch britische Mutation

Die Botschaft sandte Schockwellen auch nach Deutschland. „Darauf hat niemand gewartet“, twitterte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, gibt in der Downing Street eine Pressekonferenz zur Corona-Pandemie

„Bleiben Sie zuhause, schützen Sie das Gesundheitssystem, retten Sie Leben“, fordert Premier Boris Johnson von seinen Landsleuten. Bisher verpuffte dieser Appell oft ungehört.

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picture alliance/dpa/PA Wire

Doch prompt sah sich Johnson Kritik ausgesetzt. „Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass die Nachricht auf einer Pressekonferenz mitgeteilt wurde“, sagte Mike Tildesley, Mitglied des wissenschaftlichen Expertengremiums Sage, der BBC. Und weiter: „Ich mache mir Sorgen, dass wir Dinge voreilig melden, wenn die Daten noch nicht wirklich besonders aussagekräftig sind.“

Die Mutation B.1.1.7 war Ende vergangenen Jahres in England aufgetaucht und hatte sich rasch vor allem in London ausgebreitet. Zeitweise lag die Sieben-Tage-Inzidenz dort über 1000. Die neue Variante ist nach Ansicht von Experten 30 bis 70 Prozent leichter übertragbar. Und: Wissenschaftler haben tatsächlich eine Steigerung der Sterblichkeit durch B.1.1.7 nachgewiesen: Sterben bei der bisherigen Form 10 von 1000 Männern in ihren 60er Jahren, sind es bei der Variante etwa 13 oder 14. 

Klinik in Berlin wegen B.1.1.7 abgeriegelt

Eine erste Klinik hierzulande muss indes bereits strikte Konsequenzen ziehen: Das Berliner Humboldt-Klinikum wurde nach einem B.1.1.7-Ausbruch abgeriegelt. Mindestens 20 Personen, darunter 14 Patienten, wurden bis Sonntag bei Routine-Screenings positiv auf die Mutation getestet, wie die Klinik im Stadtteil Reinickendorf bestätigte. Der Ausbruch habe bereits „ein Ausmaß angenommen (…), das wir im Moment schlecht überblicken können“, so Amtsarzt Patrick Larscheid.

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In Abstimmung mit Gesundheitsamt und RKI verhängte das Krankenhaus daher einen Aufnahmestopp. Laut „Tagesspiegel“ dürfen nur noch Dialyse-Patienten und die Angehörigen von Sterbenden die Klinik betreten. Notfälle werden in andere Häuser gebracht. Die etwa 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen unter sogenannter Pendelquarantäne. Heißt: Sie dürfen nur zwischen ihrem Zuhause und der Klinik unterwegs sein.Dafür werden aktuell Fahrdienste und Shuttles organisiert. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hätten Unterstützung signalisiert, hieß es. 

Die Angst vor einer flächendeckenden Ausbreitung ist groß: Berliner Labore sollen nun mit Hochdruck gezielt nach B.1.1.7 suchen. (vd/mik/dpa)

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