Menschen auf Gleisen

Oliver Krischer (Grüne), Verkehrsminister von NRW, besucht den zweiten Tatort an der Bahnstrecke Duisburg-Düsseldorf. Foto: dpa/Christoph Reichwein

Brandanschläge auf Bahn: NRW-Innenminister äußert Verdacht zu Tätern

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Auf die wichtige Nord-Süd-Strecke der Bahn zwischen Düsseldorf und Duisburg ist ein weiterer Brandanschlag verübt worden. Ein Bekennerschreiben wird noch geprüft.

Der Brandanschlag mit zwei Brandsätzen auf die Bahnstrecke Duisburg-Düsseldorf ist laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wahrscheinlich von Linksextremisten begangen worden. „So, wie unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit zurückzubomben“, sagte Reul. 

Die Gruppe „Kommando Angry Birds“, die sich dazu bekannt habe, „kennen unsere Behörden als linksextremistische Mitmach-Kampagne. Die hat in den letzten Jahren im Raum Düsseldorf schon mehrfach sabotiert.“ So gingen Anschläge auf Telekommunikationsmasten in dem Ort Langenfeld/Erkrath und ein Tunnelbrand an der A46 auf das Konto der Gruppe. Die Ermittlungen würden mit hohem Aufwand geführt, seien aber nicht ganz einfach, weil es sich nicht um eine festgefügte Gruppe handele. 

Der Anschlag zeige, „wie verletzlich unsere kritische Infrastruktur ist“, sagte Reul. Umso wichtiger sei es, die Täter zu finden.

Sperrung bis mindestens 22 Uhr

Auf die wichtige Nord-Süd-Strecke der Deutschen Bahn war am Morgen in Düsseldorf ein weiterer Brandanschlag verübt worden. Der Brandsatz habe die gleiche Machart wie der am Donnerstag entdeckte, und es sei erneut Schaden entstanden, teilte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mit. 

Zuvor hatte die Deutsche Bahn mitgeteilt, dass die Reparaturarbeiten an der Strecke länger dauern werden. Offiziell wurde auf dem Bahnportal „Zuginfo.NRW“ 22 Uhr als Ende der Sperrung genannt. Möglicherweise könnten die Arbeiten aber auch noch länger dauern, hieß es aus Bahnkreisen. Am Mittag beendete die Polizei die Spurensicherung an der zweiten Anschlagsstelle. Danach konnten die Reparaturarbeiten beginnen.

Bekennerschreiben auf linker Plattform veröffentlicht

Die Polizei geht von Sabotage aus. Der Staatsschutz ermittelt. Auf der linken Plattform „Indymedia“ war ein Bekennerschreiben veröffentlicht worden. Ein „Kommando Angry Birds“ reklamiert darin die Taten für sich. Die Echtheit werde weiterhin geprüft, sagte ein Polizeisprecher. 

Die Strecke Duisburg-Düsseldorf ist mit mehr als 620 Zügen täglich eine der meistbefahrenen Bahn-Verbindungen in Deutschland. 

Massive Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs

Das den Ermittlern zufolge vorsätzlich gelegte Feuer hatte die Strecke am Donnerstag lahmgelegt. Es kommt zu erheblichen Beeinträchtigungen auch des Fernverkehrs. 

Wie die dpa am Donnerstag am Tatort erfuhr, hatten Unbekannte am Donnerstag eine Zündvorrichtung in einem Kabeltunnel platziert. Ein Lokführer habe Qualm aus dem Kabeltunnel quellen sehen und Alarm geschlagen. 

Der zweite Brandschaden sei bei einer Begehung der Strecke am Freitag rund zwei Kilometer entfernt entdeckt worden. „Wir gehen davon aus, dass beide Anschläge gleichzeitig verübt wurden“, sagte ein Polizeisprecher. Es lägen keine Erkenntnisse über weitere Taten in den letzten Wochen vor. In dem Bekennerschreiben heißt es, man habe mehrere Anschläge im Großraum Düsseldorf begangen. 

Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es?

Die Bahn hatte einen Bus-Pendelverkehr eingerichtet und leitet den Fernverkehr über Dortmund und Wuppertal um. Zudem hatte man Bauarbeiten an einer parallel verlaufenden Güterstrecke in Duisburg-Wedau kurzfristig unterbrochen, um über diese Strecke einen Teil des Verkehrs abwickeln zu können. An den Hauptbahnhöfen in Duisburg und Düsseldorf strandeten dennoch viele Reisende. Es kam zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. 

Die Kabel gehören zu einem Stellwerk in Duisburg, die Brände brachen aber auf Düsseldorfer Stadtgebiet aus, sagte ein Bahnsprecher. 

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Die beschädigten Kabel sorgten für Störungen im Nah- und Fernverkehr. Betroffen seien die ICE-Linien nach Berlin und Frankfurt am Main ebenso wie die Verbindungen in Richtung Norddeutschland, Süddeutschland und in die Niederlande, teilte die Bahn mit. 

Im Nahverkehr sind die S-Bahn-Linie S1 sowie mehrere Regionallinien betroffen, wie das Portal „Zuginfo.nrw“ meldet. Der gesamte Bereich um Duisburg-Großenbaum im Süden der Ruhrgebietsstadt sei nicht befahrbar. Die Regionalzüge RE1, RE5, RE6 und RE19 werden deshalb umgeleitet. Die S1 sowie der RE2, RE3 und RE11 beginnen und enden vorzeitig, die Halte zwischen Düsseldorf und Duisburg entfallen. Das betrifft auch die Anreise zum Düsseldorfer Flughafen, der zwischen den beiden Hauptbahnhöfen liegt. (dpa/mp)

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