Papierfiguren

Papierfiguren erinnern an der Unfallstelle an die vier Unfallopfer. Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Er fuhr vier Menschen tot: Berliner SUV-Fahrer zu Bewährungsstrafe verurteilt

Der Unfall schockierte das Land: Ein heute 45 Jahre alter Mann fuhr 2019 mit seinem SUV mitten in der Berliner Innenstadt vier Menschen tot, darunter ein dreijähriges Kind. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat zuvor Auto gefahren und hatte die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Nun wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Das Landgericht Berlin sprach den SUV-Fahrer am Donnerstag der fahrlässigen Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig – zwei Jahre auf Bewährung. Das Gericht ging damit über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus.

SUV-Unfall in Berlin: Bewährung für den Fahrer

Der schwere Wagen des Mannes war am 6. September 2019 über die Gegenfahrbahn hinweg von der Berliner Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete vier Menschen auf dem Gehweg – einen Dreijährigen und seine Großmutter im Alter von 64 Jahren sowie zwei 28 und 29 Jahre alte Männer.

Der verurteilte SUV-Fahrer mit seinen Verteidigern picture alliance/dpa | Annette Riedl
Angeklagter mit Verteidigern
Der verurteilte SUV-Fahrer mit seinen Verteidigern

Das Gericht entzog dem 45-Jährigen zudem die Fahrerlaubnis und verhängte eine zweijährige Führerescheinsperre – und 15 000 Euro als Auflage. „Er hätte erkennen können und müssen, dass er sich nicht hinter das Steuer setzen durfte“, so das Gericht.

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Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt – und schnell eine Diskussion um die Gefahren im Straßenverkehr ausgelöst. Anfangs stand dabei die Frage im Zentrum, ob die schweren SUV-Fahrzeuge besonders gefährlich sind. Im Prozess war jedoch die Frage nach der Fahrtauglichkeit des Angeklagten zentral, und ob ein epileptischer Krampfanfall für ihn vorhersehbar war. Vermutlich wäre es auch bei einem Kleinwagen zu einem schrecklichen Unfall gekommen, hieß es im Prozess.

Unfallfahrer vor Gericht: Bin zutiefst verzweifelt

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätte der Unternehmer wegen einer strukturellen Epilepsie und einer Gehirnoperation nur einen Monat vor dem Unfall nicht am Steuer sitzen dürfen. Sie hatte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung beantragt. Nach Auffassung der Anwälte, die Hinterbliebene als Nebenkläger vertraten, hat der 45-Jährige bewusst gegen ärztliche Auflagen verstoßen. Eine Haftstrafe forderten auch die Nebenklage-Anwälte nicht, beantragten allerdings Führerscheinentzug und eine „empfindliche Geldauflage“.

Ein Trockengesteck, eine Kerze und Blumen liegen an der Stelle in der Berliner Innenstadt, wo die vier Menschen ums Leben gekommen sind. picture alliance/dpa | Annette Riedl
Berlin SUV
Ein Trockengesteck, eine Kerze und Blumen liegen an der Stelle in der Berliner Innenstadt, wo die vier Menschen ums Leben gekommen sind.

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Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn Ende vergangenen Oktober erklärt, er sei zutiefst verzweifelt über das Leid, das sein Unfall verursacht habe. Er habe im Mai 2019 erstmals einen epileptischen Anfall gehabt. Mit einer Tumor-Operation und mit einer Medikation habe er danach alles getan, um einen zweiten Anfall auszuschließen. (alp/dpa)

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