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Baby
  • Ein gesundes, fröhliches Baby – für viele Menschen der allergrößte Wunsch im Leben.
  • Foto: PantherMedia / Sergey Borisov

Ein Baby mit 40? Forscher beklagt „unrealistische Erwartungen“

Erst kommt die Karriere, dann oft kein passender Mann – und dann kommt die 40 immer näher. Viel zu schnell! Und was ist mit dem Kinderwunsch? Das dürfte doch kein Problem sein – heutzutage ist frau doch mit Ende dreißig noch jung, mit 40 noch frisch! Stimmt. Von außen betrachtet. Aber der weibliche Körper ist gnadenlos: Kinderwunschkliniken behandeln zwar immer mehr „ältere“ Frauen – aber das nicht so erfolgreich, wie viele denken.

Waren es 2011 noch rund 8000 Frauen aus der Altersgruppe ab 40, die ihren Kinderwunsch mit medizinischer Hilfe erfüllen wollten, lag die Zahl zehn Jahre später bei mehr als 12.600 Patientinnen. Andreas Tandler-Schneider ist Vorstandsmitglied im Deutschen IVF-Register, dort werden Daten über Behandlungen aus mehr als 130 Kinderwunschzentren bundesweit gesammelt. Er sagt, da wäre schon ein Trend zu spüren.

Seine Erfahrung: Oft sind die Frauen überrascht, wie schlecht die Aussichten auf ein Baby trotz reproduktionsmedizinscher Hilfe sind. Aber egal, wie fit und jung das Lebensgefühl ist: Ab 40 sinkt nicht nur die Chance, überhaupt schwanger zu werden – auch die Zahl der Fehlgeburten steigt rasant. „Die etwa zehn bis 20 Prozent Frauen, die pro Embryotransfer schwanger werden, verlieren die Kinder zu 50 Prozent wieder“, so Tandler-Schneider. Er sagt: „Viele haben auch einfach unrealistische Erwartungen an die Reproduktionsmedizin.“

Gynäkologe: „Wir fühlen uns jünger, als wir sind“

Der Gynäkologe hält es für ein „generelles Phänomen in unserer Gesellschaft, dass wir uns jünger fühlen als wir sind.“ Die Eierstockreserve ist dieselbe wie bei Frauen vor hundert Jahren: „Wir werden immer älter, bleiben länger fit, aber es ist nicht zu sehen, dass die Frauen später in die Wechseljahre kommen.“

Heute wollen viele Frauen erstmal das Leben genießen – vor allem in Großstädten sei das zu beobachten. „Hier ist der Akademikeranteil relativ hoch und viele Paare beschäftigen sich relativ spät mit dem Kinderwunsch“, so Tandler-Schneider.

Forscherin: Künstliche Befruchtung oft noch ein Tabu

„Viele Menschen haben das Gefühl, dass keine Grenze mehr gesetzt ist für das Alter, in dem man Kinder bekommen kann“, sagt Sonja Indira Steinert von der Kinderwunsch-Beratungsplattform Fertilly.com. Und nach Berichten über Promis, die noch sehr spät Kinder bekommen, klingele das Telefon besonders oft. „Doch Schwangerschaften wie die der Promis entstehen oftmals mit Methoden, die in Deutschland nicht erlaubt sind – etwa durch Eizellspenden.“

„Schon in der Schulbildung liegt eine große Fehlerquelle, da geht es ja hauptsächlich um die Verhütung von Schwangerschaften, wodurch ein völlig unrealistisches Bild von Fruchtbarkeit entsteht“, meint Steinert. Noch ein Problem: Kinderwunschbehandlungen sind noch immer ein großes Tabuthema – viele späte Eltern sprechen nicht darüber, auf welche Art und Weise ihr Wunschkind entstanden ist. Auch das trage nicht zur Aufklärung bei.  

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Klappt es mit dem Kinderwunsch nicht, sei die Enttäuschung zunächst meist sehr groß, sagt Tandler-Schneider. „Da reagieren die Paare auch mit depressiven Phasen, sind traumatisiert, einige stürzen sich in die Arbeit.“

Langfristig ändere sich das meist: „Durch die empirische Forschung weiß man, dass auch Paare, die keine Kinder haben, sehr glücklich miteinander sind und ein zufriedenes Alter haben. Dass man nur mit Kindern glücklich ist, ist ein Märchen.“ (dpa/miri) 

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