Eine Drohne und ein Flugzeug. (Symbolbild)

Eine Drohne und ein Flugzeug. (Symbolbild) Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Drohnen über EU-Flughäfen: „Schwerster Anschlag auf kritische Infrastruktur“

kommentar icon
arrow down

20.000 Passagiere waren nach Drohnensichtungen von Flugausfällen am Kopenhagener Flughafen betroffen. Die Regierung ist sicher: Es handelt sich um einen Anschlag. An einem weiteren Airport gab es ganz ähnliche Probleme. Wer steckt dahinter?

Nach einer vorübergehenden Sperrung wegen Drohnensichtungen hat der Airport Kopenhagen den Flugbetrieb wieder aufgenommen. Es werde aber weiter Verspätungen und Ausfälle geben, teilte der Flughafen in der Nacht auf seiner Internetseite mit. Unterdessen wurde der Flughafen in der norwegischen Hauptstadt Oslo geschlossen – ebenfalls wegen Drohnensichtungen. Wer die Flugroboter steuert, blieb in beiden Fällen unklar.

Drohnen-Alarm: Regierung spricht von Anschlag

Die dänische Regierung geht nach aktuellem Stand von einem gezielten Angriff aus. Es handle sich um den „bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur“, erklärte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau in einer Stellungnahme. Einen konkreten Verdacht, wer dafür verantwortlich sein könnte, äußerte sie nicht.

„Das sagt etwas darüber aus, in was für einer Zeit wir leben und worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen“, hieß es von der Regierungschefin. „Wir schließen natürlich keine Option aus, wer dahintersteckt“, schränkte sie ein. Es sei aber klar, dass dies mit den Entwicklungen übereinstimme, die man in jüngster Zeit bei anderen Drohnenangriffen, Luftraumverletzungen und Hackerangriffen auf europäische Flughäfen habe beobachten können.

Polizei vermutet professionellen Täter

Mitte September waren Drohnen im polnischen Flugraum aufgetaucht, wenige Tage später drangen Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum ein. Die NATO macht für die Luftraumverletzungen Russland verantwortlich. 

Vor den Äußerungen von Regierungschefin Frederiksen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Blick auf die Drohnensichtungen einen Zusammenhang mit Russland angedeutet. Konkrete Hinweise darauf lieferte er aber nicht.



Der leitende Ermittler der Kopenhagener Polizei, Jens Jespersen, sagte am Morgen auf einer Pressekonferenz, dass man unter anderem mit Blick auf Anzahl und Größe der Drohnen sowie Zeitpunkt des Vorfalls davon ausgehe, dass vermutlich ein „fähiger Akteur“ hinter dem Vorfall stecke. Das bedeute, dass es sich um einen Akteur handeln müsse, der die Fähigkeiten, den Willen und die Werkzeuge dazu habe, so etwas zu bewerkstelligen – vielleicht auch lediglich zu Übungszwecken. 

Die Kopenhagener Polizeidirektorin Anne Tønnes sprach am Vormittag dann von einem „Drohnenangriff“ und wie Frederiksen von einem „Anschlag“. „Das ist unsere kritische Infrastruktur, und deshalb nenne ich es so“, sagte Tønnes vor Reportern. „Ich halte das für eine sehr ernste Situation.“

Tausende Passagiere stranden nach Flug-Stopp

Dänemarks Hauptstadtflughafen Kopenhagen-Kastrup zählt neben Stockholm-Arlanda und Oslo-Gardermoen zu den größten Airports Skandinaviens. Täglich fliegen von dort aus auch Passagiermaschinen in deutsche Städte.

Am Abend musste der Flugverkehr aber komplett eingestellt werden, weil nach Angaben der Kopenhagener Polizei in der Gegend zwei bis drei große Drohnen aufgefallen waren. Ankommende Flüge wurden umgeleitet, einige Abflüge gestrichen.

Drohnen-Alarm auch in Oslo

In Kopenhagen mussten rund 100 Flüge nach Flughafenangaben in Verbindung mit der Drohnensichtung gestrichen werden, darunter auch mehrere aus und nach Deutschland. Rund 20.000 Passagiere waren insgesamt betroffen, wie Vertreter des Flughafens und der dänischen Flugsicherheit auf der Pressekonferenz sagten. Am (heutigen) Dienstag wird demnach mit weiteren Verspätungen bei Abflügen und Landungen gerechnet.

In der Nacht wurden dann auch am Flughafen in Oslo Drohnen gesichtet, wie der norwegische Sender NRK berichtete. Unter Berufung auf den Betreiber Avinor hieß es, sowohl der Flughafen als auch der Luftraum über Oslo seien gesperrt. Ankommende Flüge würden laut einer Flughafensprecherin umgeleitet.

Das könnte Sie auch interessieren: Fit im Alter: Hamburger Expertin verrät, worauf es wirklich ankommt

Damit kommt der europäische Flugverkehr weiter nicht zur Ruhe: Erst am Wochenende hatte ein Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister zu Beeinträchtigungen an mehreren Flughäfen geführt. Darunter waren die Flughäfen Berlin, Brüssel, London Heathrow und Dublin. Die Probleme hielten am Montag teilweise noch an. (dpa/mp)

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test