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  • Asiatische Tigermücke (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Ennio Leanza

Gefährliche Stiche: Diese exotischen Krankheiten übertragen Mücken in Deutschland

Sie sind lästig, jucken und brennen – und können auch richtig gefährlich werden: Mückenstiche. In Deutschland breitet sich zunehmend die gefährliche Asiatische Tigermücke aus, die exotische Krankheiten übertragen kann. Aber auch heimische Mücken können bedrohlich für die Gesundheit werden. Um welche Erreger es sich dabei handelt, wo besondere Vorsicht geboten ist und was der Klimawandel damit zu tun hat:

Viele Mückenarten in Deutschland sind für Laien kaum voneinander zu unterscheiden. Kommt das nervige „tzz“ von einer heimischen Mücke oder einer Asiatischen Tigermücke? Aber: Der Unterschied kann bedeutend sein – wenn die Mücke sticht. Denn die Tigermücke kann eine Reihe gefährlicher Krankheitserreger wie Dengue- und Chikungunya-Virus übertragen.

Asiatische Tigermücke breitet sich mehr in Deutschland aus

Sie stammt aus den Tropen, breitet sich aber im Zuge des Klimawandels seit den 1990er Jahren massiv in Südeuropa und Teilen Mitteleuropas aus, wie es vom Friedrich-Löffler-Institut heißt. Die Zahl betroffener Regionen des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) habe sich binnen zehn Jahren fast verdreifacht.

Eine lokale Vermehrung wurde hierzulande erstmals im Jahr 2014 festgestellt. Mittlerweile gebe es fest etablierte Populationen, sagt Mücken-Expertin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen, Thüringen und Berlin. In Hamburg wurde bisher noch keine Tigermücke entdeckt. Aber: Noch ist hierzulande kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde – Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit. In Südfrankreich zum Beispiel wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits.

Anders als heimische Mücken nutzen die weiß gestreiften Tiere häufig kleine Wasserreservoirs etwa in Untersetzern von Blumentöpfen und sind vor allem im urbanen Umfeld verbreitet – auch in großen Städten. Sticht eine Tigermücke einen Infizierten, können sich aufgenommene Viren in dem Insekt vermehren und auf weitere Menschen übertragen werden, wenn die Mücke erneut zusticht. Entscheidend ist dabei allerdings nicht allein das Vorkommen der Mücken: Zika-Viren zum Beispiel benötigen Experten zufolge große Hitze, um sich gut in den Mücken vermehren können, mit Temperaturen, die in Deutschland bisher eher selten erreicht werden. Das Dengue-Virus hingegen kann sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand.

Heimische Mücken können West-Nil-Virus übertragen

Exotische Mücken sind in Deutschland zudem nicht die einzigen potenziellen Überträger gefährlicher Krankheiten: 2019 erfasste das Robert-Koch-Institut (RKI) erstmals Infektionen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus bei erkrankten Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch heimische Mücken zurückgingen. Weil der Erreger in Stechmücken in Deutschland überwintern kann, rechnen Experten mit zunehmenden Fallzahlen bis hin zu größeren saisonalen Erkrankungswellen. In süd- und südosteuropäischen Ländern gibt es schon seit Jahren solche Ausbrüche.

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Dem RKI zufolge wurden hierzulande im vergangenen Jahr 17 West-Nil-Infektionen bei Menschen nachgewiesen, im Jahr zuvor waren es vier Fälle. Eine West-Nil-Virus-Infektion verläuft in 80 Prozent der Fälle ohne Symptome und wird daher gar nicht erkannt. Bei knapp 20 Prozent gibt es dem RKI zufolge milde, unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag. Schwerere und tödliche Verläufe treffen meist ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

Müssen wir künftig also Angst vor jedem Mückenstich haben, vielleicht bald unter Moskitonetzen schlafen? „Grundsätzlich bei jedem Mückenstich Sorge zu haben, ist im Moment sicher übertrieben“, sagt der Tropenmediziner Tomas Jelinek. „Es ist eine ernstzunehmende Krankheit, aber man muss kein massenhaftes Auftreten in Deutschland erwarten.“ Es sei aber durchaus wahrscheinlich, dass es in Zukunft auch hierzulande zu kleineren West-Nil-Ausbrüchen kommen werde. (alp/dpa)

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