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Autos stehen an der Grenze zwischen Spanien und Gibraltar.
  • Bis zu 14.000 spanische Pendler arbeiten in Gibraltar.
  • Foto: (c) dpa

Impfquote 100 Prozent – Inzidenz über 600: Was ist in Gibraltar los?

Eine Impfquote von 100 Prozent: Was utopisch klingt, soll in Gibraltar Wirklichkeit sein. Im April erklärte Ministerpräsident Fabian Piccardo die britische Exklave für Corona-frei. Doch jetzt steigt die Inzidenz rasant – lag zuletzt bei über 600. Haben Impf-Gegner recht, die Corona-Vakzine für wirkungslos halten?

Am 8. April diesen Jahres erklärte Gibraltars Regierungschef, Chief Minister Fabian Picardo, die Halbinsel stolz für „Covid-frei“: Es gab keinen aktiven Krankheitsfall mehr. Daraufhin wurden Restaurants geöffnet, die geltende Sperrstunde wurde aufgehoben, ebenso die Maskenpflicht im Freien. Die strengen Maßnahmen hatten geholfen, die Pandemie in den Griff zu kriegen.

Hinzukommt: Das britische Überseegebiet an der Südküste der Iberischen Halbinsel gilt auch als absoluter Musterschüler in Sachen Corona-Impfungen. Knapp 34.000 Menschen leben dort – und es wurden bereits 78.399 Impfdosen verabreicht (Stand 26. Juli). Rein rechnerisch hätten also mehr Menschen zwei Spritzen für vollständigen Schutz bekommen können, als die Halbinsel Einwohner hat, wie die „Süddeutsche“ berichtet.

Gibraltar: Sieben-Tage-Inzidenz bei über 600

Des Rätsels Lösung: In Gibraltar arbeiten mindestens 8000 Pendler mit Wohnsitz in Spanien – die Nachrichtenwebsite „Axios“ spricht sogar von 14.000. Ein Großteil dieser Pendler wurde seit März, als bereits alle Einwohner Gibraltars ab 16 Jahren ein Impfangebot erhalten hatten, ebenfalls geimpft. Der tatsächliche Anteil der vollständig Geimpften an der Bevölkerung liege der „Süddeutschen“ zufolge also unter den von der Regierung gemeldeten 100 Prozent.

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Doch trotz der immer noch guten Impfquote: Die Infektionszahlen steigen rasant. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei 623. Allein am Montag meldete die Regierung 22 neue und insgesamt 304 aktive Fälle, davon 278 Einheimische und 26 Besucher.

Gibraltar: Bringen die Corona-Impfungen gar nichts?

Doch bevor sich Impfskeptiker angesichts dieser Zahlen bestätigt sehen: Dass eine vollständige Impfung nicht hundertprozentig vor einer Infektion – insbesondere mit der in Gibraltar vorherrschenden Delta-Variante des Coronavirus – schützt, ist längst bekannt. Die Mutation ist so aggressiv, dass sie mitunter auch den Immunisierungsschutz umgehen kann.

Hinzu kommt: Die Statistik zeigt, dass tatsächlich noch Lücken beim Impfschutz der Gibraltarer bestehen: Am zurückliegenden Sonntag etwa meldete die Exklave insgesamt 18 Neuinfektionen, zehn davon betrafen vollständig Geimpfte aller Altersgruppen. Acht davon waren aber eben ungeimpft.

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Dafür beweist die Situation in Gibraltar aber, wie gut Impfungen vor schweren Krankheitsverläufen und Tod schützen: Im April wurden in der britischen Exklave 94 Tote im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet – diese Zahl ist seitdem nicht gestiegen. Auch die Krankenhauseinweisungen sind überschaubar: Neun Infizierte liegen derzeit in einer Klinik, einer davon auf der Intensivstation.           

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