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Corona global: Virus verändert in weniger als drei Monaten die ganze Welt

Köln –

Corona hat den Planeten im Griff: 240.000 Tote werden in den USA erwartet, schon fast 14.000 Tote sind es in Italien… Das Coronavirus hat sich in gut drei Monaten von Ost nach West in mehr als 180 Länder ausgebreitet. Hier ein Überblick über die Lage in einigen von ihnen.

  • ITALIEN – Gebeuteltes Land, viele tote Ärzte und Schwestern: Das Land ist vermutlich so gebeutelt wie kaum ein anderes. Schreckliche Bilder von Leichen-Abtransporten gingen um die Welt. Im Zuge der Corona-Pandemie sind in Italien bisher etwa 120 mit dem Virus infizierte Ärzte, Schwestern und andere Mitarbeiter im medizinischen Sektor gestorben. Diese Zahl ergibt sich aus Zählungen von Verbänden. Allein der Ärzteverband listete bis Freitag, 3. April, mehr als 70 Namen von verstorbenen Medizinern auf. Mehr als 10 000 Beschäftigte im medizinischen Sektor, etwa in Krankenhäusern, Praxen und Labors, haben sich seit dem Ausbruch im Februar mit Sars-CoV-2 angesteckt, wie die Zeitung „La Repubblica“ schrieb. Bisher gab es in Italien insgesamt rund 14.000 gemeldete Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Der Zivilschutz hat mehr als 115.000 Corona-Infektionen registriert, wobei die tatsächliche Zahl nach Expertenschätzung womöglich zehnmal so hoch liegen dürfte. Für die hohen Ansteckungsraten beim medizinischen Personal werden in Italien mehrere Gründe genannt. Zum einen kamen anfangs viele Menschen ohne Covid-19-Befund in die Behandlung, so dass das Personal nichts vom Ansteckungsrisiko wusste. Später fehlte Schutzausrüstung. In Italien gibt es nur ein Dorf, in dem es bislang keinen einzigen Corona-Fall gab (hier lesen Sie mehr).
  • USA – Bis zu 240 000 Tote befürchtet: In den USA wird die Lage immer dramatischer. Kein Land auf der Welt hat mehr bestätigte Fälle als die Vereinigten Staaten. Am vergangenen Mittwoch überstieg die Zahl der Infektionen die Marke von 200.000, und sie nimmt weiter rasant zu. Das Weiße Haus befürchtet nach einer Projektion bis zu 240.000 Tote durch die Lungenkrankheit Covid-19 – und das gilt für den Fall, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus tatsächlich eingehalten werden. Präsident Donald Trump sagte kürzlich, sollte es gelingen, die Todeszahl auf 100.000 zu begrenzen, „dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht“. Nach einer laufend aktualisierten Hochrechnung der Universität von Washington in Seattle, die auch das Weiße Haus präsentierte, wird die höchste Opferzahl in den USA nun Mitte April erwartet – mit dann mehr als 2600 Toten pro Tag. Dieser Projektion zufolge werden nach derzeitigem Stand zum Hochpunkt der Krise landesweit fast 20.000 Betten auf Intensivstationen fehlen, um Patienten zu behandeln.
  • RUSSLAND – Bezahlter Zwangsurlaub und totale Überwachung: Kremlchef Wladimir Putin hat bis zum 30. April 2020 arbeitsfrei angeordnet, den Rest überlässt er den Regionen. Experten erwarten, dass allein in Moskau eine Million Menschen ihre Arbeit verlieren. Zwar hat das Land nach offizieller Darstellung bisher vergleichsweise wenige Fälle – Stand Freitag, 3. April, waren es mehr als 4000. Mehr als 30 Menschen starben bisher an der Lungenkrankheit Covid-19. Doch die Lage sei sehr ernst. Die russische Politik setzt vor allem auf die Angst der Menschen, damit sie zuhause bleiben. Zum einen laufen im Staatsfernsehen als Abschreckung Berichte mit dramatische Szenen der Krise und die hohen Todeszahlen etwa aus Italien und den USA. Zum anderen verschärfte das Parlament in dieser Woche die Strafen bei Verstößen gegen Quarantäne-Auflagen. Moskau, die größte Stadt Europas, führte zudem ein strenges Überwachungssystem per Mobiltelefon ein, um Menschen, die wegen einer Infizierung in häuslicher Quarantäne sind, zu verfolgen. Zudem soll dort zur Überwachung von Corona-Infizierten eine Foto-Datenbank der Patienten angelegt werden. 
  • SPANIEN – Mit am stärksten betroffenes Land und Anti-Corona-Hymne: Mit knapp 118.000 Infektionen und fast 11.000 Toten ist Spanien nach Italien das von der Pandemie am stärksten betroffene Land in Europa. Das mehr als 30 Jahre alte Schlagerlied „Resistiré“ (Ich werde standhalten) ist in Spanien zur Hymne im Kampf gegen die Corona-Pandemie geworden. Der spanisch-deutsche Popmusiker Álvaro Soler (29) und rund 50 weitere Künstler des vom Virus Sars-CoV-2 besonders hart getroffenen Landes machten nun eine neue Fassung des Songs des „Dúo Dinámico“, die auf Youtube nach nur zwei Tagen schon mehr als fünf Millionen Mal angeklickt worden ist.
  • ECUADOR – Leichen auf den Straßen: In der Hafenstadt Guayaquil liegen Tote tagelang in den Wohnungen, die Leichenhallen der Krankenhäuser sind überfüllt, selbst auf den Straßen der Millionenmetropole wurden Leichen abgelegt. Wegen der weitreichenden Ausgangsbeschränkungen in dem südamerikanischen Land kamen die Bestattungsunternehmen in den vergangen Tagen mit der Arbeit kaum hinterher. „Wir holen die Leichen jetzt aus den Kliniken und den Wohnungen ab“, sagte der Leiter der staatlichen Entwicklungsbank BanEcuador, Jorge Wated, der den Einsatz koordiniert, in einem Interview des Fernsehsenders NTN24. Die Stadtverwaltung forderte vier Kühlcontainer an, in denen die Leichen vorübergehend zwischengelagert werden können. Auf einem Friedhof wurden 2000 neue Grabstätten für die hergerichtet.
  • CHINA – Verzehr von Hunden und Katzen verboten: In China werden seit Wochen kaum noch Neuinfektionen verzeichnet und Gegenmaßnahmen werden schrittweise zurückgefahren. Trotzdem gibt es immer wieder neue Ideen, wie die Corona-Gefahr eingedämmt werden kann. So hat die südchinesische Stadt Shenzhen zum 1. Mai das Essen von Hunden und Katzen verboten. Die Haustiere hätten „eine viel engere Beziehungen zum Menschen aufgebaut als alle anderen Tiere“, hieß es zur Begründung. Da der Ursprung des Coronavirus auf einem Markt für Wildtiere in der zentralchinesischen Stadt Wuhan vermutet wird, hatte Chinas Zentralregierung Ende Januar angeordnet, dass der Handel mit Wildtieren untersagt werden soll. Städte und Provinzen haben daraufhin begonnen, Verbote in Kraft zu setzen. Shenzhen geht nun noch einen Schritt weiter, indem es als erste chinesische Stadt Hunde und Katzen einschließt.
  • BELGIEN – Protest gegen Saisonabbruch im Profifußball: Belgien ist vorgeprescht. Die Saison für die Profifußballer des Landes wurde bereits beendet, der FC Brügge soll zum Meister proklamiert werden. Damit haben die Belgier nun den Zorn des europäischen Fußballverbands auf sich gezogen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin drohte mit einem Ausschluss aus den europäischen Clubwettbewerben. „Ich denke, das ist nicht der richtige Weg. Solidarität ist doch keine Einbahnstraße. Man kann nicht nach Hilfe fragen und dann einfach selbst entscheiden, wie es gerade passt“, sagte Ceferin in einem Interview im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. „Und ich muss sagen: Die Belgier und andere, die jetzt vielleicht darüber nachdenken, riskieren ihre Teilnahme am Europapokal in der nächsten Saison.“

Corona in Deutschland: Das sagen die Google-Daten 

Abschließend ein etwas anderer Blick auf Deutschland: Durch die Maßnahmen in der Corona-Krise nutzen nach Google-Daten gut zwei Drittel weniger Menschen in der BRD Bahnen und Busse. In Lebensmittelläden und Apotheken gingen zuletzt rund halb so viele Kunden wie Anfang des Jahres, wie aus einer Auswertung anonymisierter Bewegungsdaten des Internet-Konzerns hervorgeht. Es sind die ersten öffentlichen Zahlen zu Auswirkungen bisheriger Vorkehrungen wie Heimarbeit und Kontaktsperren.

Hier lesen Sie mehr: Corona – Ärzte müssen jetzt entscheiden, wer leben darf

Dabei bekommt man nur eine prozentuale Veränderung insgesamt zu sehen, nicht aber die Entwicklung an einzelnen Orten. Die Daten geben auch keinen Aufschluss über die Bewegung einzelner Personen, betont Google. Die Angaben sind zwei bis drei Tage alt, weil der Konzern Zeit braucht, die Daten aufzubereiten.

Als Vergleichswert dient der Durchschnitt der ersten fünf Wochen dieses Jahres. In Parks sind jetzt demnach rund halb so viele Menschen unterwegs wie damals. Allerdings zeigt die am Freitag veröffentlichte Google-Grafik auch einen sprunghaften Anstieg der Parkbesucher-Zahl von 80 Prozent mit dem warmen Wetter Mitte März. (dpa/dok)

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