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  • Foto: Marijan Murat/dpa

Corona-Studie: Neue Erkenntnisse zur Herdenimmunität sind ernüchternd

Kupferzell –

In dem kleinen Ort Kupferzell in Baden-Württemberg hatten sich im März mehr als hundert Menschen bei einem Kirchenkonzert mit Corona angesteckt. Für das Robert-Koch-Institut (RKI) ein perfektes Forschungsfeld: Die Experten untersuchten, wie sich das Virus dort ausgebreitet hat – und ob es sich gegebenenfalls aufhalten lässt. Die Ergebnisse sind teils ernüchternd. 

Selbst an Corona-Hotspots infiziert sich zunächst offenbar nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Bevölkerung mit dem Virus. Das ist die wohl wichtigste Erkenntnis der gestern vorgestellten RKI-Studie. Die Untersuchung ergab, dass zwischen dem 20. Mai und dem 9. Juni von 2203 getesteten Erwachsenen aus dem Ort 7,7 Prozent Antikörper aufwiesen. 

Allerdings: Andere Studien hatten bereits gezeigt, dass Antikörper bei nachweislich Infizierten nach einiger Zeit wieder verschwinden. Das Phänomen vermuten die RKI-Forscher auch in Kupferzell: Knapp 30 Prozent der Personen, die während des Ausbruchs positiv getestet worden waren, wiesen in der Studie keine Antikörper mehr auf, wie die Studienleiterin Claudia Santos-Hövener erklärte.

Herdenimmunität ist nicht in Sicht

Dennoch ist die Anzahl der Antikörper-tragenden Menschen in Kupferzell im Bundesvergleich relativ hoch. Aber: Selbst ein so hoher Wert reiche nicht aus, um eine zweite Welle an Corona-Infektionen im Land zu verhindern, erklärte RKI-Vizepräsident Lars Schaade. Für eine sogenannte Herdenimmunität seien Werte zwischen 60 und 70 Prozent erforderlich. 

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Die Forscher ermittelten in Kupferzell außerdem eine hohe Dunkelziffer an Menschen, die wohl aufgrund von Symptomlosigkeit nicht getestet worden waren.  Der RKI-Test zeigte bei ihnen jedoch Antikörper an. Demzufolge waren in Kupferzell fast vier Mal  so viele Menschen  wie bisher bekannt infiziert. 

Studie: Jeder sechste Infizierte hatte keine Symptome

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Etwa jeder sechste positiv auf Antikörper getestete Proband (16,8 Prozent) hatte keine typischen Krankheitssymptome. Das seien deutlich weniger als in der Bevölkerung vielfach angenommen, so Schaade.

Er wertete Kupferzell, wo gestern keine Corona-Infektionen mehr bekannt waren, als Mut machendes Beispiel dafür, dass man selbst ein „großes Infektionsgeschehen“ unterbrechen und beenden könne. Beginne man zügig mit Maßnahmen wie Kontaktunterbrechungen, „kann man den größten Teil der Bevölkerung noch schützen“, betonte Schaade.

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