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Bruder von Ex-Papst Benedikt: Kurz nach seinem Besuch: Georg Ratzinger ist tot

Regensburg/Vatikanstadt –

Vor einigen Tagen bekam er noch Besuch von seinem Bruder, dem Ex-Papst Benedikt XVI. – nun ist Georg Ratzinger im Alter von 96 Jahren gestorben.

Der frühere Chorleiter der Regensburger Domspatzen und Papst-Bruder Georg Ratzinger ist tot. Das teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Auch ein Sprecher des Bistums Regensburg bestätigte den Tod des 96-Jährigen.

Regensburg: Papst-Bruder Georg Ratzinger ist tot

Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) hatte erst am 18. Juni seinen Bruder in Regensburg besucht, nachdem sich dessen Gesundheitszustand extrem verschlechtert hatte. Das Verhältnis der beiden Brüder galt als eng, Georg besuchte seinen Bruder ebenfalls regelmäßig im Vatikan – zudem sollen sie fast täglich telefoniert haben.

Die genauen Umstände von Georg Ratzingers Tod sind noch unklar.

Georg Ratzinger: Polizistendienst, Theologiestudium und Kirchenmusik

Georg Ratzinger war als Regensburger Domkapellmeister drei Jahrzehnte lang Chef des weltberühmten Knabenchores. 1994 ging der katholische Priester in den Ruhestand. Als sein Bruder am 19. April 2005 zum Papst gewählt wurde, änderte sich das beschauliche Leben des 81-Jährigen schlagartig.

Geboren am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen nahe dem Wallfahrtsort Altötting, erlebte der junge Georg Wanderjahre durch mehrere kleine oberbayerische Orte – der Vater wurde als Polizist häufig versetzt. Im Erzbischöflichen Knabenseminar von Traunstein wurde er schon als Jugendlicher auf das Priestertum vorbereitet. Nach dem Kriegsdienst in der Wehrmacht der Nazis studierte er von 1946 an Theologie in Freising, wo er 1951 wie sein Bruder zum Priester geweiht wurde. 

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Georg Ratzinger feierte seit den 60er Jahren mit den Domspatzen weltweit Erfolge. Er machte den Chor auf Auslandsreisen auch international bekannt. Seine Spezialität war die Interpretation von Werken der romantischen Chormusik, etwa der Motetten von Anton Bruckner. Einer seiner Lieblingskomponisten war der weniger bekannte Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901). Dass seine Motetten und Messen heute wieder öfter zu hören sind, gilt als Ratzingers Verdienst. 

Nicht erfreut über Ernennung zum Papst

Georg Ratzinger machte nur einen Tag nach der Wahl deutlich, dass er sich die Ernennung seines Bruders zum Pontifex nicht gewünscht hatte. „Ich hatte gehofft, dass der Kelch an ihm vorübergeht“, sagte er. Allerdings trug er das Geschehen mit Fassung – und mit Humor: „Auch wenn mein Bruder nun Papst ist, er bleibt für mich der Joseph“, meinte Georg Ratzinger und ergänzte: „Ich hoffe, ich bekomme eine Telefonnummer, mit der ich zu ihm durchwählen kann.“ Er bekam sogar eine Geheimnummer. Als sein Bruder am 11. Februar 2013 als erster Papst der Neuzeit vom Amt des katholischen Kirchenoberhauptes zurücktrat, sagte Georg Ratzinger über das Motiv: „Das Alter drückt“.

Kurz vor seinem Tod erfüllte sich noch ein Herzenswunsch für Georg: Sein Bruder Joseph besuchte ihn am Krankenbett. Am 18. Juni traf er dort völlig überraschend ein. „Es ist vielleicht das letzte Mal, dass sich die beiden Brüder, Georg und Joseph Ratzinger, in dieser Welt sehen“, sagte der Sprecher des Bistums Regensburg. Er sollte Recht behalten.

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