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  • Foto: imago images/Future Image

Britisches Corona-Medikament: Deutsche Experten bremsen die Euphorie

Oxford/ Berlin –

Eigentlich gibt es wohl erste Hoffnung auf ein wirksames Medikament im Kampf  gegen Corona! Wissenschaftler der Uni in Oxford haben verschiedene bereits zugelassene Wirkstoffe getestet. Das Ergebnis: Dexamethason, eigentlich gegen allergische Reaktionen und Asthma eingesetzt, senke die Sterblichkeit bei Covid-19-Patienten signifikant! Die WHO sprach bereits gestern von einem „Durchbruch“. Deutsche Experten und die Bundesregierung treten jedoch auf die Bremse und bleiben zunächst skeptisch. 

„Das sind großartige Neuigkeiten!“ – Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeigte sich hochbegeistert. Und er dankte „den vielen Krankenhäusern und Patienten in Großbritannien, die zu diesem lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch beigetragen haben.“

Oxford-Studie: Corona-Medikament senkt Sterblichkeit um 35 Prozent

Zehn Tage lang hatten die Forscher das Steroid mehr als 2000 mit dem Coronavirus infizierten Patienten verabreicht. Die Sterblichkeit sei bei Menschen an Beatmungsgeräten um 35 Prozent gesunken gegenüber einer Kontrollgruppe. Kranke, denen nur Sauerstoff verabreicht wurde, starben um ein Fünftel seltener. Nur bei Patienten mit geringfügigen Symptomen war kein Unterschied feststellbar.

Der Wirkstoff Dexamethason ist in zahlreichen entzündungshemmenden Medikamenten enthalten. Allergische Reaktionen, Asthma und Arthritis werden normalerweise damit behandelt. Die Macher der Oxford-Studie glauben, dass tägliche Dosen jeden achten Tod bei schwerstkranken Covid-19-Patienten verhindern könnten.

Deutsche Experten und die Bundesregierung bremsen Euphorie

Die Untersuchung der britischen Forscher wurde noch nicht gegengecheckt. Und auch noch nicht veröffentlicht. Dennoch setzte die Regierung in Großbritannien das Mittel sofort auf die Liste der Standardverfahren gegen Covid-19. Auch in Frankreich wird das Medikament offenbar schon länger in der Corona-Therapie eingesetzt, so die französische Infektiologin Karin Lacombe im Radiosender „France Inter“.

Deutsche Experten und die Bundesregierung hingegen bremsen die Euphorie: Das Gesundheitsministerium will noch keine Vorräte des Steroids anlegen. Man will noch die offizielle Veröffentlichung der Studie abwarten. Auch deutsche Experten warnten eher, darunter der Chef-Pneumologe Michael Pfeifer. Da das Medikament die Abwehr schwächt, wäre es „unsinnig“, es prophylaktisch einzunehmen. Außerdem drohten bei längerer Einnahme erhebliche Nebenwirkungen wie Muskelschwäche, Augenschäden oder Osteoporose. (afp/ km)

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