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Paul Farthing, Gründer der Wohltätigkeitsorganisation „Nowzad Dogs” mit Hund.
  • Paul Farthing, Gründer der Wohltätigkeitsorganisation „Nowzad Dogs”, konnte sich und seine Tiere außer Landes bringen – seine afghanischen Mitarbeiter nicht.
  • Foto: picture alliance/dpa/PA Media | Nowzad

Brite rettet 170 Tiere aus Kabul – doch sein Team bleibt zurück

Diese Flucht klingt wie die Geschichte eines Hollywood-Streifens: Tagelang versuchte der Brite Paul Farthing mit 170 Katzen und Hunden und rund 70 afghanischen Mitarbeitern aus Kabul zu fliehen, übte über soziale Medien Druck auf die Politik aus und geriet mitten ins Chaos des verheerenden IS-Terroranschlags. Schließlich schaffte er es – aber nicht so, wie gehofft.

Große Erleichterung machte sich breit, als das britische Verteidigungsministerium am Freitag twitterte, dass Paul Farthing und seine Tiere auf dem Gelände des Flughafens auf den Evakuierungsflug wartete. Seit Tagen hatte der britische Ex-Marine-Offizier versucht, aus Kabul zu fliehen. Dabei wollte er aber die Tiere seines 2007 gegründeten Tierheims nicht zurücklassen – und auch seine rund 70 afghanischen Mitarbeiter mitnehmen.

Evakuierung von 170 Tieren: Britischer Verteidigungsminister gibt nach

Doch das britische Verteidigungsministerium sperrte sich. Menschen hätten gegenüber Tieren Vorrang, erklärte der Minister Ben Wallace. Also baute Farthing über die sozialen Medien Druck auf. Als er geschafft hatte, mithilfe von britischen Unterstützern ein Flugzeug zu chartern und anbot, noch andere Menschen mitzunehmen, gab Wallace nach. Die Tiere sollten im Frachtraum fliegen.

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Wallace sagte später, er habe zu viel Zeit mit der Diskussion über die Evakuierung von Haustieren verbracht. Gerüchten zufolge soll sich aber auch die tierliebe Frau des Premierministers Carrie Johnson für Fahrting eingesetzt haben. Das wies Boris Johnson zurück. Schließlich stimmte London sogar zu, die fast 70 Mitarbeiter zu evakuieren.

Kabul: Paul Farthing gerät in IS-Terroranschlag

Mit zwei Trucks voller Hunden und Katzen machten sich Farthing und seine Crew am Donnerstag auf den Weg zum Flughafen – und bat die Taliban via Twitter um sicheres Geleit. Doch bei der Kontrolle am Flughafen wiesen die Taliban die afghanischen Mitarbeiter zurück. Berichten zufolge sollen Dokumente gefehlt haben.

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Und plötzlich hörten sie Schüsse. Bei zwei Explosionen in der Nähe des Kabuler Flughafens wurden zahlreiche Menschen getötet und verletzt – der Brite und seine Mitarbeiter waren mitten in den Terroranschlag des IS geraten. „Es brach die Hölle los“, berichtet Farthing der britischen „Sun“. Die Gruppe musste umdrehen. „Unser Fahrzeug wurde anvisiert, hätte unser Fahrer nicht umgedreht, hätte ihm ein Mann mit einer AK-47 in den Kopf geschossen“, so Farthing.

Tierretter reist aus, muss seine Mitarbeiter zurücklassen

Am Freitag startete der Tierretter einen zweiten Versuch – diesmal mit nur noch zwei Mitarbeitern. Doch während es der Brite durch die Kontrollen schaffte, durften die Afghanen nicht passieren. Farthing wurde am späten Freitagabend mit 94 Hunde und 79 Katzen nach Taschkent geflogen. Doch was aus Farthings Mitarbeitern wird, ist ungewiss.

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