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Boykott-Aufrufe und Verrisse: Neuer Disney-Film von allen Seiten beschossen

Peking/ Los Angeles –

200 Millionen Dollar – so viel ließ sich Disney die Real-Verfilmung des Zeichentrickfilms „Mulan“ kosten. Die Macher hatten bestimmt auf satte Gewinne gehofft. Aber irgendwie war von Anfang an der Wurm drin. Erst gab es umstrittene Aussagen der Hauptdarstellerin, dann die Ausbremsung durch Corona, und jetzt hagelt es auch noch Boykott-Aufrufe, weil Disney in ein ziemliches politisches Fettnäpfchen getreten ist

Das Problem: Teile des Films wurden in der chinesischen Provinz Xinjiang gedreht. Dort kommt es Berichten zufolge regelmäßig zu Menschenrechtsverletzungen an der uigurischen Minderheit. Gut eine Million Uiguren sollen sich in sogenannten Umerziehungslagern befinden. Menschenrechtsorganisationen deckten auf, dass uigurische Frauen zu Zwangssterilisationen und -abtreibungen gezwungen würden.

Boykott-Aufrufe und Verrisse: „Mulan“ von allen Seiten beschossen

Das allein hätte vielleicht noch nicht zum Shitstorm gereicht. Allerdings: Im Abspann des Films bedanken sich die Macher ausdrücklich bei mehreren Behörden Xinjiangs, die an den Menschenrechtsverletzungen beteiligt sein sollen.

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Unterstützer der Proteste in Hongkong rufen schon länger zum Boykott auf, hier im Juli in Seoul, Südkorea.

Foto:

imago images/ZUMA Wire

Ein Affront für viele Zuschauer – darunter Joshua Wong, prominentes Gesicht der Demokratiebewegung in Hongkong. Er und viele andere rufen nun öffentlich zum Boykott des Films auf, andernfalls mache man sich zum „möglichen Komplizen der Masseninhaftierungen von muslimischen Uiguren.“

Schon vor einem Jahr gab es erste Boykott-Aufrufe

Probleme gab es aber auch vor Veröffentlichung schon. Um aus der Zeichentrickvorlage einen Bombast-Blockbuster zu machen, wollte Disney verstärkt auch den chinesischen Markt erschließen. Für die Hauptrolle des Epos wurde daher eine der beliebtesten Schauspielerinnen Chinas, Liu Yifei (33), engagiert. Die handelte dem Film 2019 die ersten Boykott-Aufrufe ein, weil sie in Sachen Hongkong der Zentralregierung in Peking und den örtlichen Polizeibehörden beisprang, die brutal gegen Demonstranten vorgingen.

Zudem gab es Kritik, weil in den Trailern  zum Film Gebäude gezeigt wurden, die historisch so gar nicht passen. Die Geschichte von „Mulan“ basiert schließlich auf einer Jahrtausende alten Legende über ein furchtloses Mädchen, das als Mann verkleidet in einen mittelalterlichen Krieg zieht. Ungünstig, wenn dann Häuser zu sehen sind, deren Stil erst Jahrhunderte später entwickelt wurde.

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Dann machte Corona dem Filmstart einen Strich durch die Rechnung – statt großer Filmpremiere gibt es den Film in den meisten Ländern, so auch in Deutschland, nur über  den Streaming-Dienst „Disney+“ zu sehen. Der aktuelle Boykott-Aufruf dürfte dabei ebenso wenig zum Erfolg beitragen wie die Tatsache, dass der Film in Kritiken allerorten übel verrissen wird.  So bewerten ihn Nutzer der wichtigen Rankingplattform „Imdb“ mit enttäuschenden 5,6 von 10 möglichen Punkten. Ein User schrieb: “,Schrecklich’ wäre für diesen Film noch ein Kompliment.“ (km)

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