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Kristin Harila
  • Kristin Harila und Tenjen Sherpa (links), nachdem sie alle 14 Achttausender bestiegen haben.
  • Foto: IMAGO / NurPhoto

Bergträger stirbt am K2: Rekord-Gipfelstürmerin wehrt sich gegen böse Vorwürfe

Nach 14 Gipfeln ist sie auf dem Höhepunkt ihres Erfolges – aber welche moralischen Abgründe hat die norwegische Extrem-Bergsteigerin Kristin Harila dafür in Kauf genommen? Ließ sie einen schwerverletzten Bergträger einfach zum Sterben zurück, um ganz nach oben zu kommen? Die 37-Jährige wehrt sich jetzt gegen die Kritik.

Kristin Harila hat in Rekordzeit alle Achttausender erklommen: nur 92 Tage brauchten sie und ihr Team für die alpinen Extremst-Touren. An der Art und Weise der Besteigungen gibt es Kritik, schon länger. Nun schlagen der Norwegerin Empörung und sogar Hass entgegen, weil am K2 ein Bergträger verunglückte – und statt ihm zu helfen, kletterten touristische Alpinisten auf über 8000 Metern einfach an ihm vorbei (MOPO berichtete). Kristin Harila war zur selben Zeit an der Schlüsselstelle kurz vor dem Gipfel, auch sie entschied sich, weiterzugehen.

Kristin Harila wird für ihre Art des Bergsteigens kritisiert

Zur Erinnerung: Der pakistanische Bergträger Mohammed Hassan stürzte Ende Juli, als er eine Sicherung für Bergsteiger anbringen wollte, hing 45 Minuten kopfüber an seinem Fixseil, bevor ihm jemand half, dann kletterten und stiegen 50 Bergsteiger auf dem schmalen Pfad buchstäblich über ihn. Der junge Vater war schlecht ausgerüstet, niemand evakuierte ihn, er starb. Das Ganze wurde nur publik, weil ein österreichischer Kameramann die Szenerie zufällig mit einer Drohne gefilmt hatte.

Kristin Harila hat schon vor der Tragödie polarisiert: Kritik gab es daran, dass sie den Rekord nicht ohne, sondern mit Flaschensauerstoff schaffte, daran, dass es einen absurd großen logistischen Aufwand gab – etwa mit Anflügen in die Basislager per Helikopter – und dass sie sich nur auf bekannten Routen bewegte. Doch nach dem Tod von Hassan Mohammed bekam die Extremsportlerin sogar Todesdrohungen, auf ihrem Instagram-Profil liest man Hass-Postings und Beschimpfungen. Vom Höhenrausch nach dem Gipfel-Rekord ist nichts übrig.

Bergsteigerin Harila: „Wir haben unser Bestes getan“

Harila wehrt sich gegen die schwerwiegende Anschuldigung, sie sei für den Erfolg quasi über Leichen gegangen. „Es ist schlicht nicht wahr, dass wir nichts getan hätten, um ihm zu helfen“, sagte sie jetzt dem britischen „Telegraph“. Ihr Team habe anderthalb Stunden lang versucht, Hassan zu helfen, ihr Kameramann sei noch eine Stunde länger geblieben.

Der Bergträger sei schlecht ausgerüstet gewesen, er trug keine Daunenenjacke, lag mit entblößtem Bauch im Schnee. Sherpas hätten ihr aber versichert, sie würden umkehren. Mit dem Verletzten, so habe sie gedacht. „Ich glaubte, Hassan würde all die Hilfe bekomme und dass er es runterschaffen würde.“ In diesem Moment habe sie das Ausmaß noch nicht erfasst: „Aber wir haben unser Bestes getan“.

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Kristin Harila selbst will in Zukunft keine Achttausender mehr besteigen. Ihr Appell: Man müsse aus dem Unglück lernen. „Jeder, der einen Gipfel besteigt, braucht entsprechendes Training, Ausrüstung und Führung.“

Und den moralischer Kompass sollte man auch beim Bergsteigen nicht aus dem Blick verlieren …

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