Ein Mann sitzt am Rechner und tippt auf einer Tastatur

Mann bestellt Drogen im „Darknet“ (Symbolbild). Foto: dpa | Nicolas Armer

„Archetyp Market“: Polizei schaltet riesigen Drogen-Supermarkt im Darknet ab

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Deutsche Ermittler haben in einer international koordinierten Aktion eine der größten und am längsten bestehenden kriminellen Handelsplattformen im sogenannten Darknet abgeschaltet.

Wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Montag mitteilten, wurden auf der Plattform namens Archetyp Market vor allem Drogen gehandelt. Der dabei erzielte kriminellen Gesamtumsatz lag demnach bei mindestens 250 Millionen Euro. Zuletzt gab es dort rund 612.000 Kundenkonten und 3200 Verkäufer.

Insgesamt waren bei der Aktion nach Angaben der Ermittler mehr als 300 Beamte bei 25 Durchsuchungen in Deutschland und weiteren vier EU-Staaten im Einsatz. Ein mutmaßlicher Administrator der Plattform, ein 30-jähriger Deutscher, wurde am Mittwoch an seinem Wohnsitz in spanischen Barcelona festgenommen. Die für den Betrieb genutzte Serverinfrastruktur wurde demnach in einem Rechenzentrum in den Niederlanden von der dortigen Polizei beschlagnahmt und abgeschaltet.

Razzien in Deutschland

Weitere Razzien bei mutmaßlichen Plattformmoderatoren und Verkäufern fanden in Rumänien, Schweden sowie Deutschland statt. Hierzulande handelte es sich um Objekte in Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In Schweden wurden sieben weitere Beschuldigte festgenommen.

Die Ermittler beschlagnahmten unter andere dutzende Mobiltelefone, Computer, Datenträger und Vermögen im Wert von 7,8 Millionen Euro. Elektronische Geräte und Daten sollen für weitere Ermittlungen gegen Hinterleute sowie Nutzer ausgewertet werden.

Nach Ermittlerangaben handelte es sich um eine der ältesten bislang aktiven Darknetplattformen. Gehandelt wurde dort insbesondere mit Rauschgiften wie Kokain, Amphetamin, Cannabis, Fentanyl und Heroin. Zuletzt gab es dort etwa 17.000 Verkaufsangebote, bezahlt wurde ausschließlich in der Kryptowährung Monero. Viele Drogenverkaufsangebote waren auch auf Deutsch verfasst.

Plattform mehr als fünf Jahre lang aktiv

Demnach bildete die Großrazzia den Abschluss intensiver Ermittlungen mit dem Codenamen Operation Deep Sentinel, an denen auch US-Sicherheitsbehörden sowie die EU-Polizeibehörde Europol und die EU-Justizbehörde Eurojust beteiligt waren.

Nach Europol-Angaben vom Montag war die Plattform mehr als fünf Jahre lang aktiv und in ihrer Bedeutung für Kriminelle im Bereich des Drogenhandels mit längst abgeschalteten früheren Marktplätzen wie Silk Road vergleichbar.

Die koordinierten Zugriffe fanden laut Europol und Eurojust zwischen Mittwoch und Freitag statt. Bei den in Schweden festgenommenen Verdächtigen handelt es sich demnach um einen weiteren Moderator sowie sechs mutmaßliche führende Verkäufer.

„Schwerer Schlag“

Eurojust sprach von einem „schweren Schlag“ gegen Drogenhändler in Europa. Archetyp Market sei der einzige illegale Handelsplatz im Darknet gewesen, der den Verkauf von synthetischen Opioiden wie Fentanyl erlaubt habe.

Ermittler aus Deutschland hatten in den vergangenen Jahren und Monaten bereits wiederholt zentrale kriminelle Plattformen im Darknet mit internationaler Unterstützung abgeschaltet. Im April etwa legten bayerische Behörden nach dreijährigen Ermittlungen die riesige Plattform Kidflix für Videos mit Kindesmissbrauchsdarstellungen mit weltweit rund 1,8 Millionen Nutzern lahm. (afp/mp)

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