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Seit dem Verbot von Facebook und Co. ist die Clubhouse-App für Russ:innen derzeit extrem wichtig.
  • Seit dem Verbot von Facebook und Co. ist die Clubhouse-App für Russ:innen derzeit extrem wichtig.
  • Foto: picture alliance / dpa | Christoph Dernbach

App-Comeback: Darum ist Clubhouse in Russland gerade so wichtig

Während hierzulande die App Clubhouse nach einem kurzen Hype im vergangenen Jahr von den meisten Smartphones wieder verschwunden ist, feiert die Social Audio App in Russland gerade einen zweiten Frühling – aus einem bedeutenden Grund. Facebook und Instagram sind seit Montag verboten, Clubhouse bisher noch nicht – und somit für Kreml-Kritiker:innen einer der letzten Orte zum Austausch.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat Präsident Wladimir Putin die Zensur der Medien in seinem Land so massiv wie noch nie vorangetrieben. Unabhängige Fernsehsender, Facebook, Instagram, TikTok und Twitter wurden blockiert. Vom Kreml heißt es offiziell: Die sozialen Medien seien „extremistisch“.

Alles, um die Russ:innen weiter in dem Glauben zu lassen, dass der Angriffskrieg keiner ist – und Russland sich stattdessen in der Ukraine nur verteidigt. Meinungsfreiheit ist mittlerweile ein Fremdwort in Russland, kritische Stimmen werden auf allen Ebenen gnadenlos unterdrückt, russische Demonstrant:innen gegen den Krieg wandern seit Kriegsbeginn im Dauertakt in den Knast. Die klassischen Medien senden nur noch Propaganda aus dem Kreml.

Clubhouse und Telegram: Diese Apps sind für Russland gerade extrem wichtig

Vor allem der nicht unumstrittene Messengerdienst Telegram ist eine der letzten Plattformen, auf denen Russ:innen in diesen Tagen überhaupt noch unabhängige Informationen abrufen können. Daneben hat sich auch die US-App Clubhouse zu einer der letzten virtuellen Inseln der Meinungsfreiheit gemausert. Die App war vergangenes Jahr für kurze Zeit angesagt und verschwand dann aber in den meisten Ländern, unter anderem auch Deutschland, recht schnell wieder von der Bildfläche.

In den verschiedenen „Rooms“ der App können die User – nachdem sie eine Einladung erhalten haben – überall auf der Welt live Gesprächen mehrerer Redner:innen lauschen. Im Lockdown verfolgten Millionen Menschen die Diskussionen prominenter Politiker:innen, Journalist:innen oder Start-Up-Gründer:innen zu verschiedenen Themen. Nach Angaben von Clubhouse soll es weltweit noch um die 10 Millionen Nutzer:innen geben.

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Wie das Magazin „Input“ berichtet, tauschen sich nicht nur regierungskritische Russ:innen auf Clubhouse untereinander, sondern auch mit Ukrainier:innen aus. Zentral für den derzeitigen Boom der App in Russland: Keines der Gespräche wird aufgezeichnet, wenig ist somit nachweisbar.

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Gegenüber „Input“ sagt llya Yablokov, Wissenschaftler an der Universität Sheffield in Großbritannien, dass Clubhouse ein großartiges Beispiel dafür sei, dass soziale Medien positive Auswirkungen haben können. Auch in Saudi-Arabien, in dem soziale Medien ebenfalls streng überwacht werden, ist Clubhouse extrem beliebt, wurde im vergangenen Jahr die am meisten heruntergeladene App des Landes. Jedoch: Es bleibt wohl nur eine Frage der Zeit, bis Putin auch Clubhouse auf sein „Extremismus-Radar“ setzt und verbietet.

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