Schlammlawine reißt Autos, Häuser und Straßen weg.
  • In der Stadt Las Tejerias (Venezuela) wurden bei einem Erdrutsch viele Häuser zerstört.
  • Foto: Matias Delacroix/AP/dpa

22 Tote, viele Vermisste: Hurrikan „Julia“ fegt über Mittelamerika

Ganz Mittelamerika bekommt den Sturm „Julia” zu spüren. Im südamerikanischen Venezuela sterben mindestens 22 Menschen bei einem Erdrutsch, Dutzende werden unter dem Schlamm gesucht – in der Karibik jagt ein schweres Unwetter das nächste.

Nach heftigem Regen sind in Venezuela bei einem Erdrutsch mindestens 22 Menschen gestorben. Es werde nach mindestens 52 Vermissten gesucht, sagte die Vizepräsidentin des südamerikanischen Landes, Delcy Rodríguez, am Sonntag (Ortszeit) vor Journalisten in der Stadt Las Tejerías – einem der Unglücksorte. Der Wirbelsturm „Julia“ habe am Samstag einen sogenannten Trog – ein Tiefdruckgebiet – verursacht und fünf kleinere Flüsse zum Überlaufen gebracht.

Überschwemmungen verwüsten Teile Venezuelas

„Julia“ hatte sich am Freitag über dem Karibischen Meer vor Kolumbien gebildet und war in der Nacht zum Sonntag als Hurrikan der niedrigsten Kategorie 1 von 5 an Nicaraguas Karibikküste auf Land getroffen. Es kam zu Überschwemmungen in mehreren Ländern Mittelamerikas. Die Tragödie sei eine Folge der Klimakrise, betonte Venezuelas Vizepräsidentin Rodríguez. Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser, wodurch sich ihre Wahrscheinlichkeit aufgrund des Klimawandels erhöht.

Las Tejerías – eine Stadt mit gut 50.000 Einwohnern – rund 50 Kilometer südwestlich der venezolanischen Hauptstadt Caracas sowie etwa 70 Kilometer südlich der Karibikküste wurde von „Julia” besonders hart getroffen. Bilder zeigten, dass Schlamm große Teile des Ortes bedeckte, Baumstämme lagen zwischen Trümmern auf dem Boden. Unter den 22 Toten seien Kinder, sagte Rodríguez im Fernsehen. Staatspräsident Nicolás Maduro schrieb auf Twitter, er habe drei Tage Staatstrauer angeordnet.

Keine Entwarnung: „Julia“ rauschte weiter

Der Wirbelsturm zog Richtung Westen über Nicaragua, schwächte dabei ab und wurde zu einem Tropensturm herabgestuft. Voraussichtlich am Abend werde „Julia“ Nicaraguas Pazifikküste erreichen, hieß es vom National Hurricane Center. Dieses warnte, dass bis Dienstag lebensbedrohliche Sturzfluten und Erdrutsche in ganz Mittelamerika und dem Süden Mexikos möglich seien. Der Vorhersage nach sollte „Julia“ in der Nacht und am Montag entlang oder nahe der Pazifikküsten von Honduras, El Salvador und Guatemala weiterziehen.

In El Salvador wurde ein landesweiter Notstand ausgerufen, die Schulen sollten dort wie auch in Honduras am Montag geschlossen bleiben. In Honduras wurden mehrere Flughäfen für kommerzielle Flüge geschlossen. Nach Angaben des Katastrophenschutzes in Nicaragua standen mehr als 800 Häuser in dem mittelamerikanischen Staat unter Wasser, rund 13 000 Menschen seien evakuiert worden. Auf der kolumbianischen Insel San Andrés, an der „Julia“ kurz vor Nicaragua nah vorbeigezogen war, fielen die Schäden nach einem Tweet des Katastrophenschutzchefs Javier Pava wegen guter Vorbereitungen mit 101 beschädigten und zwei zerstörten Häusern leicht aus.

Tropensturm „Julia“ bleibt kein Einzelfall

Nur gut zwei Wochen zuvor hatte tagelanger Regen in Mittelamerika Erdrutsche und Überschwemmungen verursacht, durch die in Honduras und El Salvador insgesamt mindestens 20 Menschen ums Leben kamen. Im Jahr 2020 hatten die verheerenden Hurrikans „Eta“ und „Iota“ die Region mit etwa 50 Millionen Einwohnern heimgesucht. Mindestens 250 Menschen starben, Teile Mittelamerikas standen wochenlang unter Wasser.

Die Hurrikansaison im Atlantik dauert von Juni bis November. In den vergangenen Wochen richteten die beiden starken Hurrikans „Fiona“ und „Ian“ in Teilen der Karibik sowie Nordamerikas große Zerstörung an. (dpa/mp)

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