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  • Foto: picture alliance/dpa (Symbolbild)

„Wie in Kriegszeiten“: Klopapier-Zoff eskaliert: Edeka-Boss greift zum äußersten Mittel

München –

Bernhard und Elisabeth Schweiger, 68 und 67 Jahre alt, sind nach einem langen Urlaub in Neuseeland zurück in Deutschland. Um ihre Vorräte aufzustocken, fahren sie gemeinsam zum Edeka-Supermarkt ihres Vertrauens.

Verschiedene Produkte wandern in ihren Einkaufswagen: Tomaten, Mozzarella, Schinken, Waschpulver, Fleisch, Basilikum – und eine Packung Küchenrolle. Für die beiden ein ganz normaler Einkauf.

Coronavirus: Ehepaar darf keine Küchenrolle bei Edeka kaufen

Als die beiden an der Kasse bezahlen wollen, wird ihnen plötzlich ein Strich durch die Rechnung gemacht: Klopapier und Küchenrolle dürfe man erst kaufen, wenn man für mindestens 25 Euro eingekauft habe. Und auch dann nur eine Packung.

Der Einkauf von den Schweigers liegt aber bei nur 15,42 Euro. „Uns wurde die Küchenrolle an der Kasse wieder abgenommen. Wir waren total baff“, so Elisabeth Schweiger rückblickend im Gespräch mit dem „Merkur“.

„Wir empfinden dies als Skandal. Man wird somit gezwungen, mehr einzukaufen als man benötigt. Unseres Erachtens wird hier mit der Corona-Krise Profit gemacht.“

Coronavirus: Ausgabe von Toilettenpapier wird im Supermarkt kontrolliert

Dass die Ausgabe von Toilettenpapier aufgrund der extremen Hamsterkäufe, mit denen viele Menschen in Deutschland auf die Corona-Krise reagieren, in einigen Supermärkten kontrolliert wird, ist nicht neu.

Aber wie kommt es, dass es in der Edeka-Filiale zusätzlich dazu einen Mindesteinkaufswert gibt?

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Peter Simmel, Chef des Edeka-Markts, packt aus: „Diese Einzelfälle tun mir aufrichtig leid“, meint er. „Menschlichkeit hat immer Vorrang.“

Die Einführung des Mindesteinkaufswerts habe allerdings einen bestimmten Grund, so der Filialleiter weiter. „Es ist ein Schwarzmarkt. Wie in Kriegszeiten.“

Coronavirus: Menschen stopfen ihr Auto mit Klopapier voll

Wie in vielen anderen Supermärkten habe man in der Edeka-Filiale die Regelung eingeführt, dass pro Person nur eine Packung Toilettenpapier eingekauft werden durfte. Diese Maßnahme habe aber nicht gefruchtet.

„Manche Leute sind zehn Mal und öfter reingegangen, haben sich immer an einer anderen Kasse angestellt und so lange Klopapier gekauft, bis ihr Auto randvoll gestopft war“, so Simmel im Gespräch mit der Zeitung.

Die Masche dahinter: Man wolle die Verunsicherung normaler Kunden ausnutzen. Man habe dem Supermarkt-Boss sogar zugetragen, dass es in Bayern eine Garage gebe, die man von oben bis unten mit Klopapier vollgestopft habe. Dieses verkaufe man dann für Wucherpreise über Plattformen wie Ebay oder Amazon.

Coronavirus: Supermarkt-Boss beschwert sich über Hamsterkäufer

Simmel möchte dieses Verhalten nicht unterstützen: „Die Lage der Menschen in der Corona-Krise wird ausgenutzt. Sowas ist eine Riesensauerei“, echauffiert er sich.

Man habe den Mindesteinkaufswert eingeführt, um diesem Verhalten einen Riegel vorzuschieben. „Unser Ziel ist es nicht, zu profitieren, sondern jedem Kunden Klopapier verfügbar zu halten. Auch die Kunden, die für 200 Euro einkaufen, erhalten nur eine Packung.“

Coronavirus: Supermarkt-Mitarbeiter an der Grenze ihrer Belastbarkeit

Trotzdem kann Peter Simmel die Kritik an dem Verfahren nach Schilderungen wie jener von Familie Schweiger gut verstehen.

Er hat sich deswegen eine neue Strategie überlegt: Toilettenpapier und Küchenrolle liegen nicht mehr wie üblich in den Regalen, sondern werden nur noch an der Kasse direkt vom Personal ausgegeben. So sollen notorische Wiederholungstäter, die eine Klopapier-Packung nach der nächsten innerhalb mehrerer Einkäufe bunkern, entlarvt werden.

Für die Mitarbeiter im Supermarkt bedeuten die Corona-Krise und der daraus entstandene Zoff ums Toilettenpapier aber weiterhin eine große Belastung: „Meine Mitarbeiter werden teils unter der Gürtellinie beschimpft, mein Team leidet furchtbar unter diesen Diskussionen“, so Peter Simmel.

„Viele arbeiten an der physischen und psychischen Belastungsgrenze. Es ist grenzwertig.“

Er appelliert an alle Menschen in Deutschland: Man solle doch bitte mit Augenmaß einkaufen, nicht panisch werden und auf unnötige Hamsterkäufe verzichten. (ta)

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