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  • Foto: dpa/AFP via Unicef Deutschland (Angelos Tzortzinis)

„Unicef-Foto des Jahres“: Dieses Bild zeigt das Versagen Europas

Lesbos/Athen –

Hinter ihm schlagen die Flammen in den Himmel: Ein kleiner Junge rennt vor dem Feuer davon, bringt dabei nicht nur sich selbst in Sicherheit, sondern auch einen noch kleineren Jungen, den er auf dem Arm trägt. Ein Fotograf in Lesbos hat die erschütternde Aufnahme gemacht, die nun zum „Unicef-Foto des Jahres“ gewählt wurde.

Die Lage auf Lesbos ist katastrophal: überfüllte Lager, fehlende Hygiene, kranke Kinder. Für die Flüchtlinge ist es nach eigenen Aussagen die „Hölle auf Erden“. Der Fotograf Angelos Tzortzinis hat die Zustände im abgebrannten Lager Moria festgehalten – sein Bild wurde nun zum „Unicef-Foto des Jahres“ gewählt. Es zeige Kinder, die aus dem brennenden Lager Moria fliehen und halte deren Tapferkeit, Fassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft angesichts höchster Not in einer bewegenden Momentaufnahme fest, so die Hilfsorganisation.

Unicef-Schirmherrin: Bild aus Moria zeigt, dass Europa versagt hat

Für Unicef-Schirmherrin Elke Büdenbender ist das Foto „eine eindringliche Mahnung“. Es erzähle von einem Drama direkt vor unserer Haustür. „Das Bild konfrontiert uns mit unserer Menschenpflicht: Wir in Europa müssen endlich eine Antwort finden – auch für die Kinder von Moria. Wir müssen gemeinsam mehr tun, um auch in ihr Leben Hoffnung zu bringen“, forderte die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Viele der Flüchtlinge wurden im nach dem Moria-Brand im provisorisch aufgebauten Lager Kara Tepe untergebracht und leben dort trotz des einbrechenden Winters in Sommerzelten. Heftige Überschwemmungen durchweichen die wenigen Habseligkeiten der Bewohner, für die es weder Betten, noch warmes Wasser oder die Möglichkeit zum Duschen gibt.

Migrationsministerium spricht von „Kampagne gegen Griechenland“

Mehrere Hilfsorganisationen hatten zudem vermeldet, dass Kinder nachts, wenn sie schlafen, von Ratten gebissen werden – dies sei die häufigste Verletzung in dem Camp. Auch Entwicklungsminister Gerd Müller (SPD) hatte gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ von diesen Vorfällen gesprochen und angeprangert: „Das neue Lager Kara Tepe ist offensichtlich nicht besser – im Gegenteil: Ärzte ohne Grenzen musste jetzt eine Tetanus-Impfaktion starten, weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen werden.“

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Diese Vorwürfe dementierte der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis nun. Wie das Migrationsministerium mitteilte, sei die Organisation Ärzte ohne Grenzen gar nicht im Lager selbst aktiv, sondern arbeite außerhalb.

Es sei nicht das erste Mal, dass Medien die Realität verzerrten und sich damit absichtlich oder auch unabsichtlich an einer Kampagne gegen Griechenland beteiligten. Es sei bekannt, dass das provisorische Zeltlager nach dem Brand von Moria im September unter schwierigen Bedingungen innerhalb nur weniger Tage aufgebaut wurde. Vom ersten Tag an und auch weiterhin werde daran gearbeitet, die Situation zu verbessern, hieß es. (prei/dpa)

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