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  • Foto: picture alliance / Silas Stein/d

„Sind am Ende”: Pfleger deckt auf, wie schlecht wir auf Coronavirus vorbereitet sind

Hildesheim –

Alexander Jorde ist Pfleger – und zwar kein leiser, sondern einer, der schon seit Jahren aktiv versucht, die Situation der Berufsgruppe in Deutschland zu verbessern.

Spätestens seit seinem Auftritt in der ARD-Wahlarena im Jahr 2017, als er Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Missständen in der Pflege konfrontierte, kennt ihn auch ganz Deutschland.

Coronavirus: Pfleger bezieht Stellung

Zum Thema Corona hat der inzwischen 23-Jährige nun klar Stellung bezogen.

Seine Zukunftsaussichten sind düster: Im sozialen Netzwerk Twitter erklärte er am Freitag, warum er sich von der Politik im Stich gelassen fühlt „und warum unser Gesundheitssystem schon vor Covid-19 am Rande des Abgrunds stand.”

„Ich höre in den letzten Tagen immer wieder, wir hätten im Vergleich zu anderen Ländern viele Intensiv- und Beatmungsplätze. Aber keiner fragt nach den Menschen, die die darin liegenden Patienten versorgen sollen”, so Jorde.

Coronavirus: Pfleger mit düsteren Aussichten

Und weiter: „Schon vor Covid-19 waren viele dieser Bettenplätze aufgrund von Personalmangel gesperrt. Doch was passiert jetzt? Die Personalvorgaben werden aufgehoben.”

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Laut Jorde werde das dazu führen, dass Pflegerinnen und Pfleger bald deutlich mehr Patienten versorgen müssten – „und das bei gleichzeitig höherem Aufwand bei Schutzausrüstung und Hygiene.”

Hinzu kämen noch Lieferprobleme bei Schutzausrüstung und Mangel an Testkapazitäten, so der 23-Jährige weiter.

Pfleger über Coronavirus: „Wir sind NICHT gut vorbereitet”

„Während mir bei der Versorgung von Corona-Patienten Sekrete um die Ohren fliegen und ich erst dann einen Test machen darf, wenn ich bereits infektiös bin und mein halbes Team angesteckt habe und vielleicht noch viele andere Menschen, stellen sich Politiker aller Parteien vor die Kameras und erzählen was von guter Vorbereitung.”

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Jorde schlägt Alarm: „Ich kann eines garantieren: Wir sind NICHT gut vorbereitet.”

Laut dem Pfleger decke die Corona-Krise auf einen Schlag das auf, wovon Pflegende wie er seit nahezu Jahrzehnten berichteten: dass sie vollkommen überlastet sind.

„Wir sind am Ende. Wir können nicht mehr”, so Jorde alarmierend.

Coronavirus: Pfleger hat vier Forderungen

„Bald werden immer mehr Pflegende selbst infiziert sein und ausfallen. Dazu werden diejenigen kommen, die keine Betreuung für ihre Kinder haben. Und trotz alldem gibt’s für die Wirtschaft Milliarden und für uns nur warme Worte”, kritisiert Jorde.

Zum Schluss stellt der 23-Jährige, der seit 2018 SPD-Mitglied ist, konkrete Forderungen.

Unter anderem fordert er eine „sofortige Gefahrenzulage für alle in der direkten Versorgung eingebundenen MitarbeiterInnen“. Es sei notwendig, dass jeder Mitarbeiter, der sich um Corona-Patienten kümmert, täglich selbst auf das Virus getestet werde.

Es sei außerdem essentiell, dem Pflegepersonal innerhalb der nächsten Monate weiterhin die arbeitsrechtlichen Grundlagen zu garantieren – dass also beispielsweise Ruhe- und maximale Wochenarbeitszeiten eingehalten werden. (ta)

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