x
x
x
  • Der „Querdenken“-Bewegung fällt es zunehmend schwer, ihre Anhänger zu mobilisieren.
  • Foto: imago images/Future Image

„Riesenverarsche“: Erste „Querdenker“ zweifeln an Verschwörungstheorien

Berlin –

Diktatur, Ermächtigungsgesetz, tote Kinder durch Masken – den Anhängern der „Querdenker“-Bewegung konnte es lange nicht abstrus genug sein. Doch mittlerweile häufen sich in der Szene die Zweifel. Immer mehr Menschen bleiben den Demonstrationen fern. Ist die Bewegung am Ende?

„Ich denke, dieser Staat wird das Pfingstwochenende nicht überleben und wir werden eine Militärregierung bekommen (…)“, schreibt ein anonymer User in der Telegram-Gruppe „Veteranen-Pool Berlin/Brandenburg“, wo sich ehemalige Soldaten der Bundeswehr und der NVA zusammengetan haben. Das berichtet der „Tagesspiegel“.

Der Putsch bleibt trotz zahlreicher Aufrufe auf Telegram aus. Stattdessen irren am Pfingstwochenende einige hundert „Querdenker“ durch Berlin – angekündigt waren 16.000 Demonstranten. Auffällig ist: Die „Querdenker“ haben ihre Mobilisierungskraft verloren.

„Querdenken“-Anhänger beginnen zu zweifeln

Es gibt erste Stimmen aus der Szene, die mittlerweile an dem Geschwurbel zweifeln. In einem Chat schreibt ein Anhänger: „So langsam glaub ich, die wollen uns mit dem ganzen Gerede von der Diktatur und dem verseuchten Impfstoff nur Angst einjagen, damit wir denen Geld spenden. Fakt ist doch, dass jetzt über 40 Prozent die Impfung bekommen haben und überhaupt nichts Schlimmeres passiert ist. Und statt Diktatur öffnet jetzt langsam wieder alles. Das war alles ne Riesenverarsche“.

Einige Pandemie-Leugner fact-checken sich nun gegenseitig. Die Verschwörungsideologin Eva Hermann etwa stellte eine „Richtigstellung“ ins Netz, in der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi auf Distanz zu dem Verschwörungsmythos geht, dass Geimpfte durch ihre Impfung ansteckend seien.

Ballweg und KenFM unter Beobachtung – Haftbefehl gegen Hildmann

Und die Prominenz der Verschwörungsideologen? Um den ehemaligen Star und Gründer der „Querdenken“-Bewegung, Michael Ballweg, ist es ruhig geworden. Nach Spendenskandalen, Geheimtreffen mit Reichsbürgern und Verwerfungen innerhalb der Szene folgte die bundesweite Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

Das könnte Sie auch interessieren: Demos an Pfingsten – Ex-Militärs wollen „Querdenker“ abschirmen, Grüne warnen

Ken Jebsen und sein Sender KenFM sind ebenfalls im Visier des Verfassungsschutzes – wegen des Verdachts, Desinformationen und Verschwörungsmythen zu verbreiten und damit die „Querdenker“-Szene weiter zu radikalisieren, so die Begründung. Jebsen kündigte nun an, das Land zu verlassen.

„Querdenken“-Organisation scheint pleite zu sein

Attila Hildmann versteckt sich bereits in der Türkei vor dem Haftbefehl wegen Volksverhetzung. Zwar hetzt er unverändert weiter, doch die Zahl seiner Anhänger nimmt derzeit ab. Der ehemalige „DSDS“-Juror Xavier Naidoo hingegen scheint im Schwurbelsumpf untergegangen zu sein und nimmt mit bekannten Rechtsextremisten Songs für die Bewegung auf, berichtet „Der Volksverpetzer“.

Erfolge kann die „Querdenken“-Bewegung keine mehr aufweisen, stattdessen scheinen die Organisatoren pleite zu sein. Twitter-Videos zeigen die verzweifelten Spendenaufrufe auf den Demos. Doch immer mehr Anhänger fühlen sich abgezockt: Ihr Geld komme nicht da an, wo es hinsolle. Natürlich führen diese Erkenntnisse nicht bei allen Verschwörern zur Einsicht: Auf Telegram mehren sich nun Gerüchte, es handle sich bei „Querdenken“ um eine von der Regierung „gesteuerte Opposition“. 

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp