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  • Foto: ZDF heute journal

„Ich breche einfach zusammen“: ZDF zeigt dramatische Krankenhaus-Szenen in Italien

Cremona –

Deutschland kämpft weiter gegen die immer stärker steigende Corona-Kurve: 10 Millionen könnten sich hierzulande infizieren, wenn die Deutschen die Maßnahmen nicht rigoros umsetzen, die von der Regierung gefordert werden. Davor warnte nun der Chef des Robert-Koch-Institutes.

Und während einige Deutsche noch immer das gesamte Corona-Thema ignorieren und sich weiterhin in Parks treffen oder arbeiten gehen, obwohl sie im Home-Office arbeiten könnten, zeigt ein Blick nach Italien: Wenn zu viele Menschen gleichzeitig schwer erkranken, steht das gesamte System vor dem Kollaps.

Menschen sterben einsam, in Zelten und isoliert. Ärzte brechen zusammen, es fehlt an Intensivbetten und Beatmungsgeräten. Es fehlt an allem.

Coronavirus in Italien: Infizierte liegen in Bauchlage

Am Dienstagabend zeigte das ZDF-„heute journal“ dramatische Szenen: Ein Filmteam besuchte das Epizentrum Norditalien, wagte den Blick in ein Krankenhaus in Cremona (in der Lombardei).

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Carla Maestrini ist die Koordinatorin der dortigen Intensivstation. Sie erklärt, dass sie und ihre Kollegen die Stunden gar nicht mehr zählen könnten, die sie auf der Station verbracht haben. Die Corona-Virus-Patienten werden dort in Bauchlage beatmet – die Schwerkraft erleichtere es so, dass Sauerstoff in die Blutbahn gelange. Das normale Vorgehen bei Patienten mit Lungenerkrankungen.

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Doch: Das Vorgehen funktioniere nicht, heißt es in dem Bericht. Die Ärzte vor Ort können sich nicht erklären, warum. „Leider haben wir im Krankenhaus bisher noch nicht erlebt, dass sich wieder jemand erholt hat“, erklärt Maestrini. „Wir würden wirklich gern einige Patienten vom Beatmungsgerät nehmen und sehen, wie sie sich erholen.“ Sie fügt an: „Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, um zu sehen, dass wir das Richtige tun.“

Ärztin in Italien: „Die Menschen sterben und innerlich sterben wir auch“

107 Patienten von insgesamt 850 Infizierten sind in dem Krankenhaus zum Zeitpunkt des Besuchs bereits gestorben, erklärt die Ärztin. „Es hat einige Todesfälle gegeben und das macht uns fertig.“ Weil die Ärzte nicht in der Lage seien, das zu tun, wofür sie da sind: Menschen zu behandeln, sodass es ihnen wieder besser geht, so Maestrini. „Die Wirklichkeit ist: Die Menschen sterben. Und innerlich sterben wir auch.“

Seit Beginn des Ausbruchs des Coronavirus kämpft das Krankenhaus in Cremona mit den Folgen. Vor dem Gebäude wurden Zelte aufgebaut, in denen Patienten eingeteilt werden – nach Gesundheitszustand. „Was mich verwundert“, erklärt eine andere Krankenschwester, „ist, dass wir keine Macht haben im Angesicht dieses Notfalls.“

ZDF_heute_journal_Maestrini

Carla Maestrini ist die Koordinatorin der Intensivstation im Krankenhaus Cremona.

Foto:

ZDF heute journal

Die Ärzte seien es zwar gewohnt, schwer erkrankte Menschen zu behandeln, oft im Endstadium. „Aber selbst wir sind an solche eine rasante Abfolge von Menschenleben, die in Lebensgefahr schweben, nicht gewohnt.“ Die Schwester hält kurz inne. „Es ist hart. Es ist für alle hart.“ Die Sterberate sei erheblich. 

Corona-Ärztin in Italien: „Jede Stunde wecken mich Albträume“

„Ich gehe abends für ein paar Stunden nach Hause und klappe schlichtweg auf dem Sofa zusammen“, sagt Koordinatorin Maestrini. „Ich schlafe, aber ich schlafe nicht richtig, denn jede Stunde wecken mich Albträume auf.“ Die Tochter und der Mann würden Zuhause auf sie warten. „Sie versuchen, mit mir zu sprechen. Aber ich kann sie gar nicht richtig wahrnehmen. Sie fragen, ob ich ihnen zuhöre. Aber ich kann nicht. Das ist furchtbar.“

Trotzdem versucht Carla Maestrini weiter zu helfen und die Erkrankten zu heilen. Die Ärzte und Krankenhäuser in ganz Europa stehen unter riesigem Druck.

Viele Menschen zeigen sich solidarisch mit Ärzten und Helfern

Immerhin: Viele Menschen in Deutschland wollen sich solidarisch gegenüber den Ärzten, Helfern und Rettungskräften zeigen. Sie applaudieren an offenen Fenstern und von Balkonen – um ihnen zu danken. Während am Dienstagabend etwa im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel nur wenige Menschen zu hören waren, beteiligten sich in Köln bereits viel mehr, wie zahlreiche Beiträge im Netz zeigen.

„Lasst uns mit einer Geste zusammenhalten und unseren Ärzten, Sanitätern, Krankenpflegern und all den Helden, die gerade jetzt für unsere Gesundheit und für unsere Sicherheit sorgen, am Dienstag um 21 Uhr mit einem Applaus nach spanischen Vorbild danken.” So steht es in einem Post, der auf WhatsApp, Facebook und Twitter die Runde macht.

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