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  • Sanitäter bringen einen Patienten ins Maimonides Medical Center im New Yorker Stadtteil Brooklyn.
  • Foto: imago images/Xinhua

„Der Teufel ist schon da“: Forscher besorgt: Neue Corona-Mutanten grassieren in den USA

Sacramento/New York –

Sie sind die große Unbekannte: Wie beeinflussen die Corona-Mutationen in den kommenden Wochen das Infektionsgeschehen? In Europa sorgen vor allem die Mutanten aus England und Südafrika für Angst. Derweil bereiten auch Nachrichten aus den USA große Sorgen: Dort wurden mehrere neue Varianten entdeckt, die sogar noch gefährlicher sein könnten.

Sie heißen B.1.427 und B.1.429: Hinter diesen kryptischen Begriffen stecken zwei neue Corona-Virusvarianten, die zuerst in Kalifornien auftauchten und sich dort bereits rasend schnell ausgebreitet haben. Sie sind sich sehr ähnlich – und sehr gefährlich. 

Kalifornien-Mutationen ansteckender als Ursprungsvirus

„Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für Sie. Dass diese Variante überhaupt nicht von Bedeutung ist“, sagte Dr. Charles Chiu, Virologe an der University of California in San Francisco (UCSF) letzte Woche. „Aber leider folgen wir einfach der Wissenschaft.“ Und die lässt keinen Zweifel: Die in Kalifornien aufgetauchten Mutanten sind wesentlich ansteckender als das Ursprungsvirus.

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Menschen stehen in Los Angeles Schlange für ihre Corona-Impfung.

Foto:

imago images/ZUMA Wire

Wie die „New York Times“ berichtet, breiteten sich die Varianten vor allem in San Francisco rasend schnell aus. Von dort fraßen sie sich durch andere Regionen des US-Bundesstaats. Laut „Washington Post“ sind die Mutationen in den meisten Counties mittlerweile die dominierenden Formen des Virus.

US-Virologe zu Kalifornien-Varianten: „Der Teufel ist schon da“

Der Grund: B.1.427 und B.1.429 produzieren im Körper einer infizierten Person „doppelt so viele Viruspartikel wie andere Varianten“, heißt es in einer aktuellen Studie der UCSF. 

Eine zweite Studie der gleichen Uni kam zu dem besorgniserregenden Ergebnis, dass Patienten mit den Kalifornien-Varianten häufiger auf Intensivstationen behandelt werden mussten und eine erhöhte Sterblichkeitsrate hatten. Virologe Chiu mahnte, dass die Ergebnisse eine Warnung seien. Aber: „Der Teufel ist schon da“, sagte er der „Los Angeles Times“.

New York-Mutante wohl noch ansteckender als Kalifornien-Varianten

Auch in New York sind Forscher und Offizielle besorgt: Dort tauchte im November eine neue Corona-Variante auf. Ihr Name: B.1.526. Auch sie hat sich irrsinnig schnell ausgebreitet. Wie die „Times“ berichtet, ist mittlerweile mehr als jeder vierte positive Corona-Test in New York darauf zurückzuführen.

Patienten, die sich damit infizierten, waren im Durchschnitt rund sechs Jahre älter und mussten schneller ins Krankenhaus eingeliefert werden als es üblicherweise bei Covid-Erkrankten der Fall ist.

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Die Mutante wird von Experten als sogar noch gefährlicher als die Kalifornien-Varianten eingeschätzt. Michel Nussenzweig, Immunologe an der Rockefeller University, sprach von einer „besorgniserregenden“ Entwicklung. „Aber es ist gut, nun darüber Bescheid zu wissen, denn dann können wir vielleicht etwas dagegen tun.“

Darum ist die New York-Mutation so gefährlich

Die New York-Variante hat sich demnach aus zwei anderen Mutationen ausgebildet: der in Südafrika und Brasilien aufgetauchten E484K – und S477N, das im letzten Sommer und Herbst vor allem in Frankreich kursierte.

Professor Michel Nussenzweig spricht bei einer Konferenz (Archivbild).

Professor Michel  Nussenzweig spricht bei einer Konferenz (Archivbild).

Foto:

IMAGO / Xinhua

Dadurch besitzt B.1.526 zwei entscheidende Eigenschaften: Es ist resistenter gegen Impfstoffe und kann besser an menschliche Zellen andocken, berichtet die „Times“. Somit dürfte es nicht nur ansteckender sein, sondern auch schwerer einzudämmen.

Das Perfide: Eigentlich war New York zuletzt hinsichtlich der Corona-Zahlen auf einem guten Weg. Aber: „Varianten, die einen Vorteil haben, werden ziemlich schnell an Frequenz zunehmen, besonders, wenn die Zahlen insgesamt sinken“, sagte Andrew Read,  Evolutions-Mikrobiologe an der Penn State University.

Herdenimmunität rückt in weitere Ferne

Was bedeutet das für den weiteren Fortgang der Pandemie? Nussenzweig dazu: „Menschen, die sich vom Coronavirus erholt haben oder geimpft wurden, sind sehr wahrscheinlich in der Lage, diese Variante gut zu bekämpfen, daran besteht kein Zweifel“, sagte er. Aber „sie könnten dennoch ein bisschen krank werden.“

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Und, was womöglich entscheidend sein dürfte: Auch Menschen, die eigentlich immun sein müssten, könnten B.1.526 demnach weitergeben und das Virus im Umlauf halten – was die Herdenimmunität verzögern könnte, so Nussenzweig.

Experten warnen vor Panik

Obwohl die Berichte aus Kalifornien und New York Anlass zur Sorge geben – Experten warnen vor Panik: „Ich bin nicht panisch, und Sie sollten es auch nicht sein“, sagte Monica Gandhi, Virologin an der UCSF, zum britischen „Guardian“. Dass Viren mutierten, sei normal.

Ihr Kollege Waleed Javaid, Epidemiologe und Direktor für Infektionsprävention und -kontrolle am Mount Sinai-Krankenhaus in New York ergänzte: „Diese neuen Varianten sagen uns, dass wir wachsam sein müssen, dass wir heute vielleicht keine Pläne für die Sommerferien machen sollten. Aber lassen Sie uns abwarten, bevor wir uns zu viele Sorgen machen.“

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