x
x
x
Ein toter Blei liegt im flachen Wasser der Oder
  • Sonnenaufgang an der Oder: Ein toter Blei liegt im flachen Wasser
  • Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Fischsterben: Polens Regierung wirft Deutschland „Fake News“ vor

Schrille Töne aus Warschau: Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder spricht Polens Regierung von „Fake News“ aus Deutschland. Meldungen in deutschen Medien über erhöhte Pestizide im Fluss seien ein „ungerechtfertigter Angriff“ auf Polens Landwirtschaft. Inzwischen wurden fast 190 Tonnen toter Fische aus der Oder geborgen.

„Achtung, eine weitere Fake News wird in Deutschland verbreitet!!! Pestizide und Herbizide. In Polen wurde der Stoff getestet und unterhalb der Bestimmungsgrenze nachgewiesen, d. h. ohne Auswirkungen auf Fische oder andere Tiere, und ohne Verbindung zum Fischsterben“, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Samstagabend auf Twitter. Die Substanzen seien in Fischen nicht entdeckt worden, so Moskwa in einem weiteren Tweet: „Ein ungerechtfertigter Angriff auf die Landwirtschaft. Erst die Industrie, jetzt die Landwirtschaft? Was kommt als Nächstes?“

Oder-Fischsterben: Pestizid in Proben festgestellt

Brandenburgs Umweltministerium hatte am Samstag mitgeteilt, dass bei Proben, die an der Messstelle Frankfurt (Oder) in der Zeit vom 7. bis 9. August entnommen wurden, hohe Konzentrationen eines Pestizids mit dem Wirkstoff 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure gefunden worden seien. Es sei aber davon auszugehen, dass die nachgewiesene Dosis nicht unmittelbar tödlich für Fische gewesen sei. Der Wirkstoff wird etwa zur Bekämpfung von Unkraut eingesetzt.

Polens nationalkonservative PiS-Regierung steht unter Druck, weil polnische Behörden nur zögerlich auf erste Hinweise zu dem Fischsterben reagierten. Auch in Deutschland wurde bemängelt, dass polnische Behörden die international vereinbarten Informationsketten nicht eingehalten hätten. Vertreter der PiS reagierten darauf wiederholt mit antideutschen Tönen – und mit Attacken gegen die polnische Opposition. Dieser unterstellen sie, das deutsche Narrativ über mögliche Ursachen der Umweltkatastrophe willig zu übernehmen.

Oder: Weitere Fische drohen zu ersticken

Etwas Hoffnung macht derweil die Äußerung des Gebietschefs der Woiwodschaft Westpommern, Zbiegniew Bogucki. Demnach seien wieder lebende Fische zu sehen. „Dort, wo wir vor ein paar Tagen tonnenweise tote Fische geborgen haben, sind jetzt lebende Fische aufgetaucht“, schrieb Bogucki am Samstag auf Twitter. Aufgrund von Sauerstoffmangel im Wasser seien aber viele Fische kurz vor dem Ersticken und würden nahe der Oberfläche schwimmen. Dazu postete der Politiker ein Video, in dem dies zu sehen war. Er habe sich nun an die örtliche Feuerwehr gewandt, damit diese versuche, das Wasser mit Pumpen zu belüften, schrieb Bogucki in einem weiteren Tweet.

Fischsterben: Messungen am Stettiner Haff

Mecklenburg-Vorpommern hatte am Freitag mitgeteilt, dass bei Untersuchungen von Proben im deutschen Teil des Stettiner Haffs, in das die Oder mündet, keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien.

Ueckermünde: Till Backhaus (SPD), Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, begleitete die Entnahme von Wasserproben im Stettiner Haff picture alliance / dpa/Stefan Sauer
Till Backhaus (SPD)
Ueckermünde: Till Backhaus (SPD), Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, begleitete die Entnahme von Wasserproben im Stettiner Haff

Das könnte Sie auch interessieren: Fischsterben in der Oder: Giftwasser fließt in die Ostsee

Indes will in Brandenburg eine neue Bürgerinitiative auf das Fischsterben aufmerksam machen. Am Samstagabend wurde der Fluss am Ufer des Dorfes Kienitz als Warnzeichen mit Scheinwerfern rot angestrahlt, sagte Sprecherin Steffi Bartel. „Wir wollen den Menschen an der Oder damit auch ein Forum geben, ihre Ängste und Sorgen angesichts dieser Umweltkatastrophe auszusprechen.“ Für den 4. September rief die Initiative zu einer Menschenkette an der Oder auf. (dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp